Basketball

Der Heidelberger Basketball-Traum lebt

Erstmals seit 46 Jahren bestreitet das Basketballteam aus Heidelberg wieder Play-offs der höchsten deutschen Spielklasse. Gegen Chemnitz wollen die Academics nun mehr.

Von 
Moritz Kaltwasser
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Der Sportliche Leiter der Academics, Alex Vogel (rechts), freut sich nach dem letzten Hauptrundenspiel gegen die Skyliners Frankfurt mit dem Heidelberger Eigengewächs Niklas Würzner. © PIX-Sportfotos

Heidelberg. Was vor einem Jahr wie ein utopisches Märchen klang, ist heute Realität: Die Academics Heidelberg haben sich für die Play-offs der Basketball-Bundesliga qualifiziert und werden an diesem Samstag (17 Uhr) ihr erstes Viertelfinalspiel der Best-of-Five Serie bei den Niners Chemnitz bestreiten. Am kommenden Dienstag (20 Uhr) duellieren sich beide Mannschaften dann im Heidelberger SNP-Dome in Spiel zwei.

In Anbetracht der Tatsache, dass die Academics vor Rundenbeginn nur die Klasse halten wollten, wirken die aktuellen Geschehnisse in Heidelberg fast schon ein wenig surreal. Doch der Sportliche Leiter Alex Vogel hatte schon früh ein positives Bauchgefühl: „Bereits in der Vorbereitung hat man gespürt, dass wir eine sehr gute Mannschaft beisammen haben. Dementsprechend habe ich mir schon zu diesem Zeitpunkt kaum Gedanken um den Abstiegskampf gemacht“, sagt Vogel.

Erfolgreicher Saisonstart dank starker Teamdynamik

Dass sich die Heidelberger am Ende der Hauptrunde sogar erstmals seit 46 Jahren wieder für die Play-offs der höchsten deutschen Basketball-Liga qualifizieren konnten, überraschte allerdings auch ihn positiv. „Wir haben uns die Play-offs aber verdient. Fast über die gesamte Saison standen wir unter den Top-Sechs“, betont Vogel stolz.

Den Worten des 33-Jährigen zufolge ist es den Academics geglückt, eine homogene Einheit zu formen, die sehr gut in die Saison gestartet ist und somit stetig an Selbstvertrauen gewonnen hat. „Dadurch konnten wir auch Partien drehen, die nicht optimal verlaufen sind“, erklärt der Sportliche Leiter und führt das vergangene Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten Skyliners Frankfurt als Beispiel an.

Ryan Mikesell: Heidelbergs stiller Anführer überzeugt erneut

Im dritten Viertel lag Heidelberg zwischenzeitlich mit 17 Punkten zurück und stand kurz davor, die direkte Play-off-Teilnahme knapp zu verpassen. Doch dank eines Kraftaktes konnte das Spiel in der Verlängerung noch mit 84:75 gewonnen werden.

Neben dem alles überragenden DJ Horne (26 Punkte, vier Dreier) trumpfte in dieser Partie auch Mannschaftskapitän Ryan Mikesell erneut groß auf. Der Small Forward wechselte zu Rundenbeginn vom französischen Erstligisten ES Chalonnais in die Kurpfalz und schlüpfte prompt in die Rolle des Führungsspielers. „Er ist kein klassischer Lautsprecher, aber trotzdem ein echter Leader“, würdigt Vogel das Auftreten des Heidelberger Kapitäns.

Academics-Kapitän Ryan Mikesell (rechts) trumpfte in dieser Saison enorm auf und war mitentscheidend für den Heidelberger Höhenflug. © PIX-Sportfotos

Mikesells Leistungen sorgen mittlerweile ligaweit für Aufsehen. In der Wahl zum besten Spieler der Saison belegte der 28-jährige US-Amerikaner mit knapp 14 Prozent der abgegebenen Stimmen den dritten Platz. „In meinen Augen hätte er dieses Ranking sogar gewinnen können“, merkt Vogel an.

Auf einen starken Mikesell wird es auch in den Play-off-Partien gegen Chemnitz ankommen. Zumal mit Osun Osunniyi ein wichtiger Center ausfallen könnte.

Das Duell zwischen den Kurpfälzern und den Sachsen verspricht absolute Hochspannung: Chemnitz schloss die Hauptrunde als Tabellenvierter ab, während Heidelberg mit gleicher Punktzahl auf dem fünften Rang landete. Auch die beiden direkten Aufeinandertreffen in der Hauptrunde waren ausgeglichen: Heidelberg verlor die Begegnung in Chemnitz mit 65:72, konnte aber die Niners vor heimischem Publikum mit 81:66 bezwingen.

Außenseiter mit klaren Ambitionen auf Sieg

Des Weiteren trafen beide Teams im Achtelfinale des BBL-Pokals aufeinander. Dort behielt Heidelberg zu Hause knapp mit 78:73 die Oberhand. Somit deuten die bisherigen Vergleiche auf einen offenen Schlagabtausch in den Play-offs hin.

Dennoch sieht Vogel sein Team gegen den letztjährigen Europe-Cup-Sieger in der Außenseiterrolle. Dies bedeutet aber nicht, dass sich die Überraschungsmannschaft der Saison keine Hoffnungen auf das Halbfinale macht. „Die Rolle des Underdogs liegt uns. Dementsprechend möchten wir in dieser Serie nicht nur mitspielen, sondern auch gewinnen“, erklärt Vogel. Für ihn sind die Play-offs eine Zugabe, die mit einer Mischung aus höchster Seriosität und der erforderlichen Lockerheit angegangen wird.

Euphorie in Heidelberg: Fans als Erfolgsfaktor

In den anstehenden Partien können sich die Academics zudem erneut auf die Unterstützung der Zuschauer einstellen. Schon gegen Frankfurt war die Begegnung mit 4.410 Zuschauern abermals ausverkauft. Vor der Begegnung präsentierte der Fanclub „Kollektiv Neckarkurve“ sogar eine Choreografie.

„Die Unterstützung der Fans ist einfach sensationell. Bereits in der schwierigen vergangenen Saison haben sie uns auf famose Weise unterstützt“, sagt Vogel über den Rückhalt in der Stadt. Und wer weiß: Vielleicht trägt die Euphorie in Heidelberg die Academics ja sogar über das Viertelfinale hinaus. Das Kurpfälzer Basketball-Märchen ist noch nicht beendet.

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