Kommentar Blamage: Die Mannheimer MVV findet keinen Nachfolger für Georg Müller

MVV-Chef Georg Müller muss länger als Vorstandschef beim Mannheimer Energiekonzern bleiben, weil der Aufsichtsrat keinen Nachfolger findet. Ein Armutszeugnis, meint Walter Serif

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Walter Serif
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Georg Müller ist – das mag altmodisch klingen – ein wahrer Ehrenmann. Deshalb macht sich der MVV-Vorstandschef trotz seiner Ausstiegsklausel nicht die Taschen mit einer hohen Abfindung voll, wie das in der Wirtschaft eher die Regel ist.

Außerdem hat Müller den Aufsichtsrat des Mannheimer Energiekonzerns bereits frühzeitig darüber informiert, dass er Ende des Jahres aufhören will. Das Kontrollgremium hatte deshalb mehr Zeit für die leider zähe Suche nach einem Nachfolger.

Hängepartie um MVV-Spitzenposten wird peinlich

Dass Müller bis Ende März 2025 bleibt, weil der Aufsichtsrat einfach niemanden findet, ehrt Müller natürlich, obwohl er sich das so nicht vorgestellt hat. Die ganze Angelegenheit wird aber langsam peinlich für den Aufsichtsrat. Dessen Vorsitzender – Mannheims OB Christian Specht – hatte am 13. Mai gesagt, dass der Aufsichtsrat die notwendigen Schritte für ein geordnetes Nachfolgeverfahren bereits eingeleitet habe. Inzwischen sind fünfeinhalb Monate vergangen. Dass Georg Müller jetzt nächstes Jahr auch noch die Hauptversammlung absolvieren muss, ist für das Unternehmen eine Blamage.

Warum findet der Aufsichtsrat keinen, der in Müllers Schuhe passt? Warum hatte das Unternehmen keinen Plan B? Immerhin haben sich viele Mannheimer ja Sorgen um Müllers Gesundheit gemacht. Und warum hat man keinen im Vorstand für die Nachfolge aufgebaut?

Reizvoller Manager-Job im Zentrum der Energiewende

Die dürre Pressemitteilung vom Donnerstag passt da ins Bild. Ausführlich berichtet das Unternehmen auf seiner Homepage über die Woche der Wärmepumpe, verliert aber kein zusätzliches Wort darüber, wie es an der Spitze weitergehen soll.

Dabei ist wohl kein Chefposten in der Branche gegenwärtig so spannend wie der bei der MVV. Der Konzern treibt die Energiewende mit aller Kraft voran, senkt dabei nicht nur den CO2-Ausstoß, sondern verdient auch noch einen Haufen Geld. Müllers Nachfolger kann im nächsten Jahrzehnt die Ernte einholen.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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