"Taubertal100" - Für rund 150 Läuferinnen und Läufer war der Ultra-Marathon zum einen eine exzellente Trainingseinheit, zum anderen auch ein Erlebnis für die Sinne

Tempo, Härte, Genuss und Amüsement

Von 
Uwe Bauer
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Mittelalter-Rituale: Beim Start in Rothenburg sandte "Ritter Kai von Coburg" (alias Kai Gieser aus Schefflenz) die Läuferinnen und Läufer aus (Bild oben). Zusammen mit Burgfräulein (Clara Regler aus Wehr bei Bad Säckingen) schlug "Kai von Coburg" in Wertheim alle Finisher des 100-Kilometer-Laufes beim Ultra-Marathon "Taubertal100" symbolisch zu Rittern, auf dem Bild unten rechts den Sieger Jan-Albert Lantink aus den Niederlanden, der nach 7:17,33 Stunden als Erster ins Ziel gekommen war.

© Uwe Bauer

"Wer fleißig ist und gute Füße hat" - kommt bis nach Wertheim. Das sagte "Ritter Kai von Coburg" beim Start des Ultra-Marathons "Taubertal100", bei dem am Samstag rund 150 Läuferinnen und Läufer Strecken über die Distanzen 50, 71 und eben 100 Kilometer bewältigten. Nahezu alle erreichten ihr Ziel in den vorgegebenen Zeiten (siehe dazu auch nebenstehende Resultate).

"Ich habe gute Hoffnung, dass es gut geht", sagte Jan-Albert Lantink kurz vor 6 Uhr, als er am Hotel "Rappen" in Rothenburg vom SWR-Fernsehen befragt wurde. Dem TV-Team stellte er sich auch im Ziel in Wertheim, denn es war gut gegangen für ihn. Sehr gut sogar. Mit der Zeit von 7:17,33 Stunden unterbot der 58-jährige Niederländer den 2015 von Michael Sommer aufgestellten Streckenrekord (7:40,14) deutlich - und hatte im Ziel noch genügend Luft, um zusammen mit seinen Begleitern den Schlager "Oerend hard" der Gruppe "Normaal" zum Besten zu geben als Hommage an seinen verstorbenen Vater, der das Lied gern mochte.

"Völlig kaputt" war Lantink nach eigener Aussage rund zehn Kilometer vor dem Ziel, als es in Höhe des Klosters Bronnbach doch noch ein paar Steigungen auf der ansonsten recht flachen 100-Kilometer-Distanz zu bewältigen galt. "Überkommen, überkommen, überkommen" habe er sich da gesagt. Und es auch geschafft.

"Mir hat das Taubertal gefallen"

"Ein sehr schöner Lauf mit viel Abwechslung, mir hat das Taubertal sehr gut gefallen", lobte Lantink die Veranstaltung, auch wenn er die geplante Zeit von rund sieben Stunden etwas überboten hat. Doch das machte dem Betriebsarzt aus Hengelo gar nichts aus, denn nun wolle er mit "viel Bier" und beim Ritteressen nicht nur mit seinen holländischen Freunden feiern.

Auf den Ultra-Marathon "Taubertal100" sei er aufmerksam geworden, weil er im Hinblick auf die Weltmeisterschaft im November in Spanien auch zeitlich günstig für ihn gewesen sei. Neben der Trainingseinheit wollte er auch "die Umgebung genießen und sich ein bisschen amüsieren".

Um Tempo und Härte ging es am Samstag für die Mitglieder der deutschen Ultramarathon-Nationalmannschaft, denen der "Taubertal100" für ihr Trainingslager in Rothenburg gerade recht kam. "Diese Läufer sind hier zwar im Hinblick auf die Weltmeisterschaft im November in Spanien mit angezogener Handbremse gelaufen, haben bei ihrem harten Trainingslauf aber die bisherigen Streckenrekorde weit unterboten", stellte Hubrt Beck, Organisator des "Taubertal100", erfreut fest.

Karsten Fischer, Sieger über die 71-Kilometer-Strecke und eben Mitglied besagter Nationalmannschaft, benötigte gerade mal 4:55,59 Stunden bis nach Tauberbischofsheim und war auch deshalb nicht überrascht über diese Zeit, weil sie für ihn bei einem Trainingslauf "normal" sei und diesbezüglich auch der Rückenwind eine Rolle gespielt habe.

Beim Lauf über die 50 Kilometer bis nach Bad Mergentheim siegten die vorab als Favoriten klassifizierten Niels Bubel (in 3:07,52 Stunden) und die amtierende deutsche Meisterin über diese Strecke, Nele Alders-Baerens (in 3:27,41 Stunden), die bis kurz vor dem Ziel zusammen auf der Strecke zu sehen waren.

Starkregen in der Kreisstadt

Die äußeren Bedingungen waren beim 3. "Taubertal100" zumindest von 6 bis 12 Uhr "perfekt für Läufer", sagte Hubert Beck. Dann aber gab es einen Platzregen in Tauberbischofsheim, "der einige dazu bewogen hat, dort die eigentlich angestrebte 100-Kilometer-Distanz abzubrechen. Ansonsten war das Wetter ein Traum, denn laut Wetterbericht hätte es viel schlimmer kommen können mit dem Regen. Da hatten wir noch Glück".

Bleibt zum Schluss noch eines: Was für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Ultra-Marathon gilt, wünschte sich Rainer Wölkering aus Schwaigern, Finisher über die 100 Kilometer, auch für die Organisatoren des "Taubertal100": "Ich wünsche euch, dass ihr durchhaltet und irgendwann (...) aus eurem Idealismus und finanziellem Defizit in die Gewinnzone kommt. Der Lauf ist es allemal wert!"

"Taubertal100"-Resultate

Die Ergebnisse des Ultra-Marathons "Taubertal100", der am Samstag von Rothenburg aus für die Teilnehmer der 50-Kilometer-Strecke bis nach Bad Mergentheim führte, für die Läufer auf der 71-Kilometer-Distanz bis nach Tauberbischofsheim und über die 100 Kilometer bis nach Wertheim.

100-Kilometer-Lauf

(von 63 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erreichten acht Frauen und 54 Männer das Ziel innerhalb des Zeitlimits von 13:00 Stunden).

Männer: 1. Jan-Albert Lantink (Altersklasse M55, MPM Hengelo/Niederlande) 7:17,33 Stunden; 2. Ekkehard Ernst (AK M40, Petit Lancy/Schweiz) 8:44,04 Stunden; 3. Marc Soba (AK M40, Frankfurt) 8:55,14 Stunden; 4. Uwe Jahn (AK M45, Eilenburg) 8:59,17 Stunden.

Resultate von Läufern aus der Region: 23. René Roth (AK M40, Mondfeld) 10:45,38 Stunden; 42. Ulrich Schmalz (AK M35, TV Königshofen) 12:10,36 Stunden.

Frauen: 1. Simone Durry (Altersklasse W40, Düsseldorf) 10:02,18 Stunden; 2. Christine Kohnert (AK W45, Bayreuth) 10:40, 11 Stunden; 3. Anke Scherbarth (AK W45, Obernburg) 10:53,12 Stunden; 4. Claudia Müller (AK W30, Stuttgart) 11:09,28 Stunden.

71-Kilometer-Lauf

(von 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer finishten vier Läuferinnen und 28 Läufer innerhalb des Zeitlimits von maximal 9:15 Stunden).

Männer: 1. Karsten Fischer (Altersklasse M30, Großkrotzenburg) 4:55,59 Stunden; 2. Christoph Lux (AK M35, Bad Homburg) und Michael Sommer (AK M50, Oberstenfeld) beide in 5:37,10 Stunden; 4. Hilmar Freundschig (AK M50, Tauberbischofsheim) 6:23,28 Stunden; ... 8. Christian Umminger (AK M40, Grünsfeld-Zimmern) 7:13,41 Stunden.

Frauen: 1. Mara Lückert (Altersklasse W45, Gummersbach) 6:15,00 Stunden); 2. Patricia Rolle (AK W45, Berlin) 6:41, 32 Stunden); 3. Elisabeth Butz (AK W55, Ottweiler) 8:01, 42 Stunden; 4. Patricia Kusatz (AK W45, Berlin) 8:12,18 Stunden.

50-Kilometer-Lauf

(von 37 Teilnehmerinnen und Teilnehmern kamen zehn Frauen und 27 Männer allesamt innerhalb des Zeitlimits von 6:30 Stunden ins Ziel).

Männer: 1. Niels Bubel (Altersklasse M25, Berlin) 3:07,52 Stunden; 2. Gerrit Wegener (AK M35, Berlin) 3:11,33 Stunden; 3. Carsten Stegner (AK M40, Nürnberg) 3:13,41 Stunden; 4. André Collet (AK M45, Raeren) 3:15,42 Stunden.

Resultate von Läufern aus der Region: 11. Armin Zipf (AK M50, Niederstetten) 5:01,40 Stunden, 12. Steffen Frank (AK M45, Niederstetten) 5:04,32 Stunden), 13. Peter Ruess (AK M45, Igersheim) 5:07, 09 Stunden.

Frauen: 1. Nele Alder-Baerens (Altersklasse W35, Berlin) 3:27,41 Stunden; 2. Branka Hajek (AK W30, Großaltdorf) 3:44,56 Stunden; 3. Almut Dressler (AK W30, Berlin) 3:53,06 Stunden; 4. Claudia Rost (AK W45, Rothenburg) 5:00,29 Stunden; ... 9. Sonja Metzger (AK W40, Markelsheim) 6:05,39 Stunden.

Hinweis

Für den 100-Kilometer-Lauf waren ursprünglich 99 Läuferinnen und Läufer gemeldet. Einige von ihnen entschieden sich jedoch, entweder bei Kilometer 71 oder bei Kilometer 50 aufzuhören. Diese Teilnehmerinnen und Teilnehmer "rutschten" dann entsprechend in die Wertungen über diese Distanzen. uwb

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