Thomas Henninger aus Unterschüpf ist heute seit genau 100 Tagen Präsident des Badischen Tischtennis-Verbandes. Die turnusgemäße Wahl war am 10. Juli dieses Jahres beim Verbandstag in Ispringen. Mit Thomas Henninger steht zum ersten Mal ein Vertreter aus dem Tischtenniskreis Tauberbischofsheim an der Spitze des badischen Verbandes. In einem Interview mit den Fränkischen Nachrichten zieht er eine erste Zwischenbilanz.
Wo lagen die Prioritäten in den ersten 100 Tagen als Präsident des Badischen Tischtennis-Verbandes?
Thomas Henninger: Die ersten 100 Tage im Amt des Präsidenten waren geprägt durch die Übergabe der Geschäftsfelder in allen Positionen. Da alle fünf Präsidiumsmitglieder neu gewählt wurden, war für uns zwar schon Einiges bekannt, aber in der Tiefe doch vieles neu. Naturgemäß gab es sowohl Besprechungen innerhalb des Präsidiums über die Aufgabenverteilungen wie auch zum Stand der Übergaben durch die jeweiligen Vorgänger. Gleiches gilt für die Gespräche mit den verschiedenen Ausschüssen, denn die Verbands- und Pokalrunden, Turniere, Lehrgänge und Fortbildungen mussten anlaufen oder weitergehen. Auch die Kommunikation mit „Tischtennis Baden-Württemberg“, mit dem wir innerhalb der „Arbeitsgemeinschaft Baden-Württemberg“ sehr eng und sehr gut zusammenarbeiten, wurde weitergeführt.
Wie lässt sich eine Bestandsaufnahme nach 100 Tagen formulieren?
Henninger: Ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind. Die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Vorgängern verlief zielorientiert und freundschaftlich. Sehr gerne greifen wir auch weiterhin auf deren Erfahrungen und Wissen zurück. Die Arbeit im Verband wird mit Ausnahme einer Mitarbeiterin auf der Geschäftsstelle im Ehrenamt erbracht. Das gilt für alle Präsidiumsmitglieder und den kompletten erweiterten Vorstand, die meisten wirken zusätzlich in ihren Bezirken und in den jeweiligen Vereinen. Das ist eine hohe Belastung für jeden Einzelnen, auch für mich. Aber es macht eben Spaß, den badischen Verband motiviert und kooperativ voranzubringen.
Welches sind die Schwerpunkte der Arbeit in den nächsten beiden Jahren?
Henninger: Die Schwerpunkte liegen derzeit noch in der Übergabe, jedoch auch in den Planungen für den Spielbetrieb und auf dem Blick in die Zukunft. Der Datenschutz ist ein großes Thema, ebenso der Umgang mit sexualisierter Gewalt, für die es derzeit glücklicherweise keinen Anhaltspunkt gibt. Hier stehen wir für eine ganz klare Null-Toleranz-Linie. Wir wollen die Homepage des Badischen Tischtennis-Verbandes überarbeiten. Zudem wollen wir bezüglich der Öffentlichkeitsarbeit auf neue Medien setzen. Gerade hier sehen wir enormen Nachholbedarf, jedoch auch die Möglichkeit, vor allem junge Tischtennisbegeisterte in den Verband mit einzubinden, um dem Schwund an ehrenamtlichen Mitgliedern entgegenzuwirken. Besondere im Bereich der unter 14-Jährigen hat der Tischtennissport viele Spielerinnen und Spieler verloren, nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie. Im sportlichen Bereich wollen wir uns den Themen Mannschaftsgröße und Spielsysteme widmen. Es gibt derzeit zu viele Systeme mit 2er-, 3er-, 4er- oder 6er- Mannschaften. Wir wollen mit dem Deutschen Tischtennis-Bund geeignete Lösungen bezüglich einer Vereinheitlichung erarbeiten. In den nächsten zwei Jahren wird die einzige Vollzeitkraft des Badischen Tischtennis-Verbandes in den Ruhestand gehen. Wir müssen eine geeignete Nachfolgeregelung finden. Denn die Anforderungen sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten stetig gestiegen. Hier sind wir am Anfang einer Entwicklung, die wir auswerten und bewerten. Der freundschaftliche Kontakt und der intensive Austausch mit den Landessportbünden stehen ebenso auf der Agenda. Die Entwicklung der Mitgliederzahlen, besonders der enorme Rückgang bei den Jugendlichen und bei den Damen, die Überalterung und die Abnahme der Zahl an Funktionären, sind weitere Themen. Dies jedoch ist eine Entwicklung quer durch alle Sportarten und alle Landesteile in Deutschland.
Welchen Arbeitsstil pflegen Sie?
Henninger: Ich pflege eine offene und ehrliche Kommunikation. Ich bin Teil eines Teams. Alleine steht man auf verlorenem Posten, im Team mit einer Verteilung auf mehrere Schultern kann und wird man etwas bewegen. Natürlich bin ich als Präsident in der ersten Reihe, aber besonders mit meinen Präsidiumskollegen Alexander Schuhmacher, Roland Pietsch, Dr. Roland Köhler und Rainer Pfenning tausche ich mich beinahe täglich aus. Wir möchten uns seitens des Präsidiums vermehrt bei den Bezirken und Vereinen zeigen, um uns ein Bild vor Ort machen zu können. Wir werden dem Verband ein Gesicht geben, nicht nur bei Jubiläen und Feierlichkeiten, sondern auch im sportlichen Alltag und bei Sitzungen.
Welches ist das Ihrer Meinung nach überraschendste Erlebnis in den ersten 100 Tagen als Präsident?
Henninger: Überraschend ist, wie hoch der Arbeitsaufwand wirklich ist. Natürlich war klar, dass besonders zu Beginn vieles tiefer und detaillierter betrachtet werden muss. Aber die Wucht an alltäglichen regulären Aufgaben, die noch verschärft wird durch Corona, fehlende Hallen auf Grund der Flüchtlingsbelegungen und die Energiekrise mit den dazugehörigen kommunalen Hallenproblemen, hat mich doch erstaunt.
Wie lautet in kurzen Worten Ihr Ausblick?
Henninger: Mich erfreut die positive Stimmung, mit der viele Tischtennisfreunde in die Zukunft blicken. Das stimmt mich sehr optimistisch für die Entwicklung des Tischtennissports in Baden.
Zur Person: Thomas Henninger
Thomas Henninger, der Präsident des Badischen Tischtennis-Verbandes, ist 49 Jahre alt. Seit 1998 ist er mit seiner Frau Nicola verheiratet. Das Paar hat drei Kinder im Alter von 23, 20 und 18 Jahren.
Thomas Henninger ist von Beruf Bauingenieur. Er war zehn Jahre lang Stadtrat in Boxberg und wird im privaten Bereich von einem „Bearded Collie“ auf Trab gehalten.
Im sportlichen Bereich wurde er 1991 als Abteilungsleiter bei seinem Heimatverein TTC Oberschüpf. Dieses Amt übt er immer noch aus. Von 1992 bus 2006 war er stellvertretender Sportwart sowie Staffel- und Pokalspielleiter im Tischtennis-Bezirk Tauberbischofsheim. Seit 2011 ist er Bezirksvorsitzender. Henninger war von 2014 bis 2022 im Ehrenausschuss des Badischen Tischtennis-Verbandes, ist seit 2019 Vorstandsmitglied von „Tischtennis Baden-Württemberg“ und seit diesem Jahr nun auch Präsident des Badischen Tischtennis-Verbandes.
Er spielt seit 1978 beim TTC Oberschüpf Tischtennis, war mehrfacher Kreis- oder Bezirksmeister im Schüler-, Jugend-, Junioren-, Erwachsenen- und Seniorenbereich sowohl im Einzel als auch im Doppel. Mit seinem Heimatverein war er bis in Bezirksliga aufgestiegen und holte zudem mehrere Erfolge im B- und im C-Pokal. hpw
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