Die "Alterstruktur nach unten korrigieren" so lautete die vom Forstamt Tauberbischofsheim gewählte Überschrift zur Waldbegehung in Assamstadt. Dieser Bericht ist wohl die Einstimmung, zur Vorbereitung des Hiebsplanes für das kommende Forstjahr 2013. 40 Prozent des Bestandes, so kann man lesen, sollen abgeholzt werden. Nur noch die Zielbäume bleiben stehen. Nach dem Waldgesetz von Baden- Württemberg wird hier ein Kahlhieb vorbereitet.
Wer sich ein Bild von dieser modernen, so unsäglichen Waldbewirtschaftung machen will, der schaue sich den Mehlberg in Königshofen oder den Trillberg rechts und links der Straße von Schweigern kommend Richtung Bad Mergentheim fahrend einmal genauer an.
Der Kahlhieb am Mehlberg hat jetzt bereits eine Größe von nahezu 20 Hektar erreicht. Ein massiver Eingriff in unsere Natur und die gewohnte Flora dort. Die typischen Frühjahrsboten, wie die Schlüsselblume, das Buschwindröschen der Seidelbast oder das Maiglöckchen alle sind sie verschwunden, sie sind dem Erdboden ebenfalls gleich gemacht.
Auf diesen Flächen stand ein hochwertiger im Alter gut sortierter und in den Baumarten sorgfältig abgestimmter Mischwald. Das Lebenswerk von mindestens drei Forstwirts- und Forstarbeiter-Generationen, die diesen Wald in mühevoller Handarbeit geschaffen haben. Auch die angrenzenden Waldflächen wurden in den letzten fünf Jahren mehrmals durchforstet und die "wertigen Hölzer", - Hölzer für Möbel, Fässer usw. - Hölzer eben, die dem Forstamt bei geringst möglichem Aufwand ein schnelles Geld bringen, sind nahezu alle gefällt.
Im gesamten Waldgebiet von Königshofen bis nach Bad Mergentheim über die Markungen Unterbalbach, Edelfingen, Dainbach und Bad Mergentheim Kaserne liegt jetzt der Vorratsbestand noch bei rund 220 Fm/ha bis 280 Fm/ha (Fm = Festmeter; ha = Hektar).
Trotz der massiven Holzeinschläge der letzten Jahre rechnet das Forstamt noch immer mit einem Vorratsbestand von 340 Fm/ha. Der Wald dort ist jetzt so weit gelichtet, dass er für den Pilzsucher in den nächsten 30 Jahren kein lohnendes Ziel mehr sein wird.
Auf den Submissionsplätzen im Forstbereich Tauberbischofsheim wurden dieses Jahr 2436 Fm Wertholz, davon 2190 Fm Eiche vorgestellt. Umgerechnet in Vorratsfestmeter, - den geschätzten tatsächlich gefällten Bestand, sind dies rund 6000 Fm Eichen, die alleine 2012 gefällt wurden. Rund 40 Prozent der in Bad Mergentheim ausgelegten Hölzer hatten das Erntealter bei weitem nicht erreicht. Die wesentlichen Mengen dieser Hölzer wurden nach Österreich, Frankreich und Polen verkauft. Warum wohl? Das Forstamt behauptet trotzdem, dass die Nachhaltigkeit mit dieser Waldbewirtschaftung, gemeint ist, es wächst mehr Holz nach, als das, was zur Zeit eingeschlagen wird, sichergestellt sei. Die Grundlage zur Bewertung dieser Aussage oder gar ein Nachvollzug bleiben offensichtlich ein Amtsgeheimnis.
Es bleibt zu vermuten, dass die wertvolle Eiche eingeschlagen wird, das Erntealter liegt bei rund 180 Jahren, gegen den Wuchs der Douglasie, Erntealter rund 60 Jahre, aufgerechnet wird. Ich kann nur hoffen, dem ist nicht so, es wäre kein redlicher Umgang mit unserem "Weltkulturerbe Wald".
Es fällt auf, dass bei den öffentlichen Waldbegehungen die Grenzertragsflächen, meist sind es Standorte, wo die Schwarzkiefer steht, die kaum Ertrag bringt, und wo sich Naturverjüngungen nur äußerst schwierig durchführen lassen, tunlichst gemieden werden. Gehören diese Flächen nicht auch zur nachhaltigen Bewirtschaftung unseres Waldes?
Bei der Waldbegehung im März 2012, Anlass war der Leserbrief "Unser Wald wird zum Hackschnitzeldepot", wurden massive Bedenken seitens der Bürger vorgetragen. Der Bürgermeister von Lauda-Königshofen war offensichtlich erstaunt, in dem er sagte, - Zitat- dieser Leserbrief hat in der Verwaltung eingeschlagen wie eine Bombe - doch geändert hat sich nichts. Das Forstamt zieht seine Hiebpläne ohne Rücksicht auf das Wetter und die Natur durch.
Die geplante Holzmenge muss erreicht, am besten übertroffen werden weil sich ansonsten eine derartige Forstorganisation offensichtlich nicht mehr finanzieren lässt. Der Erlös aus der Bewirtschaftung des Stadtwaldes von Lauda - Königshofen lag in den letzten Jahren bei 25 000 Euro bis 40 000 Euro/Jahr. Das sind gerade mal rund 0,08Prozent vom Gesamthaushalt. Die Feldwege, meist sind sie ausgelegt für Achslasten von fünf bis sechs Tonnen, werden durch diese Waldbewirtschaftung mit Achslasten bis zu zwölf Tonnen befahren. Sie sind zwischenzeitlich bis auf wenige Ausnahmen alle kaputt und müssten längst repariert werden.
Bewertet man die Wegeschäden und geht davon aus, dass die Pflegemaßnahmen an den durchgeführten Kahlhieben/Naturverjüngungen in den nächsten Jahren zunehmen werden, so wird unser Wald in wenigen Jahren zum Zuschussbetrieb für die Stadt. Noch vor 30 Jahren war er die Sparbüchse der Gemeinden. Interessant wäre zu wissen, wer für diese unsägliche Waldbewirtschaftung auch gegenüber den kommenden Generationen einmal die Verantwortung übernehmen wird. Ist es das Forstamt mit seinen18 Personaleinheiten alleine in der Verwaltung in Tauberbischofsheim, ist es die Stadtverwaltung, sind es die Stadt,- und Ortschaftsräte die diese Hiebpläne genehmigen?
Die Gemeinde Hachtel hat den Hiebplan des Forstamtes für 2012 einstimmig abgelehnt hat. Die Gemeinde Igersheim berichtet, dass im großen Stiel wieder aufgeforstet wurde und dass bei Nadelhölzern und Kirsche im Laufe des Jahres wieder geastet wurde.
Aus Edelfingen hört man, dass sich die Ortsverwaltung selbst mehr um die Waldbewirtschaftung kümmern will. Dies ist der richtige Weg zu höherwertigen Hölzern, zum nachhaltigen Ertrag im Wald und zu unserer bisher gewohnten Flora dort.
Es kann nicht alles falsch gewesen sein was die früheren Forstwirte im Wald entschieden und getan haben. Den Wald nur zu verwalten, mit den Einschlägen über die Verhältnisse zu leben und jeden Pfennig vor Ort sparen zu wollen, all dies hat mit Nachhaltigkeit in der Waldbewirtschaftung und der Bedeutung unseres Waldes für die Umwelt nichts mehr zu tun.