Fußball

Kickers-Fans mit Déjà-vu-Erlebnis

Wie 2020 in Würzburg ist Felix Magath nun beim SV Viktoria Aschaffenburg an vorderer Front tätig.

Von 
Steffen Krapf
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Das waren noch Zeiten: Felix Magath (Mitte) 2020 in Würzburg bei seiner Vorstellung als Vorstandsvorsitzender von Flyeralarm Global Soccer. Rechts neben ihm ist Thorsten Fischer, Geschäftsführer der Onlinedruckerei Flyeralarm, zu sehen, links Daniel Sauer, der damalige Vorstandsvorsitzende der FC Würzburger Kickers AG. © picture alliance/dpa

Zum Wunden lecken blieb den Würzburger Kickers nach der bitteren 3:4-Heimniederlage im Regionalliga-Spiel gegen den FC Augsburg am vergangenen Freitag nicht viel Zeit. Schon am Dienstagabend ging es weiter mit dem Toto-Pokal-Spiel beim Ligarivalen SpVgg Hankofen-Hailing. Die Elf von Cheftrainer Marc Reitmaier bot eine seriöse Leistung und zog dank der Treffer von Youngster Cherif Cisse und Luke Hemmerich mit einem 2:0-Sieg ins Viertelfinale ein (wir berichteten ausführlich). Weiter geht es nun schon am Freitag, 5. September, mit dem Regionalliga-Auswärtsspiel beim SV Viktoria Aschaffenburg. Dort treffen die Kickers auf einen alten Bekannten.

Felix Magath ist zurück im Geschäft

Wenn sogar der „Spiegel“ über Viktoria Aschaffenburg berichtet, dann muss etwas Außergewöhnliches passiert sein. An der sportlichen Bilanz konnte es freilich nicht liegen. Nach einer schwachen Vorsaison mit Platz 15 und der Rettung über den Umweg Relegation, starteten die Unterfranken auch in die neue Saison in der Regionalliga Bayern wenig vielversprechend. Nach dem Fehlstart mit nur einem Punkt aus den ersten drei Spielen reagierte der frühere Zweitligist auf die anhaltende Krise mit einer prominenten Verpflichtung. Einer der bekanntesten Söhne der Stadt lenkt künftig die sportlichen Geschicke des Vereins mit: Kein Geringerer als Felix Magath ist seit dem 9. August Teil des neu formierten Vorstandteams der Viktoria.

„Er will die sportliche Entwicklung des Gesamtvereins vorantreiben. Wenn uns einer helfen kann, dann er“, sagte Matthias Hartmann, der im selben Zug als neuer Vorstandsvorsitzender in den Verein zurückgekehrt ist, über den Magath-Coup. Der 72 Jahre alte Felix Magath wird den Posten des Sportvorstandes und des Vize-Vorstandsvorsitzenden in Personalunion begleiten.

Die sportliche Talfahrt der Aschaffenburg der letzten Jahre ist eng verknüpft mit der sich zuspitzenden Finanzlage des Klubs. Der Etat für die laufende Regionalliga-Saison soll gerade einmal noch 200.000 Euro betragen. Glaubt man dem Online-Portal „transfermarkt.de“, steht dem neuen Cheftrainer Aytac Sulu, einst Bundesliga-Verteidiger bei Darmstadt 98, einer der schwächsten Kader der gesamten Liga zur Verfügung. Im Sommer gab es einen großen Umbruch mit 15 Abgängen und 12 Neuzugängen. Bei den Neuen sind sieben Spieler noch unter zwanzig Jahre alt. Kein einziger Spieler kam von einem Regionalliga-Klub, geschweige denn von einem noch höherklassigeren.

Immerhin: Im ersten Spiel nach der offiziellen Meldung, dass Magath zu seinem Ex-Klub, für den er von 1972 bis 1974 spielte, ehe seine schillernde Profikarriere Richtung Fahrt aufnahm, in neuer Position zurückgekehrt, fuhren die Aschaffenburger den ersten Saisonsieg ein. Nach dem 1:0-Auswärtssieg gegen den TSV Schwaben Augsburg, ging die Talfahrt jedoch nahtlos weiter. Gegen die vermeintlichen direkten Konkurrenten in der unteren Tabellenregion, Aufsteiger FC Memmingen und der SpVgg Ansbach, setzte es jeweils eine 3:0-Niederlage.

Einfluss hatte Magath bis dato freilich noch kaum. „Er wird sich jetzt erst einmal einen Überblick über unsere sportliche Situation und den Kader verschaffen“, kündigte Hartmann vor drei Wochen an. Fans der Würzburger Kickers könnten bei diesen Worten ein Déjà-vu-Erlebnis bekommen. Im Februar 2020 wurde der einstige Bundesliga-Meistertrainer als „Head of Flyeralarm Global Soccer“ bei Pressekonferenzen in Würzburg und Wien, am selben Tag, unter großen medialen Bohei, vorgestellt. Kurzum erklärt: der damalige Investor der Würzburger Kickers und des österreichischen Klubs Admira Wacker, Thorsten Fischer, wollte, dass Magath die beiden Vereine auf ein neues Level hebt. Magath ließ gleich zum Start markige Worte folgen. „Die Vision ist Europokal“, sagte er damals in einem Gespräch mit den örtlichen Pressevertretern. „Und wenn wir uns bis zur Champions League entwickeln, bin ich der Letzte, der das verhindert.“

Unrühmliches Ende der Ära Magath in Würzburg

Tatsächlich stiegen die Kickers dann inmitten der Corona-Pandemie, die einen Monat nach Magaths Einstieg am „Dalle“, ausbrach, in die 2. Liga auf. Die kurze Ära Magath, die dann schon 2021 endete, war dann aber vor allem von vielen Trainerwechseln und Spielerverpflichtungen und dem direkten Wiederabstieg geprägt. Es war der Anfang vom Ende der Profifußball-Ära am Dallenberg. Zwei Jahre nach der legendären Vorstellung von Magath in Würzburg stiegen die Kickers wieder in die Regionalliga ab, wo sie jetzt bereits in ihrer vierten Saison sind. Beim Auswärtsspiel gegen Magaths Viktoria steht das Team bereits sportlich gewaltig unter Druck stehen, denn nach zuletzt zwei Liga-Niederlagen in Serie läuft man Gefahr, den Anschluss an das obere Drittel der Liga zu verlieren.

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