Eishockey

Jungadler Dustin Willhöft: Ein selbstständiger Wirbelwind

Der 17-jährige Dustin Willhöft ist nicht nur ein Leistungsträger bei den Jungadlern Mannheim und der U-18-Nationalmannschaft, sondern hat auch einen beeindruckenden Lebenslauf. Dieser soll bald auch sein Profi-Debüt beinhalten

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Philipp Koehl
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Dustin Willhöft ist nicht nur einer der Leistungsträger des U20-Jungadler-Teams, sondern auch der deutschen U-18-Nationalmannschaft. © Daniel Bamberger

Mannheim. Dustin Willhöft hat keine Zeit für Langeweile. Während die meisten seiner Mitschüler die Sommerferien genießen, schuftet der Eishockeyspieler der Jungadler Mannheim bereits ab 9 Uhr eine Stunde lang im Kraftraum. Danach geht es mit den Profis der Adler Mannheim in der Nebenhalle der SAP Arena aufs Eis. Für den 17-Jährigen, der im kommenden Schuljahr sein Fachabitur am Mannheimer Kurpfalz Gymnasium anstrebt, ist das aber keine Belastung – im Gegenteil: Sobald es bei dem sehr fokussiert wirkenden Willhöft um Eishockey geht, ist er in seinem Element. „Natürlich macht mir Eishockey viel Spaß, aber ich spiele es nicht nur um des Spaßes willen. Ich möchte immer gewinnen, mich immer mit den Besten messen“, sagte er am Ende eines langen Tages.

Dieser Wille, dieser Ehrgeiz, treibt den Flügelstürmer unübersehbar an – und ließ ihn schon viel von der (Eishockey-)Welt sehen. Als Sohn eines Deutschen und einer Estin 2007 in Estland geboren, zogen seine Eltern arbeitsbedingt schon früh mit ihm nach Dänemark, wo Willhöft im Alter von vier Jahren zum Eishockey kam. „Mein Vater wollte eher, dass ich Fußball spiele. Doch da hat sich dann meine Mutter durchgesetzt“, erinnerte er sich.

Willhöft geht bereits mit 14 Jahren alleine nach Schweden

Sein Talent blieb nicht lange unbemerkt, Dänemark wurde leistungstechnisch schnell zu klein für Willhöft, der zwischenzeitlich auch ein Jahr in Wolfsburg verbrachte, um für die deutsche Juniorennationalmannschaft auflaufen zu können. Bereits im Alter von 14 Jahren folgte er den Lockrufen aus Schweden und wechselte zu Rögle BK. „Ich wollte das Niveau in Schweden unbedingt kennenlernen, hatte aber ehrlich gesagt auch ein bisschen Schiss, was da auf mich zukommt. Ich wollte nicht zwingend weg aus meinem Umfeld, weg von meinen Freunden“, sagte Willhöft, ergänzte aber: „Dass Rögle mich unbedingt haben wollte, war ein Zeichen für mich, dass es der richtige Schritt ist.“

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Einer, den er so schnell nicht bereuen sollte. Willhöft wurde wegen seines Talents nicht nur konsequent bei den älteren Jahrgängen eingesetzt, sondern lebte in Schweden auch alleine in einer Wohnung. „Ich habe in dieser Zeit unheimlich viel gelernt, bin jetzt komplett unabhängig, regle alles selbst und brauche da nicht mehr viel Unterstützung“, betonte er.

Dustin Willhöft besticht durch Technik und explosiven Antritt

Bereits früh auf sich aufpassen zu müssen, kam dem nur 1,72 Meter großen Willhöft auch auf dem Eis zugute. „Ich versuche immer, die schlauste Entscheidung zu wählen“, sagte Willhöft und ergänzte mit einem Grinsen: „Gegen einen 100-Kilo-Mann habe ich im Zweikampf vielleicht eine Chance, aber die ist sehr gering.“

Das soll aber nicht heißen, dass Willhöft, der momentan intensiv daran arbeitet Körpermasse zuzulegen, in keinen Zweikampf geht. „Er ist schon schlau und weiß, wie er da reingehen muss“, bestätigte Jungadler-U-20-Trainer Luigi Calce. Der Deutsch-Kanadier schätzt neben der spielerischen und technischen Klasse am „lernfähigen“ Willhöft besonders seinen Antritt. „Dustin ist brutal explosiv, seine ersten drei, vier Schritte – das habe ich so noch nicht gesehen“, betonte Calce.

Entsprechend wollte er das Talent bereits in der U15 in die Kurpfalz locken. Doch Willhöft fühlte sich in Schweden wohl. So brauchte es schon einen besonderen Umstand, um den Juniorennationalspieler und die Jungadler zusammenzubringen: In Rögle wurde das Trainerteam ausgetauscht. „Mit dem neuen bin ich nicht klargekommen“, sagte Willhöft. Die Einsätze wurden deutlich weniger, das Selbstbewusstsein ging nach unten. „Ich habe das zunächst akzeptiert und mir gesagt, dass ich mich weiter aufdrängen und beweisen muss – obwohl ich meiner Meinung nach Leistung gezeigt habe“, betonte Willhöft.

Doch die Situation wurde nicht besser. Willhöft brach seine Zelte in Rögle ab – und fand im November 2023 bei der U20 der Jungadler sein neues Glück. Mit reichlich Spielzeit ausgestattet, blühte der Wirbelwind zu alter Stärke auf. Bei der U-18-WM in Dänemark führte er die deutsche Nationalmannschaft zudem als junger Jahrgang zurück in die Top-Division und wurde zum besten Stürmer des Turniers ausgezeichnet. „Natürlich ist solch eine Auszeichnung eine tolle Sache und keine Selbstverständlichkeit, aber in dem Moment hat es mich ehrlich gesagt nicht so richtig interessiert. Die Rückkehr in die Top-Division war viel wichtiger“, sagte Willhöft, der sich nun darauf freut, bei der kommenden U-18-WM gegen die besten Spieler seines Jahrgangs anzutreten.

Einen Vorgeschmack davon bekommt er ab dem 5. August, wenn er im kanadischen Edmonton mit der U-18-Nationalmannschaft am renommierten Hlinka Gretzky Cup teilnimmt und dort in der Gruppenphase auf Finnland, Tschechien und die USA trifft. „Dort sind nur starke Nationalteams. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir mit unserer Mannschaft was reißen können. Unser Jahrgang ist echt gut“, betonte Willhöft, der zuvor auch noch mit der deutschen U-20-Auswahl (Jahrgang 2005 und jünger) zwei Testspiele (1. und 2. August) in der Slowakei gegen den Gastgeber bestreitet.

Langweilig wird dem Stürmer, der in der kommenden Saison neben seinen Jungadler-Einsätzen auch gerne sein DEL-Debüt bei den Adlern feiern und „von den Profis lernen“ möchte, sicherlich nicht.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkt Adler Mannheim

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