Eishockey

Ruhiger Rückhalt: Adler-Torwart Johan Mattsson will wieder Spaß am Eishockey haben

Johan Mattsson bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Nach zwei enttäuschenden Jahren in der KHL möchte der Schwede nun einfach wieder Spaß am Eishockey haben.

Von 
Philipp Koehl
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Endstation: Johan Mattsson könnte die gegnerischen Spieler in der Deutschen Eishockey Liga mit seiner ruhigen Art zur Verzweiflung bringen. © Kurz/PIX-Sportfotos

Mannheim. Johan Mattsson hatte vor seiner Abreise nach Mannheim noch einen sehr wichtigen Programmpunkt zu erledigen. Charles, der jüngere seiner beiden Söhne, hatte Geburtstag. Also wurde dieser mit Freunden und Familie angemessen gefeiert. „Meine beiden Söhne interessieren sich sehr für Golf und lernen derzeit alles darüber. Tatsächlich hat sich mein jüngster Sohn deshalb gewünscht, dass wir einen Teil seines Geburtstages auch auf dem Golfplatz verbringen“, sagte der neue Torhüter der Adler Mannheim gegenüber dieser Redaktion.

Der Schwede beschreibt sich selbst als „absoluten Familienmenschen“. Entsprechend ist es ihm wichtig, seine Liebsten um sich zu haben. „Neben dem Golf trainiere ich meinen Sohn auch im Fußball. Während der Saison ist es häufig hektisch und ich sehe meine Familie entsprechend nicht so oft. Deshalb nutze ich im Sommer neben dem Training jede Gelegenheit, um mit ihnen zusammen zu sein“, betonte er.

Adler-Torwart Mattson war einst als Juniorennationalspieler in Mannheim

Mittlerweile hat sich der 33-Jährige laut eigener Aussage gut in Mannheim eingelebt. Die Stadt und speziell die SAP Arena kennt Mattsson noch von einem internationalen Nachwuchsturnier, das er einst mit der schwedischen Juniorennationalmannschaft in der Kurpfalz absolvierte. „Mir gefielen die Arena und die Stadt damals sehr. Außerdem habe ich im Vorfeld schon mit einigen Freunden gesprochen, die bereits in Mannheim spielten, und sie sagten alle, dass es eine wirklich gute Organisation ist“, sagte er.

Einer dieser Freunde ist Johan Gustafsson, der in der Saison 2019/2020 das Adler-Tor hütete und mit dem Mattsson 2012 die U-20-Weltmeisterschaft mit der schwedischen Juniorennationalmannschaft gewann. „Das Gespräch mit Johan hat mich darin bestärkt, in Mannheim zu unterschreiben“, unterstrich Mattsson, der davon überzeugt ist, bei den Adlern auf und neben dem Eis seine Stärken einbringen zu können.

Vier erfolgreiche Jahre in Schweden und geringster Gegentorschnitt in der KHL

„Ich bin ein recht großer Torhüter, der versucht, durch ruhiges und sicheres Auftreten dem Team Vertrauen zu vermitteln. Spektakuläre Paraden wird es bei mir eher nicht geben. Ich will das Spiel lesen und die Situation schon vor der Aktion einschätzen können“, sagte der 1,93Meter große und 91 Kilogramm schwere Schlussmann und ergänzte: „Abseits des Eises bin ich ebenfalls ruhig und entspannt. Ich bin vielleicht nicht derjenige, der in der Kabine am meisten spricht, aber ich habe einen guten Sinn für Humor.“

Diesen hat der Familienvater gerade in der vergangenen Saison gut gebrauchen können. Doch der Reihe nach: Nach vier erfolgreichen Jahren beim schwedischen Top-Club Frölunda HC, mit dem er sowohl die nationale Meisterschaft als auch zweimal die Champions Hockey League gewinnen konnte, wechselte Mattsson 2021 zu Dinamo Riga in die vor allem russisch geprägte Kontinental Hockey League (KHL).

Nach 28 Partien ging es weiter zu Awtomobilist Jekaterinburg, wo er in der Saison 2022/2023 zum Ende der Hauptrunde den geringsten Gegentorschnitt und die beste Fangquote der gesamten Liga aufweisen konnte. Der Lohn war ein Vertrag beim Spitzenclub SKA Sankt Petersburg, bei dem Mattsson aber nur noch auf lediglich zwölf Einsätze kam.

Nur neun Einsätze: Schwere Zeit bei Barys Astana

In der vergangenen Spielzeit unterschrieb er dann erneut in der KHL bei Barys Astana – rund lief es für ihn aber nicht. Der Trainer wurde früh entlassen, genauso die ausländischen Spieler. Mattsson sollte zwar bleiben, wurde aber nur noch neunmal (bei 480 Minuten) eingesetzt. Dies – so hört man in der Szene – soll eine politische Entscheidung des Clubs gewesen sein, der stattdessen verstärkt auf den kasachischen Nationaltorhüter Nikita Boyarkin setzte.

Für Sprachtalent Johan Mattsson spielt Kommunikation eine wichtige Rolle. © Daniel Bamberger, Der Bildjaeger

Mattsson, der seine Worte sehr bedacht wählte, wollte sich zu dieser „ungewöhnlichen“ Spielzeit nicht groß äußern. Sagte nur im ruhigen Ton: „Ich verstehe den Wunsch, sich stärker auf lokale Spieler zu konzentrieren, dennoch war es für mich schwer nachvollziehbar, warum ich das gesamte Jahr über bleiben musste, obwohl ich offen für einen Wechsel zu einem anderen Team war.“

Auch wenn es Mattsson nicht direkt sagte, wurde deutlich, wie schwer es ihm in der vergangenen Spielzeit ergangenen sein musste. Denn dem Torhüter, er mit seiner Statur und Ruhe stark an seinen Vorgänger Arno Tiefensee erinnert, ist es wichtig, sich dort, wo er sein Leben verbringt, wohlzufühlen, sich zu integrieren.

Sprachtalent: Mattsson spricht auch ein bisschen Deutsch

Er spricht neben Schwedisch und Englisch, auch ein bisschen Lettisch und Russisch. Selbst Deutsch bringt er noch aus seiner Schulzeit mit nach Mannheim. „Ich kann auf Deutsch Essen bestellen und solche Sachen. Ich versuche, so viel wie möglich die Landessprache zu sprechen, denn ich möchte mit den einheimischen Spielern kommunizieren können“, sagte er.

Kommunikation ist für Mattsson auch ein wichtiges Attribut bei der Zusammenarbeit mit seinem Torwartkollegen. „Solch eine Zusammenarbeit erfordert gegenseitigen Respekt, offene Kommunikation und die Bereitschaft, voneinander zu lernen. Es ist wichtig, eine Balance zu finden, die für beide Parteien funktioniert, ähnlich wie in einer Partnerschaft“, erläuterte er und führte weiter aus: „Ich habe sowohl Erfahrungen mit Torhüterkollegen gemacht, mit denen kaum Kommunikation stattfand, als auch mit solchen, die zu engen Freunden wurden und mit denen ich auch außerhalb der Saison Zeit verbringe.“

Der Plan: Mattsson und Franzreb teilen sich die Spiele auf

Der Schwede bildet zusammen mit Maximilian Franzreb das Torhüterduo in Mannheim. Dass er mit ihm gut auskommen wird, hat er nach der gemeinsamen Vorbereitungszeit – in denen sie sich die Einsatzzeiten gerecht aufteilten – keinen Zweifel: „Ich freue mich darauf, mit Max die Saison zu bestreiten. Er ist ein sehr kollegialer, positiv eingestellter Torwart und Mensch“, sagte Mattsson.

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Adler-Cheftrainer Dallas Eakins will Franzreb – der bei den Adlern einen langjährigen Vertrag unterschrieb und als Nummer eins aufgebaut werden soll – und Mattsson gleichberechtigt behandeln. Zum einen, weil er sie „leistungstechnisch auf einem Level“ sieht, zum anderen aber auch, weil es laut Eakins mit Blick auf den engen Spielplan „keinen Sinn ergibt, einem Torhüter viele Partien“ zu geben. „Das sind zwei wirklich gute Jungs, die nicht nur tolle Freunde und Teamkollegen sein werden, sondern auch in Konkurrenz zueinander stehen. Wettbewerb bringt immer das Beste aus einem hervor“, sagte Eakins.

Mattsson macht sich indes laut eigener Aussage „keine großen Gedanken um die Arbeitsaufteilung“. Er möchte nach den vergangenen beiden Jahren „einfach wieder Spaß am Eishockey“ haben und da sein, wenn man ihn braucht. „Eine lange Saison erfordert Erfahrung, Gelassenheit und das Wissen, wann das Team einen Schritt nach vorn machen muss. Ich habe gelernt, stets eine ausgeglichene Haltung zu bewahren und sowohl Höhen als auch Tiefen mit Ruhe zu begegnen“, betonte er.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkt Adler Mannheim

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