Fußball

Schweinfurt 05: Geis fliegt und spricht trotzdem Mut zu

Die „Schnüdel“ erleben nach der Rückkehr in den Profifußball die harte Realität: Heimniederlage gegen Energie Cottbus und gleich Schlusslicht.

Von 
Steffen Krapf
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Lucas Zeller ist enttäuscht. Der Schweinfurter Start in die 3. Liga ist erst einmal nicht geglückt. © Julien Christ / foto-scheuring.de

Aufsteiger FC Schweinfurt 05 ist in der harten Drittliga-Realität angekommen. Die Aufstiegs-Euphorie der Unterfranken erhielt jetzt mit der zweiten Niederlage im zweiten Spiel ihren nächsten Dämpfer. Gegen Energie Cottbus kassierten die „Schnüdel“ bei der Heimpremiere vor 9.261 Zuschauern in der heimischen „Riedel Bau Arena“ in doppelter Unterzahl in der Nachspielzeit die Gegentreffer zum 0:2. Am Ende sprach Kult-Trainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz den Schweinfurtern Mut für die restliche Saison zu.

„Hier ist Mainfrankens Nummer eins“, schrie Stadionsprecher Moritz Rottmann ins Mikrophon, als die Teams aus Schweinfurt und Cottbus auf den Rasen inmitten der modernisierten „Riedel Bau Arena“, wie das Hauptfeld des Sachs-Stadion seit kurzem heißt, einliefen. Bei der Rückkehr in den Profifußball nach 23 Jahren wollten dann über 9.000 Fans mit dabei sein, über 1.000 davon waren dem Gästelager zuzuordnen. Insgesamt war es die zweitgrößte Kulisse bei einer Drittliga-Heimpremiere eines bayerischen Drittligisten, nach dem Einstand von 1860 München in der Liga vor sieben Jahren mit 15.000 Zuschauern. Die Würzburger Kickers hatten 2015, als sie Mainfrankens Nummer 1 für dann noch fast zehn Jahre sein sollten, 9.011 Besucher bei der Premiere am Dallenberg gegen Dynamo Dresden.

8.496 Tage nach dem letzten Spiel im Profifußball, damals verlor der FC 05 gegen Waldhof Mannheim mit 0:1, war Schweinfurt wieder zurück auf der nationalen Bühne. Und beinahe hätte die Mannschaft von Cheftrainer Victor Kleinhenz einen echten Traumstart ins Spiel gegen den letztjährigen Vierten der Dritten Liga hingelegt. Nach einem Freistoß von Neuzugang Johannes Geis schlenzte der aus Lauda-Königshofen stammende Luka Trslic, in der fünften Spielminute, den Ball an den Innenpfosten.

In der Folge bekamen die von Claus-Dieter Wollitz trainierten Cottbuser das Spiel zunehmend besser in den Griff. Die insgesamt jedoch zu pomadig agierenden Lausitzer verpassten es vor der Halbzeit, in Führung zu gehen. Mutiger aus der Kabine kamen dann die Gastgeber, die ihr Auftaktspiel in der Vorwoche bei Viktoria Köln mit 0:2 verloren hatten. In der 66. Minute nahm das Spiel eine Wendung, als der erfahrene Geis sich eine berechtigte Gelb-Rote Karte einhandelte. Spätestens als der in der ersten Hälfte eingewechselte Stürmer Michael Dellinger in der 82. Minute dann auch noch mit „Gelb-Rot“ vom Platz musste, verlagerte sich das Spiel in eine Abwehrschlacht für die Schweinfurter. Diese meisterte die Kleinhenz-Elf lange mit Bravour. Mit großen Kampf und dem Mute der Verzweiflung, lag dann sogar die Sensation in der Luft. In der 86. Minute hatte FC 05-Verteidiger Pius Krätschmer nach einer Standard-Situation das 1:0 auf dem Fuß. Energie-Schlussmann Elias Bethke hielt jedoch hervorragend.

Campulka nutzt die kurze Unordnung

Kurz vor Abpfiff folgte dann doch noch der Dämpfer für Schweinfurt. Nach einer Flanke herrschte im Nullfünfer-Strafraum Unordnung, Cottbus‘ Verteidiger Tim Campulka drückte den Ball über die Linie. Anschließend warf Schweinfurt noch einmal alles nach vorne und kassierte noch das 0:2. Der eingewechselte Can Yayha Moustfa schoss den Ball ins leere Schweinfurter Tor.

„Ich weiß, wie es der Heimmannschaft nach dem Spiel geht“, sagte Wollitz hinterher. „Da habe ich Mitgefühl.“ Der 60-Jährige, der trotz des Sieges, mit der Leistung seiner Elf nicht einverstanden war, sprach Schweinfurt am Ende eines aufwühlenden Abends noch etwas Mut zu. „Wir sind letztes Jahr auch mit zwei Niederlagen gestartet, waren aber klarer unterlegen, als ihr jetzt in den ersten zwei Spielen.“

Nach 180 Minuten in der neuen Liga noch ohne Punkte und ohne Tore und als Tabellenletzter, hat die Euphorie beim Regionalliga Bayern-Meister erste kleine Dellen. Zumindest mit Blick auf das Sportliche. Mittelfeldmann Geis, der einst bei Schalke und Sevilla kickte, droht nach seiner Gelb-Roten Karte übrigens ein Nachspiel, da er beim Gang in die Kabine und später vom Kabinentunnel aus, mitunter wüste Beschimpfungen äußerte. Die Zeit des Lehrgeldzahlens soll aber bald vorbei sein, ist sich Geis sicher. „Wir sind Schweinfurt, wir sind die Kleinen, aber wir werden es schon noch allen zeigen“, sagte 31-Jährige dann entschlossen nach Spielende.

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