Mannheim. Zur Einstimmung auf das erste Heimspiel in der neuen Saison ging Michel Abt im Abschlusstraining der Rhein-Neckar Löwen am Dienstag an die Musikbox. Der Co-Trainer spielte die Hymne des Handball-Bundesligisten. „Damit wir uns alle richtig einstimmen“, wie Chefcoach Maik Machulla wenig später berichtete. Immerhin ist die Partie am Mittwoch (19 Uhr) gegen GWD Minden für gleich acht Profis des zweifachen Meisters und Pokalsiegers eine neue Erfahrung – und übrigens auch für Machulla.
Die SAP Arena soll zu einer Festung werden
„Ich habe tatsächlich darüber nachgedacht, dass es wahrscheinlich extrem komisch sein wird, zur SAP Arena zu fahren, weil das jetzt meine neue Heimspielstätte ist“, gab der Trainer zu und erinnerte sich daran, in der Halle im Mannheimer Bösfeld „ein paar harte Erfahrungen“ gemacht zu haben. Als Gast mit der SG Flensburg-Handewitt. Zur Wahrheit gehört aber ebenso: Ein paar gute waren auch dabei.
Ohnehin hat der 48-Jährige die Vergangenheit aber hinter sich gelassen: „Seit ich hier in der Verantwortung stehe, habe ich mich schnell mit dem Löwen-Wappen identifiziert. Ich lebe diesen Verein und bin davon überzeugt, dass man sich mit Haut und Haaren auf Sachen einlassen muss.“ Und mit Herz. Was Machulla seit seinem ersten Tag bei den Badenern macht: „Deswegen freue ich mich extrem auf dieses Spiel.“ Und auf die SAP Arena, in der die Gäste künftig wenig bis gar keinen Grund zur Freude haben sollen, wie der Trainer hofft: „Wir müssen versuchen, diese Halle zu einer Festung zu machen. Wenn wir dorthin fahren, müssen wir das mit einem guten Gefühl machen.“ Und das funktioniert vor allem über Siege, mit denen sich ein gewisses Selbstverständnis entwickelt.
Der Löwen-Trainer sieht noch Baustellen
Nach dem Auftaktsieg in Kassel bei der MT Melsungen geht es für die Löwen nun gegen Minden darum, die entstandene Aufbruchstimmung zu verstärken. „Ich spüre eine gewisse Euphorie und die will ich auch nicht ganz ausbremsen. Denn es ist schon so, dass wir in Melsungen ein gutes Spiel gemacht haben und uns darüber freuen dürfen“, sagte Machulla, der Selbstbewusstsein aus dem starken Start zieht: „Dieses Spiel hat gezeigt, dass wir absolut konkurrenzfähig sind – und zwar nicht nur, um in der Bundesliga mitzuspielen, sondern wir kommen auch für Siege gegen Topmannschaften infrage.“
Nichtsdestotrotz sieht der zweifache Flensburger Meistertrainer auch noch Steigerungspotenzial und entsprechend viel Arbeit vor sich: „Wir haben gesehen, dass gewisse Konstellationen auf dem Feld schon sehr gut zusammenpassen. Es wurde aber ebenso deutlich, dass einige Formationen noch enger zusammenrücken müssen.“
Bei acht Zugängen ist das kaum verwunderlich, weshalb Machulla auf den Faktor Zeit setzt: „Wir brauchen Abläufe, wir brauchen Trainingseinheiten – und wir brauchen die Spiele.“ Also den Ernstfall. Mal ganz abgesehen davon, dass sich die Löwen in den zurückliegenden Jahren einen Namen als launische Diva machten. Großen Siegen gegen große Mannschaften folgten nicht selten peinliche Blamagen gegen vermeintlich schwächere Gegner.
Machulla möchte die Vergangenheit nicht kommentieren, tut aber alles dafür, dass sich erst gar kein Schlendrian einschleicht. Nachdem die Löwen erst am späten Freitagabend die Rückreise aus Kassel angetreten hatten, bat der 48-Jährige am Samstag wieder in die Halle zum Training. Die Löwen wollen jede Minute nutzen, um besser zusammenfinden. Und nicht zuletzt verbarg sich hinter der Einheit auch ein Signal des Trainers, der „ganz deutlich zeigen“ wollte: „Wir haben zwei Punkte. Aber nicht mehr und nicht weniger. Wir sind weiter hungrig, wir wollen mehr und wir möchten diesen Sieg bestätigen.“
Ein paar mahnende Worte vom Trainer müssen auch sein
Keine Frage: Machulla kennt die Gefahren und Fallstricke in der stärksten Liga der Welt, in der jeder gegen jeden verlieren kann. Also auch die Löwen in eigener Halle gegen Aufsteiger Minden. „Man bekommt nichts geschenkt. Und es wäre der größte Fehler, wenn wir jetzt glauben, dass irgendetwas von allein geht. Wir sind eine Arbeitsmannschaft und können ein überragendes Niveau erreichen. Aber auch nur dann, wenn alle auf ein Maximum an Bereitschaft kommen.“ Mit „Halbgas“ oder „80 Prozent Einsatz“ werde seine Mannschaft keine Punkte holen, mahnte der Trainer: „Dann werden wir ganz schnell die Quittung bekommen.“
Gegen Minden stehen dem erfolgshungrigen Coach erneut alle 16Spieler zur Verfügung. Die Löwen können also alles reinlegen, was gegen den Aufsteiger vermutlich auch gefragt sein wird. GWD holte am ersten Spieltag ein Unentschieden gegen Frisch Auf Göppingen – und hätte laut Machulla eigentlich einen Sieg verdient gehabt.
Unabhängig davon ist die Mannheimer Zielsetzung aber klar und nicht verhandelbar, wie der Trainer deutlich machte: „Wir wollen unbedingt die nächsten zwei Punkte und uns für die Saisonvorbereitung erneut belohnen. Wir alle befinden uns gerade auf einer gemeinsamen Reise, auf einem gemeinsamen Weg, der wahnsinnig viel Spaß macht. Ich spüre eine große Energie im Team, eine riesige Freude im Training.“ Das alles wollen die Löwen beibehalten – und dafür brauchen sie einen Sieg.
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