Entsetzen, Ratlosigkeit, Wut. Die Gefühlslagen am Würzburger Dallenberg am Dienstagabend nach Abpfiff der Regionalliga-Partie FC Würzburger Kickers gegen den TSV Schwaben Augsburg waren auf Kickers-Seiten keine guten. Die Mannschaft von Trainer Marc Reitmaier hat gegen den Tabellenletzten einen 3:0-Pausenvorsprung verspielt. Die Gäste glichen in der Nachspielzeit noch zum 3:3 aus (wir berichteten am Dienstagabend bereits online).
Es war ein Déjà-vu-Erlebnis der ganz unangenehmen Sorte. Bereits vor knapp einem Monat verspielten die Kickers eine 3:0-Führung am Dallenberg. Der Gegner damals, die U23 des FC Augsburg, Endstand damals: 3:4. „Wir haben natürlich schon vor dem Spiel angesprochen, dass die Mannschaft der Kickers nicht stabil ist“, verriet Schwaben Augsburg-Spielertrainer Matthias Ostrzolek. Auch in den letzten beiden Spielen, beim 1:1 gegen den 1. FC Nürnberg II und dem 3:1-Sieg bei der Spvgg Hankofen, gaben die Kickers (mindestens zeitweise) eine Führung aus den Händen. „In der Kabine haben wir es dann nochmal angesprochen“, sagt e der196-fache Bundesliga-Spieler der Fugger-Städter.
Was vor dem Seitenwechsel bereits auffiel
Zur Wahrheit gehört auch: Die hohe Halbzeitführung der Kickers entsprach nicht wirklich den Kräfteverhältnissen. Das Ligaschlusslicht startete forsch ins Spiel und hatte bereits in der vierten Minute lief der schnelle Mark Radoki alleine aufs Kickers-Tor zu, scheiterte im Eins-gegen-Eins dann aber an FWK-Torhüter Johann Hipper. Auf der Gegenseite gelang Würzburg mit der ersten gelungenen Offensivaktion die Führung. Neuzugang Philipp Ochs flankte auf Cherif Cisse, der bei seiner Startelf-Premiere per Direktabnahme traf (7.). Ohne wirkliche Spielkontrolle, gelang des den Unterfranken, das Ergebnis weiter in die Höhe zu schrauben. Nach einer Handspiel-verdächtigen Vorarbeit von Dominik Meisel, traf Cisse zum Zweiten (26.). Kurz vor dem Halbzeitpfiff verwandelte Tarsis Bonga einen Strafstoß, nach dem Eliot Muteba zuvor im Sechzehner zu Fall gebracht wurde. Die Begegnung des Titelfavoriten und des Letzten schien nach 45 Minuten entschieden.
In der Gästekabine am „Dalle“, bekamen die Spieler von Augsburg eine moderne Abwandlung von Franz Beckenbauers „Geht‘s raus und spielt‘s Fußball“ zu hören, verriet Ostrzolek später. „Wir haben uns einfach gesagt: scheißegal, lass uns Fußball spielen.“ Das klappte hervorragend. Auch weil die Kickers selbiges offenbar einstellten, keine Zweikämpfe mehr annahmen, zu weit von den Gegnern standen und offensiv nicht mehr über Einzelaktionen hinauskamen. Auf Zuspiel von Ostrzolek verkürzte Levis Schaber auf 3:1 (53.). Das Augsburg-Trauma der Kickers nahm von da an seinen Lauf. Zehn Minuten nach dem Anschluss, verkürzte Dennis Ruisinger sehenswert auf 3:2. Es kam noch dicker: in der vierten von üppigen sechs Minuten Nachspielzeit, erzielte Maximilian Heiß mit dem Knie, den am Ende hochverdienten Ausgleich für die Gäste. „Es war schon erstaunlich, dass die Kraft nicht bei uns ausgegangen ist – sondern beim Gegner“, stellte Ostrzolek fest. Die Feierabend-Fußballer aus Augsburg verließen den Dallenberg triumphierend. Zuvor holte sein Team aus neun Spielen nur drei Punkte, bei einem Torverhältnis von 7:20.
Wortgefechte zwischen Fans und Spielern
Ein ganz anderes Stimmungsbild herrschte bei den Kickers. Vor dem Fanblock der Ultras musste sich die Profifußballer einiges anhören. Wut traf auf Niedergeschlagenheit. Zwischendurch kam es zu einem hitzigeren Wortgefecht zwischen Spielern und Fans.
Mit einem Heimsieg hätten die „Rothosen“ den Anschluss an das Spitzenduo Spvgg. Unterhaching und 1. FC Nürnberg II gehalten. Jetzt beträgt der Abstand vier Punkte auf Nürnberg und fünf auf Unterhaching. Angesichts des rätselhaften Auftrittes der Mannschaft dürfte der Blick auf die Tabelle aber jetzt ohnehin erstmal zweitrangig sein. „Wenn du 3:0 zur Halbzeit führst, ist es natürlich Wahnsinn, wenn du wieder Punkte liegen lässt“, sagte Kickers-Trainer Reitmaier in seinem Statement. „Wir sind den nötigen Meter mehr dann nicht mehr gegangen – warum auch immer. Das ist nach dem Spiel für mich nicht erklärbar, in keinster Weise.“
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