Sie kommen in Rotten und meist nach Anbruch der Dunkelheit: Wildschweine verwüsten Privatgärten in Dörfern, Sportplätze, toben sich in Weinbergen und in Pflanzungen aus. Die Schäden sind immens. Betroffen sind auch die Orte Kembach, Dietenhan, Dertingen, Urphar.
Die Jagd hat versagt. Seit Jahrzehnten versuchen die Jäger, Wildtierpopulation hier zu regulieren, was ihnen bis heute auf eine zivilisierte Art und Weise nicht gelungen ist. Die Jagd ist also wirkungslos und kontraproduktiv. Die Jagd ist eine Leidenschaft, die Leiden schafft.
Mit der "Bevölkerungsexplosion" des Schwarzwilds ist im wörtlichen Sinne ein gewaltiges Problem "herangewachsen" und wächst weiter. Es wird sich eher noch verschärfen, mit dem überalten Revierpächter-Durchschnitt 65 plus. Eine der Hauptursachen scheint das hervorragende Nahrungsangebot zu sein, das die Allesfresser in menschliche Siedlungsräume lockt. Es sind zudem Räume, die die Jäger nicht bejagen. Die Tiere spüren dies und fühlen sich immer sicherer. Das einst scheue Wildtier ist zum sogenannten Kulturfolger geworden. Ein Patentrezept dagegen gibt es, stark und nachhaltig bejagen. Sollte die Situation aber unerträglich werden, sollte man die Jäger zur Verantwortung nehmen.
Dass es mit dem Altersdurchschnitt unserer Jägerschaft in vielen Kreisjägerschaften nicht zum Besten steht, ist hinlänglich bekannt. Das Durchschnittsalter der Jagdpächter ist aber oft noch viel höher als das der Jägerschaft selbst. Wenig bejagte Reviere, Überhege und die Zunahme an Wildschäden sind die Folge. Ein wesentliches Problem bei der momentanen Schwarzwildüberpopulation sind überalterte Jagdpächter, die viel Kirren, aber wenig oder gar nicht mehr jagen. Selbst bei der Freigabe von Abschüssen an Jungjäger wird geknausert oder die Freigabe unterbleibt gänzlich.
Wegen Überalterung den Zuschlag bei der Jagdverpachtung 2013 nicht erteilt - so was kennt man hier in Wertheim noch nicht. Als Erste hat eine Gemeinde daraus die Konsequenzen gezogen und den Zuschlag an die bisherige Jagdgemeinschaft versagt, mit der Begründung von Überalterung und zu hohem Wildschaden durch Überhege. Zudem soll jüngeren Jägern die Möglichkeit der Jagdausübung eingeräumt werden. So sollte es sein. Ein Beispiel, das in Wertheim schnell Schule machen könnte, wenn eine oft völlig überalterte Pächtergeneration sich in einigen Kreisjägerschaften weigert, die Schwarzwildbestände auf ein verträgliches Maß zu reduzieren.
Im Wertheimer Raum halten sich Wildschweine bevorzugt in den Randbereichen der Stadt/Wald auf. Dabei werden Grünflächen oft als Wanderpfade benutzt, um tiefer in die Stadt einzudringen. Besonders in der trockenen, warmen Jahreszeit zieht es die Tiere in die Stadt, weil dann in den innerstädtischen Grünanlagen, auf Friedhöfen und in Gärten viel leichter Nahrung zu finden ist als im Wald. Mit ihren kräftigen Rüsseln graben Wildschweine den Boden auf oder drücken Zäune hoch, um an die Nahrung in Komposthaufen oder Abfalltonnen zu gelangen. Manche Tierliebhaber vermuten zu Unrecht, dass die Tiere Hunger leiden, und füttern deshalb. Dadurch werden die Wildschweine dauerhaft in die Wohngebiete hinein gelockt. Vorsicht dies ist nicht erlaubt!
Die Tiere gewöhnen sich schnell an diese Nahrungsquelle. Entsprechendes gilt für Parkanlagen, in denen oftmals Essenreste zurückgelassen werden. Für Wildschweine sind Gartenabfälle und liegengelassene Picknickreste ein gefundenes Fressen. Beachtet man alle Vorsichtsmaßnahmen, kann es dennoch zu unliebsamen Besuchen kommen, so wie in Neubrunn.
Da Wildschweine ein hervorragendes Wahrnehmungsvermögen durch ihren Geruch haben, wittern sie Nahrung auf weite Entfernungen. Gärten müssen deshalb umfriedet sein, damit das Wild vom folgenreichen Spaziergang abgehalten wird. Hilfreich dabei ist ein Betonfundament mit Sockel in Verbindung mit einem stabilen Zaun.
Zäune allein könne nicht die Lösung der Wildschweineprobleme sein! Egon Schönig, Dietenhan, Baden-württembergischer Jagdaufseher