Handball

Deutsche Handballer fahren mit Rückenwind zur WM

Bei den abschließenden Testspielen gegen Island präsentierte sich die deutsche Nationalmannschaft der Handballer bereits in WM-Form. Ein Profi der Rhein-Neckar Löwen war dabei die prägende Figur im Angriffsspiel

Von 
Marc Stevermüer
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Juri Knorr von den Rhein-Neckar Löwen machte nachhaltig auf sich aufmerksam. In den beiden Länderspielen gegen Island erzielte er am Wochenende insgesamt 19 Treffer. © Axel Heimken/dpa

Hannover. Das gibt Selbstvertrauen. In den beiden Testspielen gegen WM-Geheimfavorit Island hat die deutsche Handball-Nationalmannschaft am Wochenende zweimal eine ansprechende Leistung gezeigt. Auf die 30:31 (18:14)-Niederlage am Samstag in Bremen folgte am Sonntag ein 33:31 (19:14)-Erfolg in Hannover. Insgesamt fast 19 000 Zuschauer sahen in zwei ausverkauften Hallen die Partien vor der Weltmeisterschaft in Polen und Schweden (11. bis 29. Januar).

Wo steht die deutsche Mannschaft kurz vor der WM?

„Wir haben in beiden Spielen gezeigt, dass wir einen richtig schnellen Handball spielen können“, sagte Rechtsaußen Patrick Groetzki von den Rhein-Neckar Löwen und sprach davon, am Donnerstag mit einem „guten Gefühl“ in den WM-Vorrundenspielort Kattowitz zu reisen. Allerdings hätten die Partien auch gezeigt, „dass wir noch ein bisschen zu große Schwankungen in unserem Spiel haben“. Am Samstag gaben die Deutschen eine Sechs-Tore-Führung her, am Sonntag glichen die Isländer nach einem Fünf-Tore-Rückstand zwischenzeitlich aus. Dennoch überwiegen bei Groetzki die positiven Eindrücke: „Das waren zwei Spiele auf Topniveau und in den 120 Minuten waren wir 90 Minuten lang die bessere Mannschaft.“

Wie will die deutsche Auswahl spielen?

Mit einer stabilen Deckung und nach Ballgewinnen mit viel Tempo. Im Mittelblock wechselten sich Julian Köster und Simon Ernst neben Kapitän Johannes Golla ab. Sie machten ihre Sache gut. Islands Nationaltrainer Gudmundur Gudmundsson, der die Rhein-Neckar Löwen 2013 zum EHF-Pokalsieg geführt hatte, räumte ein, dass es aus dem Positionsangriff schwierig für sein Team gewesen sei, zu klaren Chancen zu kommen.

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Was passte nicht so gut?

Beim 30:31 am Samstag hatte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) mehr als 40 Minuten lang alles unter Kontrolle. Sie führte 23:17 (43.) und Gislason wechselte durch. Nachdem zuvor Juri Knorr, Kai Häfner und Philipp Weber im Rückraum sehr gut harmoniert hatten, durften Christoph Steinert, Luca Witzke und Paul Drux ran. Acht Minuten später stand es 26:25. „Der zweite Anzug sitzt noch nicht“, sagte Gislason, der am Sonntag fast durchgehend auf seine Stammkräfte setzte. Das zahlte sich aus.

Was fiel sonst noch am Wochenende auf?

Seit Monaten predigt Gislason, dass er so wenig Angriff-Abwehr-Wechsel wie möglich haben will. Das könne man sich gegen Topnationen „nicht erlauben“. Island ist solch eine Topnation. Und was machten die Deutschen? Sie spielten am Samstag phasenweise mit zwei Wechseln. „Es ist ein paarmal in die Hose gegangen“, räumte Gislason kleinlaut ein. Am Sonntag spielte er in der ersten Halbzeit fast ohne Wechsel. Zur Pause stand es 19:14 für sein Team.

Wer ist der Chef auf der Spielmacherposition?

An Juri Knorr von den Rhein-Neckar Löwen führt kein Weg vorbei. Seine grandiose Bundesliga-Form hat er mit zur Nationalmannschaft gebracht, am Wochenende präsentiere sich der 22-Jährige als Denker und Lenker und war zudem selbst torgefährlich. Insgesamt erzielte der Mittelmann 19 Treffer. „Überragend“ sei seine Leistung gewesen, lobte Gislason, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass der Löwe am Samstag gegen Spielende ein paar technische Fehler zu viel gemacht habe. Die seien „teuer“ gewesen. Doch der Lerneffekt setzte sofort ein. Am Sonntag habe sich Knorr „noch besser“ präsentiert, lobte Gislason. Auch Groetzki hält große Stücke auf seinen Club-Kollegen: „Er kann der X-Faktor für uns sein.“

Wie haben sich die anderen Löwen geschlagen?

Rechtsaußen Groetzki dürfte seinen Platz sicher haben. Nominell wäre Lukas Zerbe sein Ersatz, der Lemgoer überzeugte am Wochenende aber wie schon zuvor in der Liga nicht. Kreisläufer Jannik Kohlbacher zeigte gerade am Sonntag, als Kapitän Johannes Golla ungewohnte Schwächen offenbarte, dass man auf ihn zählen kann. Torwart Joel Birlehm ist die klare Nummer zwei, zumal Platzhirsch Andreas Wolff gegen Island zweimal stark spielte.

Gibt es Verlierer nach der WM-Vorbereitung?

Ja. Djibril M’Bengue und Tim Zechel kamen nicht zum Einsatz, gehören aber zum 18-Mann-Kader, der am Donnerstag nach Kattowitz fliegt. Gegen Katar am Freitag (18 Uhr) dürfen aber nur 16 Profis im Team stehen. M’Bengue und Zechel sind die ersten Streichkandidaten.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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