Für sie ist ein Marathon quasi ein Kurzstreckenlauf: Rund 300 Ultraläufer sind am Samstag bei der mittlerweile sechsten Auflage des „Taubertal 100“ auf die Strecke gegangen. Los ging das Laufspektakel in aller Frühe, bereits um 6 Uhr fiel der Startschuss in Rothenburg ob der Tauber. Am Start gab es dann auch gleich die erste Änderung im Vergleich zum Vorjahr. Damit alle Teilnehmer auch genug Platz haben, wurde die Startlinie um 300 Meter nach vorne in die Eiswiese verlegt.
Das war aber bei weitem nicht die einzige Änderung. So war außerdem in diesem Jahr der 100-Meilen-Lauf erstmals bestenlistenfähig. „Das bedeutet, dass die Rekorde, die dort gelaufen werden, auch offiziell anerkannt werden“, wie Organisator Hubert Beck erklärte. Um das zu erreichen, musste der Lauf einige Vorgaben erfüllen. Und das war gar nicht so leicht, wie Beck ausführte. So musste die insgesamt rund 161 Kilometer lange Strecke unter anderem komplett vermessen werden und einige Anpassungen am Streckenverlauf vorgenommen werden. Zudem ist der „Taubertal 100“ in diesem Jahr erstmals Teil der „Biel-Taubertal-Challenge“ gewesen. Diese besteht aus zwei Ultraläufen, nämlich den „Bieler Lauftagen“ in der Schweiz, die am 5. Juni stattgefunden haben, und eben dem Lauf durchs Taubertal. Wer an beiden teilgenommen hat, bekam unter anderem eine besondere Medaille.
300 Helfer im Einsatz
Damit nicht nur auf, sondern auch neben der Strecken alles glatt läuft, waren rund 300 Helfer im Einsatz. Sie kümmerten sich unter anderem darum, dass die Läufer ihre Energiereserven an den zahlreichen Versorgungsständen wieder aufladen konnten. Zum Beispiel mit Chia-Samen, Kartoffel-Püree, Kokos-Öl und Obst. „Das ist alles basische Nahrung mit hohem Energiegehalt“, erläuterte Hubert Beck. Damit trage man vor allem dem Umstand Rechnung, dass der Lauf für Magen und Stoffwechsel der Athleten eine große Belastung sei.
Wie bereits in den Vorjahren starten die Läufer des „Taubertal 100“ auch in diesem Jahr wieder über vier verschiedene Distanzen. Die kürzeste Strecke führte über eine Entfernung von 50 Kilometern von Rothenburg nach Bad Mergentheim. Den Sieg davon trug in diesem Jahr Mario Müller. Mit einer Zeit von 3 Stunden und 42 Minuten führte er das Feld an. Mit dem Königshöfer Ulrich Schmalz landete ein Lokalmatador auf dem dritten Platz. Bei den Damen setzte sich Jessica Göttel mit einer Zeit von 4 Stunden und 33 Minuten an die Spitze.
Marco Bscheidl Erster in „TBB“
Die zweite Strecke führte über eine Distanz von 71 Kilometern von Rothenburg bis nach Tauberbischofsheim. Als Erster passierte Marco Bscheidl die Ziellinie am Schlossplatz mit einer Zeit von knapp 5 Stunden und 22 Minuten. Bei den Frauen holte sich Brigitte Knapp den Platz ganz oben auf dem Treppchen. Sie war rund 6 Stunden und 54 Minuten unterwegs.
Den größten Andrang verzeichnete in diesem Jahr der 100-Kilometer-Lauf von Rothenburg bis nach Wertheim. Rund 180 Läufer gingen in dieser Disziplin an den Start. Allen voran der Ukrainer Serhii Popov, der mit großen Ambitionen ins Rennen startete. Der drahtige Osteuropäer wollte in einer Rekordzeit von unter sieben Stunden ins Ziel kommen. Und lange sah es auch so aus, als würde ihm dies gelingen. So passierte er die Wegmarke in Tauberbischofsheim nach rund 4 Stunden und 52 Minuten. Auf den verbliebenen 29 Kilometern von der Kreisstadt bis nach Wertheim wurden Popovs Beine jedoch immer schwerer. Am Ende reichte es mit einer Zeit von 7 Stunden und 20 Minuten nicht ganz zum angepeilten Rekord. Immerhin durfte sich der Ukrainer aber damit trösten, dass er bei seinem souveränen Sieg die Konkurrenz deutlich hinter sich gelassen hatte.
Auf Platz zwei kam der Rüsselsheimer Martin Kröll ins Ziel. Und das, obwohl er sich zwischenzeitlich verlaufen und dadurch einige Minuten verloren hatte. Am Ende war Kröll aber doch mehr als zufrieden mit seinem Lauf. „Erleichtert, aber ziemlich platt“, kommentierte er seine Gefühle beim Zieleinlauf. Ähnlich ging es auch dem Drittplatzierten Martin Mulzer. Die „Taubertal 100“ waren für den 32-jährigen Triathleten aus Roth bei Nürnberg der erste Ultra-Marathon. Wie ihm der Lauf durch das Taubertal gefallen hat, das fasste er mit einem Wort zusammen: „Unglaublich“. Bei den Damen triumphierte die Britin Catherine Charlton aus Nottingham. Rund sechs Stunden und sechs Minuten war die schnellste Frau im Feld unterwegs.
Drei Stunden Vorsprung
Die eigentliche Königsdisziplin des „Taubertal 100“ ist freilich der Lauf über 100 Meilen (161 Kilometer), von Rothenburg bis nach Gemünden im Main-Spessart-Kreis. Einer der Teilnehmer in dieser Disziplin war der Niederländer Jan Albert Lantink. Der 60-Jährige wollte nicht nur den Sieg holen, sondern auch gleich noch den Weltrekord in seiner Altersklasse M60 verbessern. Um es gleich vorweg zu nehmen: Beides ist ihm gelungen. Mit einer Zeit von knapp 14 Stunden unterbot Lantink den bisherigen Weltrekord um ganze 37 Minuten. Stoisch spulte der Niederländer Kilometer um Kilometer ab, bis er gegen 20 Uhr in Gemünden die Ziellinie passierte – rund drei Stunden vor dem Zweitplatzierten. Fast noch beeindruckender war indes die Leistung von Wolfgang Roether. Mit seinen 74 Jahren waren der Freiburger der älteste Teilnehmer im Feld. In einer Zeit von knapp 26 Stunden bezwang er die 161 Kilometer lange Strecke.
Info: Bildergalerie unter www.fnweb.de im Internet.
Die Ergebnisse
50-Kilometer-Lauf
Herren: 1. Mario Müller (Team Erdinger Alkoholfrei) 3:42:00 Stunden, 2. Stefan Skale (Muddy Bagpipes) 4:11:56, 3. Ulrich Schmalz (TV Königshofen) 4:25:00.
Damen: 1. Jessica Göttel (Benefizteam 42 x 42,195) 4:33:14, 2. Lora Reitblat (Never walk alone) 4:35:08, 3. Nicole Sieg 5:12:24.
71-Kilometer-Lauf
Herren: 1. Marco Bscheidl (LG Passau) 5:21:36, 2. Daniel Schröder (SC Trebbin) 5:54:03, 3. Michael Tümmler (TSG Schwäbisch Hall) 6:00:54.
Damen: 1. Brigitte Knapp 6:53:48, 2. Bettina Degenhart 7:23:01, 3. Marion Fellmann 7:41:18.
100-Kilometer-Lauf
Herren: 1. Serhii Popov (Salomon Running Club) 7:20:39, 2. Thomas Kröll (TG Tria Rüsselsheim) 8:27:48, 3. Martin Mulzer 8:31:05.
Damen: 1. Catherine Charlton (Notts AC) 9:25:40, 2. Karin Waxenberger 10:16:30, 3. Jolanta Drzewinska 10:36:54.
100-Meilen-Lauf
Herren: 1. Jan Albert Lantink (MPM-Hengelo) 13:59:44, 2. Markus Küng (TV Niederurnen) 16:56:06, 3. Zoltán Papp (Endsport) 19:00:03.
Damen: 1. Linda Boros 19:37:55, 2. Purity Jenninger (Team Taubertal 100) 25:20:00. ses
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