Die französchen Handballer wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten. Und so rannten sie zu Elohim Prandi, ihrem Helden von Köln. Der wurfgewaltige Rechtshänder rettete den Olympiasieger im EM-Halbfinale gegen Schweden mit einem direkt verwandelten Freiwurf zum 27:27 in die Verlängerung, in der sich die Franzosen dann durchsetzen. Das atemberaubende Duell ging mit 34:30 (27:27, 17:11) an den Olympiasieger, der als einziges Team im Turnier noch ungeschlagen ist.
„Manchmal müssen verrückte Sachen passieren, um so ein Spiel zu gewinnen. Und was dann passiert von Elohim, ist jenseits von Gut und Böse. Das ist seine Extraklasse mit diesem Raketenarm“, sagte Frankreichs Spielmacher Kentin Mahé.
Frankreich dominiert zu Beginn
Beide Teams lieferten sich ein hochklassiges Spiel und trieben sich an eine spektakuläre Leistungsgrenze, die sie ohne einander vermutlich nicht erreicht hätten. Keine Frage: Wenn man sich ein Spiel mit Dramatik und Spektakel malen würde, wäre ein Gemälde mit Franzosen und Schweden herausgekommen.
Der Olympiasieger dominierte die Begegnung in der ersten Halbzeit, der folgende Krimi zeichnete sich zu diesem Zeitpunkt nicht ab. Vor 19 750 Zuschauern zogen die Franzosen nach einem 3:4-Rückstand (6.) mit einem 6:0-Lauf innerhalb von acht Minuten auf 10:4 (14.) davon.
Schweden urplötzlich wieder da
Mit einer robusten und beweglichen Abwehr stoppte die Mannschaft von Trainer Guillaume Gille den schwedischen Spielfluss immer wieder und ließ die Skandinavier nicht ins Tempospiel kommen. Keine Frage: Der Titelverteidiger musste sich jeden Treffer hart erarbeiten, während bei den Franzosen Dika Mem für Tore aus dem Rückraum sorgte. Und zwar mit einer Leichtig- und Selbstverständlichkeit, die nur sehr wenige ausstrahlen. Einem Weltklassespieler wie ihm gehen aber eben auch die schwierigen Dinge ganz einfach von der Hand.
Den Sechs-Tore-Vorsprung verteidigten die Franzosen bis zum 17:11-Pausenstand. Und nichts, wirklich gar nichts deutete zu diesem Zeitpunkt auf die erste wahnsinnige Wende in diesem mitreißenden Duell hin. Die Schweden brauchten neun Minuten, um zum 18:18 (39.) auszugleichen. Jetzt spielten sie, wie sie spielen wollten. Mit Tempo. Und einem überragenden Torwart Andreas Palicka.
Prandi schockt die Schweden
Der Ex-Keeper der Rhein-Neckar Löwen wehrte drei Siebenmeter ab, 72 Sekunden vor dem Abpfiff traf Jim Gottfridsson zum 27:25 für die Skandinavier. Doch der Wahnsinn an diesem Abend nahm kein Ende. Erst verkürzte Frankreich, dann leistete sich Gottfridsson einen technischen Fehler. Die Uhr lief runter, die Spielzeit war angelaufen. Doch der Olympiasieger bekam noch einen direkten Freiwurf - und den donnerte Prandi gleichermaßen spektakulär wie hart zum 27:27 ins Tor. Solch ein Treffer ist die ganz hohe Kunst.
Der Krimi von Köln ging in die Verlängerung - und mitgenommen vom späten Schock lief bei den Schweden plötzlich da nur noch wenig zusammen.
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