Mannheim. Samuel Soramies wählt jedes seiner Worte mit Bedacht. Das, was der Stürmer der Adler Mannheim sagen will, soll „rüberkommen, wie ich es meine“. Eigentlich hätte er zu seiner Situation gar nichts sagen wollen, doch die Ereignisse der vergangenen Tage haben ihn zum Umdenken gebracht – genauer gesagt ein Interview, das Dallas Eakins, Trainer und Sportmanager des Clubs, dieser Redaktion gegeben hatte.
„Ein Thema, das wir klären müssen, ist das mit Samuel Soramies, das ich bislang unter dem Radar gehalten habe“, hatte Eakins von sich aus auf den Tisch gebracht, als besagtes Interview eigentlich bereits beendet war. Der US-Amerikaner hatte darauf hingewiesen, dass Soramies vor seinem Engagement in Mannheim verpflichtet worden war und nicht in sein Konzept gepasst habe. Der Club lizenzierte den Nationalspieler, der noch 2023 mit dem DEB-Team WM-Silber gewonnen hatte, dennoch. Zum Einsatz kam Soramies aber nur in zwei Partien der Deutschen Eishockey Liga (DEL).
Soramies von den Adler Mannheim sieht sich zu einer Klarstellung gezwungen
Nach der Länderspielpause im Februar schwor Eakins die Mannschaft auf die anstehende heiße Saisonphase ein. „Sam ist danach auf mich zugekommen und hat mich darüber informiert, dass das alles an ihm zehrt und mich gefragt, ob er aus persönlichen Gründen die Mannschaft verlassen könne. Er wolle keine Ablenkung sein. Wir haben ihm diesen Wunsch erfüllt. Während der Saison haben mich mehrere Clubs angerufen und sich nach Sam erkundigt. Er hat immer gesagt, dass er hierbleiben will. Straubing hat ihn gefragt, ob er den Spengler Cup mit den Tigers absolvieren möchte, auch dieses Angebot schlug Sam aus. Das wäre eine tolle Möglichkeit für ihn gewesen. Wir müssen das klären und für ihn eine Lösung finden“, sagte Eakins im Interview.
Mit diesen Aussagen konfrontiert, ist es Soramies wichtig zu betonen, „dass es nicht mein Bedürfnis ist, öffentlich zu streiten“. Er habe die Angelegenheit weiter intern und respektvoll behandeln wollen: „Da nun aber Inhalte aus einem persönlichen Gespräch öffentlich gemacht wurden, möchte ich meine Haltung zu diesem Thema klarstellen.“
Samuel Soramies
- Samuel Soramies wurde am 30. Juni 1998 in Heidelberg geboren .
- Der Eishockey-Stürmer durchlief in Mannheim alle Nachwuchsstationen, die Jungadler führte er in der Saison 2016/17 als Kapitän aufs Eis.
- 2020 verließ er die Adler-Organisation. Vier Jahre später kehrte er als WM-Silbermedaillengewinner zurück.
- Unter Trainer Dallas Eakins spielte Soramies in der Saison 2024/25 jedoch keine Rolle , er absolvierte nur zwei DEL-Partien.
Soramies ist anzumerken, dass es ihm sehr schwerfällt, über seine Situation zu sprechen. Denn eines ist klar: Seine Rückkehr nach Mannheim, seine Rückkehr in die Heimat, hatte er sich ganz anders vorgestellt. 2020 hatte der ehemalige Kapitän der Jungadler Mannheim, der in Heidelberg geboren wurde und ein Kind der Kurpfalz ist, das gemachte Nest verlassen. Nach Stationen beim ERC Ingolstadt und den Augsburger Panthern kehrte er nach der Saison 2023/24 als gestandener Profi zu den Adlern zurück.
Ein Jahr zuvor hatte Soramies seinen bislang größten Karriereerfolg gefeiert. Mit der Nationalmannschaft steuerte er ein Tor und eine Vorlage zum WM-Coup bei. Ausgerechnet in Finnland, dem Heimatland seines Vaters Antti, feierte Deutschland den ersten WM-Medaillengewinn seit 70 Jahren.
Soramies wollte mit den Adler Mannheim das nächste Kapitel seiner Karriere schreiben
In Mannheim wollte Soramies das nächste Kapitel seiner Eishockey-Geschichte schreiben. Bei den Adlern traf er Jungs wie Lukas Kälble und Tobias Fohrler wieder, mit denen er im Nachwuchs der Blau-Weiß-Roten gespielt hatte. Die Voraussetzungen für eine glückliche Zeit schienen gegeben. Doch dann wurde Manager Jan-Axel Alavaara, der Soramies mit einem Dreijahresvertrag ausgestattet hatte, Ende November 2023 von seinen Aufgaben entbunden. Eakins übernahm und wusste mit dem Stürmer nichts anzufangen.
„Mein Ziel war es, mich in Mannheim durchzusetzen“, sagt Soramies. „Ich weiß nicht, warum ich keine Chance erhalten habe. Ich kann mir das selbst nicht erklären. Nach den Aussagen von Dallas Eakins stehe ich da wie jemand, der aufgegeben hat. Das entspricht aber nicht der Wahrheit. Ich habe zu jeder Zeit betont, dass ich bereit bin zu spielen – und daran hat sich bis heute nichts geändert.“
Nach den Aussagen von Dallas Eakins stehe ich da wie jemand, der aufgegeben hat. Das entspricht aber nicht der Wahrheit.
Soramies spielte eine starke Vorbereitung, was ihm auch Eakins bestätigte. Er gab auch dann noch sein Bestes, als längst klar war, dass dies nicht reichen würde, um sich einen Platz in der Aufstellung zu erkämpfen. Dann – nach besagtem Teammeeting nach der Länderspielpause im Februar – suchte er das Gespräch mit seinem Trainer. Einmal mehr hatten ihn seine Teamkollegen, seine Freunde, gefragt, wie es ihm gehe. „Ich wollte keinen Sonderweg, habe dem Trainer nur von dem mentalen Druck erzählt, unter dem ich stehe. Dass dieses Gespräch nun öffentlich wurde, enttäuscht mich. Ich hatte gedacht, dass wir in Deutschland im Umgang mit mentaler Gesundheit weiter sind.“
Soramies hatte in den vergangenen Monaten viele Interviewanfragen auf dem Tisch liegen – alle lehnte er ab. „Ich werde mich auch nur einmal – hier – äußern und danach nicht mehr“, verdeutlicht der 26-Jährige.
Wie es weitergeht? Weitergehen kann? „Ich wünsche mir, dass alles Weitere intern geklärt wird. Ich bin jedenfalls an einem lösungsorientierten Vorgehen interessiert. Ich hoffe nur, dass bald Klarheit herrscht“, sagt Soramies. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass beide Seiten getrennte Wege gehen werden. Eine gemeinsame Zukunft scheint ausgeschlossen.
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