Im Test

Sparsam auf große Fahrt

Hyundai bringt mit dem Ioniq6 ein weiteres E-Modell auf den Markt, das durch seine Optik, aber auch durch die hohe Qualität auffällt

Von 
Stephan Eisner
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Mannheim. Es ist schon beeindruckend, was der koreanische Autokonzern Hyundai in den vergangenen Jahren geliefert hat. Die Qualität der Fahrzeuge hat inzwischen Premiumstandard, weshalb auch acht Jahre Garantie gewährt werden, die Verarbeitung ist top, und in Sachen E-Mobilität stürmen die Modelle geradezu davon. Die 800-Volt-Ladetechnik, die extrem schnelles Laden möglich macht, wird in Deutschland zurzeit bei Porsche eingesetzt. Und so ein bisschen Ähnlichkeit hat der brandneue Ioniq6 auch mit dem E-Modell aus Zuffenhausen, dem Taycan – zumindest von vorne.

Das war es aber schon. Von hinten polarisiert der Koreaner. Ein abgerundetes Heck, ein breites Leuchtenband und ein aufgesetzter Spoiler sind zwar Hingucker, gefallen aber nicht allen. In jedem Fall ist der Ioniq6 windschnittig, was ihm zu einem hervorragenden cw-Wert von 0,21 verhilft – ihn so sparsamer macht. Und das ist er wirklich. Rund 15 kWh auf 100 Kilometern im Test sind für ein Zwei-Tonnen-Mobil stark. Deshalb ist auch die Reichweite – zumindest bei optimalen Witterungsbedingungen – sehr anständig. Rund 500 Kilometer schafft er. Und in knapp 20 Minuten sind am Schnellader wieder 80 Prozent Reichweite auf dem Display.

Hyundai Ioniq6 Uniq-Paket

Elektro-Motor: Permanentmagnetmotor; Stromspeicherung in 77,4 kWh Hochleistungsakku, Lithium-Ionen

Leistung: 168 kW / 229 PS

Max. Drehmoment: 350 Nm

Antrieb: Heckantrieb; einstufiges Reduktionsgetriebe

Höchstgeschw.: 185 km/h

Beschleunigung: 7,4 Sekunden von 0-100 km/h

Ladedauer: Von 10 bis 80 % in 18 Minuten (350 kWh)

Max. Reichweite: 545 km

Verbrauch pro 100 Kilometer (Werksangaben/WLTP): 14,3 kWh; Testverbrauch: 15,2 kWh

Länge: 4855 mm, Breite: 1880 mm, Höhe: 1495 mm

Kofferraum: 401 l (hinten), 45 l (vorne)

Leergewicht: 1985 kg

Preis: 60 200 Euro

Serienausstattung: LM-Felgen, Klimaautomatik, Rückfahrkamera, Navigationssystem, Matrix-LED-Scheinwerfer, Sitzheizung vorne und hinten, el. Heckklappe, Head-up-Display, el. verstellbare Ledersitze, Batterieheizsystem, zahlr. Assistenzsysteme. se

Den Einstieg in den Ioniq6 bildet eine Version mit Heckantrieb, 53-kWh-Batterie und 151 PS Leistung für 43 900 Euro. Unser Testwagen rollte mit Heckantrieb, einer 77-kWh-Batterie und 229 PS auf den Hof. Darüber gibt es auch eine Allradvariante mit zwei Elektromotoren und 325 PS Systemleistung. Aber schon im Testwagen geht es zügig voran. Zwischenspurts lassen auch im Ioniq6 die Mundwinkel nach oben gleiten.

Warnton bald in allen Fahrzeugen

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Sie sinken aber genauso schell wieder nach unten, denn der Ioniq6 ist mit einem ISA-System, einem intelligenten Geschwindigkeitsassistenten, bestückt. Seit Juli 2022 müssen ihn in der EU alle neuen Fahrzeugmodelle, ab Juli 2024 alle Neuwagen, an Bord haben. Das System soll warnen, wenn ein Tempolimit überschritten wird. Die Warnung erfolgt per Anzeige im Display, als Warnton oder durch ein vibrierendes Gaspedal. Der Hyundai zeigt die erlaubte Geschwindigkeit mit einem blinkenden Verkehrszeichen und untermalt das mit einem Warnton. Und zwar, wenn das Fahrzeug ein Tempolimit erkennt, dann noch einmal drei Töne, wenn man auch nur ein km/h zu schnell unterwegs ist – und zur Belohnung, wenn das Limit wieder unterschritten wird. Da brummt der der Kopf nach einer Weile. Das System lässt sich zwar abstellen, aber nur nach einem steinigen Weg durch die Menüs.

Der Ioniq6 ist eher sportlich abgestimmt, das Fahrwerk hat ein hohes Sicherheitspotenzial in Kurven. Oder anders ausgedrückt: Es macht Spaß durch die Kehren zu wedeln. Für agile Ambitionen fällt aber die Lenkung etwas synthetisch aus. Die Bremsen lassen sich gut dosieren, über einen Hebel wird die Stärke der Rekuperation eingestellt, also wie stark der Hyundai von alleine bremst und Energie zurückgewinnt, wenn der Fuß das rechte Pedal verlässt.

Ein langer Radstand von fast drei Metern verhilft dem Ioniq6 zu sehr üppigen Platzverhältnissen – zumindest, was die Beinfreiheit angeht. Vorne sitzen die Passagiere luftig und angenehm, hinten müssen größere Mitfahrerinnen allerdings den Kopf einziehen, denn die coupéförmige Linie schränkt die Bewegungsfreiheit ein. Die Schaltzentrale ist strukturiert gestaltet und trotz der beiden wuchtigen Displays lassen sich wichtige Einstellungen wie die Temperatur ganz analog und bedienerfreundlich per Knopf regeln. In der brückenartig gestalteten Mittelkonsole finden sich zahlreiche praktische und großzügige Ablagemöglichkeiten. Also auf zur großen Fahrt – mit schnellem Laden.

Ressortleitung Projektredakteur/Autoredakteur

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