Schiedsrichter

Schiris müssen durch den TÜV

Kreisliga-Schiedsrichter müssen wie Bundesliga-Elite Fitness- und Regeltests bestehen, um fit in die neue Saison zu starten. wir haben mit Dominik Wegert gesprochen.

Von 
Nicola Beier
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Schiedsrichter Dominik Wegert © Alfio Marino

Wie sich Elite-Schiedsrichter auf eine neue Bundesliga-Saison vorbereiten, ist spätestens nach der Doku „Unparteiisch“ vom NDR (Norddeutscher Rundfunk) im Auftrag der ARD kein Geheimnis mehr. Aber müssen auch Schiedsrichter in den Kreisligen Fitnesstests absolvieren und Regeltests bestehen, ehe sie in die neue Saison starten dürfen?

Die Antwort lautet: Ja. Deshalb steht für Verbandsliga-Schiedsrichter Dominik Wegert auch in der Sommerpause regelmäßiges Lauftraining auf dem Programm. Denn auch Schiedsrichter auf Kreisebene müssen bei Fitness- und Regeltests zeigen, dass sie fit in die neue Runde starten. „Ich gehe drei bis vier Mal pro Woche laufen“, erklärt Wegert im FN-Gespräch. Die Trainingseinheiten absolviert der 30-jährige Schiedsrichter, der für den 1. FC Umpfertal pfeift, meist allein. Den Test legt er als Verbandsliga-Schiedsrichter dann aber gemeinsam mit Kollegen aus den umliegenden Kreisen an einem Qualifikationslehrgang des Verbands vor der Vorrunde ab. „Das ist natürlich der große, wichtige Punkt in der Vorbereitung, den man sich setzt. Denn sonst ist man raus aus der Liga – und das will man natürlich vermeiden“, sagt er.

Für alle Schiedsrichter ab der A-Klasse gibt es Tests

Generell müssen alle Schiedsrichter ab der A-Klasse die Leistungsüberprüfungen absolvieren und bestehen, ehe sie wieder auf dem Fußballplatz auflaufen dürfen. Für Schiedsrichter ab der Landesliga geht das an einem Wochenende, das der Verband organisiert. Die Kreisliga-Schiris absolvieren ihre Prüfungen an einem Tag, der vom Fußballkreis festgelegt wird. Wegert vergleicht diese Qualifikation für die neue Runde mit einer Art „TÜV“ für Schiedsrichter, um zu zeigen, „dass sie der Liga noch gewachsen sind“.

Der Check besteht aus einem Fitness- und einem Regeltest. Der Fitnesstest ist in zwei Sparten gegliedert. Zum einen steht für die Schiedsrichter, ähnlich wie bei den Elite-Schiris der Bundesliga, ein Intervalltest auf dem Programm. Dabei müssen 40 Intervalle à 75 Meter Laufen und 25 Meter Gehen gemeistert werden, wobei die Geschwindigkeit durch eine Audiodatei vorgegeben wird. „So soll das echte Spielgeschehen dargestellt werden“, erläutert Wegert. Hinzu kommt außerdem ein Sprinttest, der aus sechs Mal 40 Metern besteht, wobei die geforderte Zeit je nach Liga und Geschlecht variiert.

„Man kann den Intervalltest explizit üben. Das machen manche meiner Kollegen auch. Man kann sich die Zeitintervalle auf dem MP3-Player abspielen und dann auf dem Sportplatz passend durchführen“, erläutert er und fügt an: „Dafür muss man sich schon vorbereiten. Geschenkt bekommt man nichts. Wer aber regelmäßig trainiert und laufen geht, besteht den Test in der Regel auch.“

25 Punkte sind Pflicht

Der zweite Teil der Qualifikation ist der Regeltest. Dort müssen 15 Freitext-Fragen richtig beantwortet werden. Pro Frage können zwei Punkte gewonnen werden. Jeder Schiedsrichter muss mindestens 25 Punkte erreichen. Ab der Landesliga aufwärts gibt es zudem noch einen Videotest, bei dem Multiple-Choice-Fragen auf die Schiris warten.

Auf diese Tests bereitet sich Wegert – gerade wegen der Regeländerungen zur neuen Saison – immer intensiv mit Lehrmaterial und Infovideos, die der DFB zur Verfügung stellt, vor. „Damit muss man sich schon auseinandersetzen. Schließlich ist es genau das, worauf es zu Beginn der neuen Saison ankommt“, sagt der Schiedsrichter.

Wer wegen Unfitness oder mangelnder Regelkenntnis nicht besteht, kann den Test wiederholen. „Dafür bieten wir im Kreis extra mehrere Termine für die Prüfung an“, erläutert Wegert, der auch Vorsitzender der Schiedsrichtervereinigung Tauberbischofsheim ist. Auf Verbandsebene gehe es da schon strenger zu: Wer zwei Mal nicht besteht, steigt ab.

Um eine gelungene Vorbereitung optimal abzurunden, sind Testspiele das „A und O“, wie Wegert sagt. Dort könne die Theorie in der Praxis angewendet werden.

Zur Saison 2025/26 wurde die Acht-Sekunden-Regel eingeführt. Diese besagt, dass der Torwart nun acht Sekunden Zeit hat, um den Ball, nachdem er diesen kontrolliert hat, wieder frei zu geben. Die letzten fünf Sekunden zählt der Schiedsrichter als Countdown mit der Hand herunter. Braucht der Keeper länger, gibt es nicht mehr – wie zuvor üblich – einen indirekten Freistoß, sondern einen Eckball.

So waren die Testspiele mit neuer Regel für Wegert

„Das ist definitiv eine Umstellung, nicht nur für die Spieler, sondern auch für uns. Dafür sind die Testspiele aber da, um Regelneuerungen zu üben. Damit dann in der Runde alles sitzt“, erklärt der 30-Jährige.

In seinen Testspielen mit der neuen Regel ging alles glatt. „Es ist eine Umstellung, zum Runterzählen nun die Hand zu heben. Vorher hatte man das einfach im Gefühl. Aber mit jedem Spiel ist es mir leichter gefallen“, gibt Wegert einen Einblick.

Nicht ganz so rund lief es bei den Spielern. Wegert pfiff ein Verbandsligatestspiel, in dem es nach drei Minuten schon zur ersten Anwendung der neuen Regel kam. „Der Torwart hatte das gar nicht auf dem Schirm und hatte den Ball länger bei sich. Die Spieler wurden auf die neue Regel vermutlich gar nicht vorbereitet. Entsprechend entschied ich auf Eckball“, blickt er zurück. „Da gab es dann direkt Regelkunde auf dem Platz. Der Torwart hat sich anschließend sogar bei mir entschuldigt“, muss Wegert schmunzeln.

Er ist sich sicher, dass die neue Regel definitiv etwas bringt: „Vorher war es eklig, weil die Mannschaft mit einem indirekten Freistoß im Strafraum bestraft wurde. Nun weiß jeder, worauf er sich einlässt. Die Torhüter sind sensibler und schneller im Abspielen geworden. Sie wollen es nicht auf einen Eckball ankommen lassen.“

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