Mannheim. Der Sport trat in den Hintergrund. Ganz weit. Der grandiose 7:1-Sieg der Adler Mannheim in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegen die Eisbären Berlin hatte so viele Facetten, viele schöne Geschichten und Randaspekte hätten sich erzählen lassen. Am Freitagabend interessierte in der SAP Arena aber nur eine Frage: Wie geht es Luke Esposito?
Brutales Foul beim Spiel der Adler gegen Eisbären Berlin: Espostio bleibt regungslos liegen
Nach einem brutalen Foul von Eisbären-Angreifer Yannick Veilleux im zweiten Drittel blieb Esposito regungslos liegen. Bevor sein Kopf auf dem Eis aufschlug, hatte sich der Helm gelöst. Der Amerikaner wurde erst in die Kabine, danach umgehend in die BG Klinik nach Ludwigshafen gebracht. Am Samstagabend gab es immerhin die positive Nachricht, dass Esposito das Krankenhaus verlassen konnte. Wiederholungstäter Veilleux wurde am Samstag wegen „Behinderung“ – nur – für sechs Spiele gesperrt.
Kapitän Marc Michaelis denkt an Esposito und dessen Familie
Marc Michaelis ging es wie allen, die es mit den Adlern halten. Dem Kapitän stand im Gespräch mit der Presse der Schock noch ins Gesicht geschrieben, er war mit seinen Gedanken bei Esposito und dessen Familie. „Es ist sehr traurig, dass ,Espo‘ auf diese Weise das Spiel verlassen musste“, sagte Michaelis, der selbst den Treffer zum 3:0 erzielt hatte. Auf die Frage, wie er die rücksichtslose Aktion gesehen habe, antwortete er so: „Vor der Saison saßen die Verantwortlichen zusammen, um solche Sachen mit einer so großen Verletzungsgefahr aus dem Spiel zu nehmen. Um den Rest kümmert sich jetzt die Liga.“
Michaelis war es ein Anliegen, über den Wert seines verletzten Mitspielers zu sprechen. Esposito sei nicht nur ein Leistungsträger auf dem Eis. „Das, was ich als Kapitän für die gesamte Mannschaft bin, ist er für unsere Importspieler. Er ist derjenige, der sich um diese Jungs kümmert.“
Zach Solow, der gegen Berlin einen Doppelpack schnürte, bestätigte dies: „Als ich im Sommer in Mannheim angekommen bin, hat mir ,Espo‘ alles gezeigt und mir geholfen, dass ich mich in neuer Umgebung zurechtfinde. Ich schaue zu ihm auf. Unsere Gedanken sind bei ihm und seiner Familie.“
Michaelis berichtete, dass Esposito ansprechbar gewesen sei, das bestätigte auch Adler-Trainer Dallas Eakins, der sich bei der Beurteilung der Aktion nicht zu weit aus dem Fenster lehnen wollte: „Ich habe es von der Spielerbank aus kommen sehen.“ Detaillierter äußerte sich der US-Amerikaner über die Art und Weise, wie sein Team damit umgegangen sei: „Ich hätte mir zwar gewünscht, dass wir eine solche Lektion niemals hätten lernen müssen. Für den weiteren Saisonverlauf ist es aber ein wichtiges Signal, dass wir auch dann die Ruhe bewahren, wenn es auf dem Eis verrückt wird.“ Eakins dachte dabei unter anderem schon an ein mögliches Spiel sieben in den Play-offs.
Vor 12.055 Zuschauern entwickelte sich am Freitagabend vom Eröffnungsbully weg eine hitzige Partie. Bereits nach drei Sekunden flogen zum ersten Mal die Fäuste – mittendrin unter anderem Esposito. „Ohne ihn hätten wir das Spiel nicht so gewonnen, das fängt gleich bei seinem ersten Wechsel an“, sagte Michaelis über den 31-Jährigen, der wie seine Teamkollegen sofort bereit für dieses Duell der Erzrivalen war, das zuvor zwölfmal in Folge an die Eisbären gegangen war.
Adler Mannheim und Eisbären Berlin liefern sich hitziges Spiel
Bis zur Veilleux-Aktion übertrieben es beide Mannschaften ab und zu. Auch das Foul von Kris Bennett an Berlins Superstürmer Ty Ronning war überflüssig, der Adler wurde am Samstag für ein Spiel gesperrt. So wurde mehr über das Gift in der Partie gesprochen als über das Sportliche. Dabei hätte es einiges gegeben: Adler-Torhüter Maximilian Franzreb verpasste seinen zweiten Zu-Null-Sieg in Folge nur um zwei Minuten, neben Solow schnürte auch Kristian Reichel einen Doppelpack. Zudem gab es da noch die 35. Minute. Mit seinem Treffer zum 4:0 avancierte der erst 16 Jahre alte gebürtige Mannheimer Max Penkin zum jüngsten Torschützen in der DEL-Geschichte.
„Es macht großen Spaß, diesem Jungen zuzuschauen“, schwärmte Eakins vom Riesentalent. Das Lob von Michaelis fiel nicht kleiner aus: „Als ich in seinem Alter war, war ich lange nicht so weit.“ In der Pressekonferenz ging es aber fast ausschließlich um Esposito, Eisbären-Trainer Serge Aubin sprach für alle: „Ich hoffe, dass er okay ist.“
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Zu milde Strafe nach Foul an Luke Esposito