Zu geänderten Kita-Zeiten

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Kinder balancieren auf dem Spielplatz einer Kindertagesstätte auf einem Brett. © Sebastian Kahnert/dpa

Zum Artikel „Städte kürzen Kita-Zeiten“ vom 27. August:

Liebes „Mannheimer Morgen“-Team, leider fand ich den Artikel zu den verkürzten Kita Öffnungszeiten sehr verkürzt und einseitig. Der pädagogische Blickwinkel fehlt meines Erachtens komplett. Sehen wir Kitas einzig als Verwahranstalt für Kinder? Oder sollten Kitas einem höheren Anspruch entsprechen?

Fachlich gesehen schadet eine reine „Verwahrung“ der Kinder möglicherweise sogar der Kindesentwicklung. Sollte also das einzige Ziel sein, Kinder so lange wie möglich irgendwo unterzubringen? In meinen Augen ist die Qualität der Betreuung fast noch höher zu werten. Auf diesem Punkt wird leider überhaupt nicht eingegangen. In Mannheim und Umgebung gibt es mehrere Schulen für angehende Erzieher*innen, Fachberatungsstellen für Kitas etc. Es gibt also Expert*innen zu diesen Themen in der Region. Warum werden zu diesem Thema keine Meinungen von Expert*innen eingeholt und veröffentlicht?

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Von
Günter Sigmundczyk
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Weiterhin wirkt der Blick auf die Demo der Eltern auch verkürzt. Ich frage mich, warum die Eltern vor der Kita demonstrieren? Sind die Mitarbeitenden der Kita die richtigen Adressat*innen? Oder richtet sich die Demo an die Politik, an die sich die Wut meines Erachtens nach richten sollte (Stichworte Rechtsanspruch, Finanzierung, Ausbildung, Gehalt, Betreuungsschlüssel). Das war aus dem Artikel leider nicht erkennbar. Alles in allem entsteht nach der Lektüre des Artikels und des Kommentars der Eindruck, dass hier unterschwellig Kritik an den Kitas und deren Mitarbeitenden geübt wird, die aber teilweise nur Mangel verwalten. Es entsteht zumindest bei mir der Eindruck, dass sie an der Misere Schuld seien und die als Beispiel angeführten Eltern in Seckenheim das auch so sehen.

Vielleicht tut man den Eltern damit aber total unrecht. Die (Landes- und Bundes-) politische Dimension wird komplett vernachlässigt und die Meinung des Redakteurs scheint hauptsächlich auf Alltagswissen zu beruhen und nicht auf Einschätzungen von Expert*innen.

Das Thema Kitas ist so wahnsinnig wichtig und wird hier in meinen Augen massiv unterkomplex beleuchtet. Ich kann den Druck den die Betroffene Eltern verspüren verstehen, würde mir aber von einer Zeitung eine differenziertere Berichterstattung erwarten.

Info: Originalartikel unter https://t1p.de/67uu6