Fußball

FC 05 Schweinfurt: Wie man sich von der Aufstiegseuphorie in die Herbstdepression katapultierte

Die „Schnüdel“ stecken nach einem Fehlstart tief im Tabellenkeller der 3. Liga. Spätestens nach dem 1:5 gegen Aachen ist klar: Es droht der direkte Wiederabstieg.

Von 
Steffen Krapf
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Johannes Geis kann es nicht fassen, dass der FC 05 Schweinfurt so schlecht in die Drittliga-Saison 2025/26 gestartet ist. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. © Markus Rmer / foto-scheuring.de

Die Aufstiegseuphorie ist rundum das Schweinfurter Sachs-Stadion längst verflogen. Der Drittliga-Neuling FC 05 Schweinfurt hat einen krachenden Fehlstart hingelegt und droht schon früh in der Saison den Anschluss an die Konkurrenz zu verpassen. Nach der bitteren 1:5-Heimklatsche gegen Alemannia Aachen muss in den restlichen beiden Spielen der Englischen Woche – am Mittwochabend beim SSV Ulm und am Samstag daheim gegen den SC Verl – dringend eine Antwort in Form von Punktgewinnen folgen.

Die Bilder von den Aufstiegsfeierlichkeiten sind in Schweinfurt noch allgegenwärtig. Der Jubel auf dem Platz im entscheidenden Spiel der letzten Regionalliga-Saison gegen den Erzrivalen FC Würzburger Kickers Anfang Mai, wenige Wochen später die Feier mit mehreren hundert Fans im Rathaus-Innenhof. Die Vorfreude in Schweinfurt auf die Rückkehr in den Profifußball nach über 20 Jahren Abstinenz war riesig. Die Erwartungen waren hoch, vermutlich zu hoch. Die ernüchternde Bilanz nach acht Spieltagen in der 3. Liga: Tabellenletzter, die meisten Gegentore, die wenigsten erzielten Treffer und nur drei Punkte auf dem Konto.

Diese Niederlage trifft ins Mark

„Ich muss sagen, dass es das erste Spiel war, in dem uns der Gegner in allen Belangen überlegen war“, sagte FC-05-Cheftrainer Victor Kleinhenz nach dem 1:5 gegen Aachen. In den sieben Spielen zuvor gelang es seiner Elf immer, phasenweise im Spiel gut mitzuhalten, oder man glaubte das zumindest im Nachhinein stets. Der Reality-Check im wichtigen Kellerduell gegen Aachen trifft die Schweinfurter jetzt ins Mark. Kleinhenz‘ Mannschaft wirkt im bisherigen Saisonverlauf alles in allem nicht Drittliga-tauglich.

23 Spieler aus dem üppigen 30-Mann-Kader wurden bis dato eingesetzt. Aus der Aufstiegsmannschaft wurden im Sommer 18 Spieler mit neuen Verträgen ausgestattet. Zwei von ihnen, Martin Thomann und Kevin Frisorger, wurden vor zwei Wochen aus dem Kader gestrichen. Zu den Neuzugängen gehören prominente unterfränkische Fußballer, wie der ehemalige Schalker Johannes Geis oder der ehemalige Hamburger Manuel Wintzheimer. Zu wirklichen Leistungsträgern ist von ihnen noch keiner geworden.

Überhaupt macht die Kaderzusammenstellung einen ziemlich unrunden Eindruck. Nach dem Aufstieg wurde der Posten des Sportlichen Leiters, den zuvor mehr als zwei Jahre lang Andreas Brendler bekleitete und der maßgeblich am Aufschwung und der Meisterschaft in der Regionalliga Bayern beteiligt war, nicht neu besetzt. Für die Personalplanungen waren nach dem Aufstieg Coach Kleinhenz und Präsident und Hauptsponsor Markus Wolf zuständig. Das Grundkonzept, auf überwiegend fränkische Spieler zu setzen, mag lobenswert sein, eine schlagkräftige Drittliga-Mannschaft hat das allerdings nicht ergeben.

Erst ein Tor im heimischen Sachs-Stadion

Wer am Ende die Zweikämpfe verliert und das Tor nicht trifft, ist den Fans egal. Die rollten kurz nach Beginn der zweiten Hälfte gegen Aachen vorzeitig ihre Zaunfahnen zusammen – als Zeichen des Protests. Hälfte eins wirkte, wie so oft in den vorherigen Spielen, noch schmeichelhaft. Irgendwie hielten die „Schnüdel“ mit, gingen nach einem Lapsus in der Aachener Innenverteidigung sogar mit 1:0 durch Jakob Tranziska in Führung. Nach dem ersten Drittliga-Heimtreffer war im Stadion wieder kurz so etwas wie Euphorie zu spüren. Die endete spätestens, als Aachen per Freistoßtreffer durch Lukas Scepanik zum Ausgleich traf.

Nach der Pause kam es knüppeldick. Schweinfurt versuchte es, wie fast immer unter Kleinhenz spielerisch, rannte nach vorne und wurde eiskalt ausgekontert. Ein Hattrick von Alemannias Mika Schroers innerhalb von 18 Minuten, stürzte die Nullfünfer in eine tiefe Herbstdepression. Ein Spiel, das die Wende einläuten sollte, offenbarte letztlich einen deutlichen Klassenunterschied.

In allen Mannschaftsteilen scheint die Qualität zu fehlen. Die Verteidigung um Abwehrchef Thomas Meißner wirkt, bei schon 20 Gegentreffern, alles andere als sattelfest. Im Mittelfeld versucht der erfahrene Geis die Kontrolle zu übernehmen, um ihn herum fehlt es aber sichtlich an Spielern, die in der körperbetonten 3. Liga ausreichend mit- und dagegenhalten können. Die Offensive ist harmlos, die Stürmer verstricken sich meist in Einzelaktionen, erst fünf erzielte Tore (zwei durch Stürmer) und drei verschossene Elfmeter durch Stürmer, sprechen Bände.

Und was macht Hoffnung? Falls sich der FC 05 auf seine alten Tugenden aus der vergangenen Saison besinnt, als er als eingeschworene Mannschaft, trotz Amateurstatus überraschend Meister wurde, könnte man zu einem unangenehmen Gegner in der 3. Liga werden, der dann vielleicht mit etwas Verspätung doch noch in der Liga ankommt und eine neue Euphorie rund ums Sachs-Stadion entfachen kann. Wenn nicht, droht der sang- und klanglose Abstieg zurück in den Amateurfußball.

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