Mit der Qualifikation für die Ironman-70.3-Weltmeisterschaft ging für den 30-jährigen Triathleten Kevin Antoni aus Tauberbischofsheim, der für den ETSV Lauda startet, ein Traum in Erfüllung. Insgesamt über 5600 Frauen und Männer, Profis und Altersklasseathleten machten sich auf den Weg nach St. George/Utah (USA), um dort die Weltmeister und Weltmeisterinnen zu küren.
Um sich zu akklimatisieren und optimal auf den Wettkampf vorzubereiten, reiste Kevin Antoni bereits in der Vorwoche des Wettkampfes an. Noch bei hochsommerlichen Temperaturen absolvierte er seine ersten Trainingseinheiten in der imposanten Wüstenlandschaft. Allerdings kam es in den Tagen vor der WM zu einem markanten Kälteeinbruch mit Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schnee auf den umliegenden Bergen.
„Frische“ Temperaturen
Bei einem organisierten Testschwimmen im nahe gelegenen Sand Hollow Reservoir, einem See in etwa 1000 Meter Höhe, konnten sich die Sportler schon einmal mit den frischen Morgentemperaturen unter 5 Grad Celsius und 17 Grad Celsius Wassertemperatur vertraut machen. Thema war anschließend die Kleiderwahl nach dem Schwimmen: Umziehen, warme Kleidung oder einfach nass aufs Rad und versuchen sich warmzufahren.
Die Wettkämpfe der Frauen fanden einen Tag vor denen der Männer statt. Für die Männer hatte das den Vorteil, dass sie schon einmal erlebten, wie man am besten mit den kalten Temperaturen umgeht. Von zeitsparend aerodynamisch, das heißt einfach nass im kurzen Wettkampfeinteiler aufs Rad, bis zeitaufwendig Umziehen mit warmer Jacke und Hose, war alles vertreten.
Am Wettkampfmorgen hieß es früh aufstehen und eine Kleinigkeit essen, die letzten Utensilien richten und um 5 Uhr (es war noch stockdunkel) mit dem Shuttle an den See zum Start zu fahren. Dort überprüften die Athleten nochmals kurz ihre Fahrräder, die sie bereits am Vorabend „eingecheckt“ hatten, füllten ihre Verpflegung für das Radfahren auf und machten sich anschließend bereit auf den Start, der in Startgruppen ab 7.30 Uhr erfolgte, wobei angesichts der Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt die wichtigste Vorbereitung darin bestand, sich irgendwie warm zu halten.
Um 7.30 Uhr, noch vor Sonnenaufgang, starteten die Profis ihr Schwimmen über 1,9 Kilometer. Kevin Antonis Startgruppe, die Altersklasse der 30- bis 40-Jährigen, war um 8.16 Uhr dran. Mit 460 Teilnehmern war diese Startgruppe recht groß, so dass es schon lange vor dem Startschuss zu einem ordentlichen Gedränge um die besten Startplätze kam. Aus der vierten Startwelle heraus ging es für Kevin Antoni im wärmenden Neoprenanzug in das 17 Grad „warme“ Wasser. Dort kam es zu einem, wie Antoni erwähnte, „sehr unruhigen Schwimmen“. Normalerweise schwimme er vorne weg, aber durch die zuvor gestartete ältere Altersklasse schwammen die jüngeren Schwimmer in die langsameren Altersklasseathleten hinein und es musste oft überholt werden. Nach ordentlichen 26:35 Minuten kam er nach 1900 Meter auf Platz 20 in seiner Altersklasse aus dem Wasser.
Nach einem heftigen Anstieg hoch in die Wechselzone entschied sich Antoni, Handschuhe, ein trockenes Trikot und Armlinge überzuziehen, um sich vor Auskühlung zu schützen. Es war mit 6 Grad recht frisch und die Sonne stand noch sehr flach und wärmte kaum. Die ersten Kilometer gab er ordentlich Gas, um warm zu werden. Die ersten 40 Kilometer absolvierte er inetwa einer Stunde. Im weiteren Verlauf auf dem hügeligen Radkurs galt es, sich ausreichend mit Nahrung zu versorgen und Kräfte für den anstrengenden langen Anstieg im Snow Canyon zu sparen. Insgesamt ging die Taktik als leichter Radfahrer, bergan die Konkurrenten zu distanzieren, auf. Ab dem höchsten Punkt im Snow Canyon geht es dann 15 Kilometer in hohem Tempo durch die atemberaubende Naturlandschaft hinunter nach St. George in die zweite Wechselzone. Mit nahezu 77 Stundenkilometer „flog“ Antoni den Berg hinunter. Nach 2:21 Stunden für die 90 Kilometer, über 1000 Höhenmeter und einem 38,1-km/h-Schnitt, wechselte er zufrieden auf die Laufstrecke.
Nun hieß es: Schnell das Radtrikot und die Handschuhe ausziehen sowie die Radschuhe gegen die Laufschuhe tauschen und ab auf die 21,1Kilometer lange Laufstrecke. Hier mussten auf zwei Laufrunden 250 Höhenmeter und einige Richtungswechsel überwunden werden. Nachdem die ersten fünf Kilometer in 20 Minuten gut liefen konnte Kevin Antoni den restlichen Lauf durch St. George und einen Golfpark „genießen“, das Tempo verschärfen und etliche Athleten überholen. Nach 1:22:32 Stunden Laufzeit erreichte er glücklich das Ziel.
Mit seiner Gesamtzeit von 4:18:04 Stunden belegte er bei seiner ersten Weltmeisterschaftsteilnahme den sehr guten 23. Platz unter den etwa 500 gestarteten Triathleten aus aller Welt in seiner Altersklasse. Damit war er der drittschnellste deutsche Starter in dieser Altersklasse. Von den über 3600 teilnehmenden und qualifizierten Athleten, inklusive der Profis, erreichte er den 151. Rang.
Motivation für die neue Saison
Zufrieden mit seiner Leistungsentwicklung und neuen Bestzeiten fühlt sich Kevin Antoni nun motiviert für die nächste Saison. Trotz schwerer Beine begann er schon mit der Planung der nächsten Herausforderungen. etsv
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