Ab und zu muss sich Justin Schütz noch selbst zwicken. Als er vor zwei Jahren den EHCMünchen verließ, träumte er im besten Fall davon, nur wenig später einer der begehrtesten deutschen Angreifer jenseits der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL zu sein. Damit rechnen konnte Schütz jedenfalls nicht. Die Entwicklung, die der Linksschütze seitdem nahm, kratzte aber an der Perfektion. Schütz ließ bei den Kölner Haien einer 30-Tore-Saison eine Spielzeit mit 27 Treffern folgen. Kein Wunder, dass sich die Adler um ihn bemühten und ihn nach Mannheim lotsen konnten.
Doch was genau passierte Justin Schütz im Sommer 2023? „Vieles hat damit zu tun, dass ich in Köln eine andere, bessere Rolle bekommen habe als in München“, sagt der 24-Jährige und ergänzt: „In München bin ich nie auf viele Minuten gekommen. Ich wurde nicht in den ersten Reihen, nicht im Powerplay eingesetzt. In Köln habe ich volles Vertrauen gespürt. Zudem hatte ich Mitspieler, die es mir relativ leicht gemacht haben.“ Mit Gregor MacLeod und Alexandre Grenier entwickelte Schütz eine gute Chemie. Das Trio führte die Haie in der vergangenen Saison bis ins Finale der Deutschen Eishockey Liga(DEL), in dem für die Kölner gegen die Eisbären Berlin aber Endstation war.
Schütz sieht gute Chancen, mit den Adlern Meisterschaften zu gewinnen
Warum jetzt der Wechsel? Als der Transfer im Herbst 2024 konkret wurde, ließ sich noch nicht abschätzen, dass die Saison der Haie erst im Finale enden würde. „Ich will Meisterschaften gewinnen“, betont Schütz. „Trotz der tollen Saison mit den Haien denke ich, dass ich in Mannheim bessere Chancen haben, dieses Ziel zu erreichen.“
Bevor es in der Kurpfalz für den pfeilschnellen Außen ernst wird, nutzt er die Gelegenheit, die Akkus aufzuladen. Im Mai verbrachte er das verlängerte Wochenende über Christi Himmelfahrt in Berlin. Dort nahm der Fan von Schalke 04 mit einigen seiner Eishockey-Kumpels an einem Hobby-Fußballturnier teil. Zwei Tage später feierte er mit seinem neuen Adler-Teamkollegen Leon Gawanke dessen 26. Geburtstag. Jetzt steht mit der Freundin ein kurzer Urlaub an, ehe Schütz den vollen Fokus auf die Saisonvorbereitung richtet.
Justin Schütz
- Justin Schütz wurde am 24. Juni 2000 in Kassel geboren .
- Einen großen Teil seiner Eishockey-Ausbildung genoss der Außenstürmer in der Salzburger Akademie .
- Seit der Saison 2018/19 spielt Schütz in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Über München und Köln führt ihn der Weg zur neuen Spielzeit zu den Adlern Mannheim.
- In der vergangenen Runde schoss der Nationalspieler, der mit dem DEB-Team bei der WM 2023 die Silbermedaille gewann , 27 Tore für die Kölner Haie.
Der in Kassel geborene Nationalspieler, der mit dem DEB-Team 2023 WM-Silber gewann, weiß, dass in Mannheim viele Augen auf ihn gerichtet sein werden. Die Hoffnungen sind genauso groß wie berechtigt, dass Schütz bei den Adlern den nächsten Schritt macht. „Wie ich gesehen, gehört und gelesen habe, war in Mannheim das Toreschießen in der vergangenen Saison das größte Problem. Ich will an meine Leistung anknüpfen und viele Tore beisteuern“, so Schütz.
Dem 24-Jährigen ist zu wünschen, dass er bei den Adlern Nebenleute findet, die ihn mit guten Pässen füttern. Wie wäre es beispielsweise mit einer rein deutschen Reihe Plachta-Michaelis-Schütz? So weit will Schütz noch nicht blicken: „Es kommt ja auch darauf an, welche Spieler wir noch dazuholen. Ich bin mir sicher, dass Dallas Eakins eine gute Idee hat, wie er die Reihen zusammenstellt.“
Kein Kontakt mehr zum NHL-Club Florida Panthers
Eakins ist jedenfalls voll des Lobes über Schütz. Der 58-Jährige – bei den Adlern Trainer und Sportmanager in Personalunion – sagt auf Nachfrage dieser Redaktion: „Nachdem ich einige Male mit Justin gesprochen hatte, war mir klar, dass er genau die Werte verkörpert, die wir in Mannheim implementieren wollen. Er will jeden Tag sein Bestes geben und sich stetig weiterentwickeln. Ich habe mich über Justin erkundigt und erfahren, dass er immer das Team an die erste Stelle setzt. Er will seine Mannschaftskollegen besser machen.“
Während mit der WM in Schweden und Dänemark die Eishockey-Saison in Europa abgeschlossen ist, geht es derzeit in Nordamerika noch um die wichtigste Trophäe im Eishockey. Klar, dass Schütz die NHL-Finalserie zwischen den Edmonton Oilers und Florida Panthers genau verfolgt. Zumal er 2018 vom Club aus dem „Sunshine State“ gedraftet wurde. „Zu den Panthers besteht aber gar kein Kontakt mehr“, betont Schütz. Mit dieser Aussage beruhigt der 24-Jährige auch die Nerven einiger Adler-Fans, die nach Schütz‘ starken Leistungen in den vergangenen Jahren befürchteten, dass der Außenstürmer immer noch im Fokus der besten Eishockeyliga der Welt steht.
Schütz hat auch zu den aktuellen Entwicklungen im deutschen Eishockey seine Meinung. Zur U-23-Regelung, die zur kommenden Saison von den DEL-Clubs modifiziert wurde, sagt er: „Auch wenn die Regel Vorteile hat, finde ich sie sehr schwierig. Die jungen Spieler stehen zwar auf dem Spielbericht, aber das bedeutet ja noch lange nicht, dass sie auch eingesetzt werden. Und wenn du nicht spielst, kannst du dich nicht entwickeln. Damit sich diese Regel besser auswirkt, müsste gleichzeitig die Zahl der Importspieler verringert werden.“
Die DEL hatte Anfang Juni entschieden, dass künftig ein U-24-Spieler pro Club auf einem U-23-Platz auflaufen kann. Der betroffene Spieler muss seit Beginn der Vorsaison aber durchgehend als U-23-Spieler beim gleichen Club spielberechtigt gewesen und für die deutsche Nationalmannschaft einsetzbar sein. Bei den Adlern hätte Fabrizio Pilu diese Kriterien erfüllt, doch der Verteidiger wechselt zur neuen Runde zu den Augsburger Panthern.
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