Wie oft dürfen SAP-Beschäftigte von zuhause aus arbeiten? Bis dieser Streit gelöst ist, dürfte es noch eine Weile dauern. Aus Walldorf ist zu hören, dass Management und Betriebsrat in der Einigungsstelle jetzt in die inhaltliche Arbeit einsteigen. Zuvor sind offensichtlich erst einige Formalien und Zuständigkeiten geklärt worden. Wann es eine Lösung für das Problem gibt, das es im Sommer bis vor das Mannheimer Arbeitsgericht geschafft hatte, ist offen.
Selbst SAP-Urgestein Hasso Plattner hat jüngst im „Handelsblatt“ klar gemacht: „Kernbereiche, insbesondere in der Softwareentwicklung, müssen zusammensitzen, müssen miteinander diskutieren, danach Änderungen machen. Das schafft man nicht nur per Videokonferenz“, sagt der SAP-Mitgründer und frühere Aufsichtsratsvorsitzende. Interessant: Während die SAP-Seite vor dem Mannheimer Arbeitsgericht die Bedeutung des Homeoffice-Themas etwas heruntergespielt hatte, erklärt Plattner: „Das ist aus meiner Sicht gerade das Personalthema Nummer 1 - und eins, das auch bei SAP für Diskussionen sorgt.“
Vorstandsmitglied Vargiu-Breuer verteidigt hybrides Modell
Im Fachmagazin „Personalwirtschaft“ verteidigt Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektorin Gina Vargiu-Breuer den Wunsch des Managements, die Belegschaft nach der Corona-Pandemie wieder häufiger im Büro zu sehen - und hebt hervor, dabei flexibles Arbeiten zu ermöglichen. Nach dem Motto: Die Mischung macht’s.
„Das hybride Modell ist das Arbeitsmodell der Zukunft, denn es ermöglicht uns, kollaborativ, innovativ, aber auch an den Bedürfnissen der Mitarbeitenden orientiert zu arbeiten“, erklärt Vargiu-Breuer. „Bei uns bedeutet das in der Regel drei Tage in Präsenz - im Büro oder beim Kunden - zu arbeiten, und zwei Tage pro Woche flexibel.“ Bei „dringlichen persönlichen Themen“ seien in Abstimmung zwischen Beschäftigten und Führungskraft Ausnahmen möglich. Die Managerin räumt ein, dass es bei SAP „sehr unterschiedliche Meinungen“ gebe: „Wir bekommen viele E-Mails von Mitarbeitenden, die mit der neuen Regelung zufrieden sind, und von anderen, die sie nicht so gut finden.“
Diese „neue Regelung“ hatte der Walldorfer Softwarekonzern Anfang Juni festgesetzt. Brisant dabei: Es gab bis dahin keine Einigung mit den Betriebsräten über eine neue Vereinbarung zum mobilen Arbeiten. SAP ist der Ansicht, dass „die grundsätzliche Bemessung des Kontingents an mobiler Arbeit nicht der Mitbestimmung unterliegt“, sondern lediglich deren Ausgestaltung. Die Arbeitnehmervertretung hingegen sieht das anders - und ist gerichtlich dagegen vorgegangen.
Vor dem Arbeitsgericht Mannheim schlossen beide Seiten Anfang Juli einen Vergleich. Er sieht vor, dass eine Einigungsstelle - eine Art „betriebliches Schiedsgericht“ - endgültig klären soll, wie oft SAP-Beschäftigte pro Woche von zuhause aus arbeiten dürfen. Bis eine Entscheidung in der Einigungsstelle gefallen ist, duldet der Betriebsrat die Vorgabe von SAP, dass Mitarbeiter zwei Tage in der Woche mobil arbeiten können.
Man darf also gespannt sein, wann die Einigungsstelle eine Lösung findet und wie diese aussieht. Einen neuen Mitspieler gibt es obendrauf: Am 1. November startet SAP-Deutschland-Personalchef Daniel Müller, der Cawa Younosi beerbt. Star-Personaler Younosi hatte den Walldorfer Softwarekonzern vor rund einem Jahr überraschend verlassen.
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