Fitness First Würzburg Baskets - Alba Berlin 96:92
(23:22, 28:33, 26:19, 19:18)
Würzburg: Carr (20 Punkte/davon 4 Dreier), Mintz (19/4), Muenkat (16/2), Thompson (12), Pjanic (10/3), Edigin (8), Ivey (5/1), Herzog (2), Skladanowski (2), Stove (2), Saffer.
Berlin: Agbakoko (16), Ellis (12), Mattisseck (12/3), Kayil (11/2), Hermannsson (11/1), Bean (9/1), Wood (6/1), Delow (6/1), Roberts (4), Griesel (3/1), Hundt (2).
Zuschauer: 3.140 (ausverkauft).
Es herrschte in der Tectake-Arena, die von den Fans meist nur liebevoll „Turnhölle“ genannt wird, eine Stimmung wie in einem Playoff-Spiel, und zwar von der ersten bis zur letzten Minute. „Es ist wirklich toll, in dieser unglaublichen Atmosphäre spielen zu dürfen. Die Fans bringen uns sehr viel Energie. In der Crunchtime war es so laut, dass ich besonders konzentriert sein und Augenkontakt mit dem Coach aufnehmen musste“, sagte nach der Partie Marcus Carr. Der 26-jährige kanadische Nationalspieler, der unter Woche noch kränkelte, war mit 20 Punkten Top-Scorer der Partie und damit einer der Hauptfaktoren, warum die Fitness First Würzburg Baskets auch das vierte Bundesliga-Spiel in Serie gewannen. Gemeinsam mit dem Syntainics MBC aus Weißenfels führt das Team von Headcoach Sasa Filipovski die BBL-Tabelle an, wobei sogar die Korbdifferenz beider Mannschaften absolut identisch ist.
Treffsicherheit von jenseits der Dreierlinie
Entscheidend für den Würzburger Sieg gegen den elffachen Deutschen Meister und elffachen Deutschen Pokalsieger war letztendlich die Effizienz bei den Würfen von jenseits der Dreierlinie. Während die Hauptstädter hier auf eine sehr ordentliche Trefferquote von 37 Prozent kamen, versenkten die Gastgeber unter den Augen von Interims-Bundestrainer Alan Ibrahimagic, der kürzlich das Nationalteam zur Europameisterschaft gecoacht hat, formidable 58,3 Prozent (14 von 24).
Auffallend bei den Würzburger Basketballern ist in dieser Saison, dass sie nicht von der Leistung eines einzigen Point Guards abhängig sind. Waren es in den vergangenen Spielzeiten Stanley Whittaker, Otis Livingston II oder Jhavier Jackson, auf denen häufig die größte „Scoring“-Last geschultert war, so besticht das aktuelle Team bislang vor allem durch seine Ausgeglichenheit. Gegen Alba trafen mit Marcus Carr, Davion Mintz, David Muenkat, Charles Thompson und Alen Pjanic gleich fünf Spieler zweistellig. Doch das ist Coach Filipovski immer noch nicht genug: „Mein Ziel ist es, dass wir sieben Spieler haben, die zweistellig scoren.“
Wenn man bedenkt, dass bei Brae Ivey immer noch nicht der berühmte Knoten geplatzt ist, dann ist die Zielsetzung des Trainers vielleicht gar nicht so abwegig. Der 29-jährige US-Boy war eigentlich als „Spielmacher Nummer 1“ verpflichtet worden, doch bisher hat er die Erwartungen, die die Fans in ihn gesetzt haben, noch nicht erfüllt. Er kämpft und rackert zwar vorbildlich, doch seine Pässe kommen oft nicht an und seine Würfe fallen zu selten. Ähnliches gilt für Johnathan Stove, der wie Ivey aus Hamburg nach Würzburg gekommen war. Auch bei ihm ist vor allem in der Offensive noch viel Luft nach oben.
Überbewerten darf man den aktuellen Höhenflug der Würzburger allerdings nicht. Bisher hat man in der BBL ausschließlich gegen Teams gespielt, die in dieser Saison ihren „Flow“ noch nicht gefunden haben. Dennoch: Vier Siege sind vier Siege - und die kann den Baskets niemand mehr nehmen. Die Aussage von einigen Fans nach der Partie, dass nun nur noch sechs Siege zum Klassenerhalt fehlen würden, war ganz klar mit einem Augenzwinkern versehen. Insgeheim verfolgt man natürlich ganz andere Ziele als den Klassenerhalt. Die Playoff-Teilnahme soll es schon sein. Es wäre dann die dritte in Serie.
Während Berlins Trainer Pedro Calles nach der Partie von kleinen Details sprach, die das Spiel entschieden hätten, war Sasa Filipovski mächtig stolz auf sein Team: „Alba ist immer noch ein sehr starker Gegner, der auf einem sehr hohen Niveau Basketball spielt. Sie haben vier Spieler mit EuroLeague-Erfahrung und sind sehr gut gecoacht.“ Ein dickes Lob spendete er an seine beiden Co-Trainer Dejan Mihevc und Marcin Wit: „Sie haben uns mit ihrem Scouting sehr gut auf den Gegner vorbereitet.“
Ratschläge gab es am Ende aber dennoch für seine Spieler: Nicht den Fokus und nicht die Nerven verlieren! Das war nämlich in der Schlussphase des zweiten Viertels der Fall, als man äußert hart verteidigte und zahlreiche Fouls kassierte. Und dabei legte man sich auch noch das eine oder andere Mal mit den Schiedsrichtern an. „Wir müssen lernen, in diesen Situationen ruhig zu bleiben.“
Champions League und BBL-Pokal
In dieser Woche stehen für die Würzburger Korbjäger gleich zwei Partien auf dem Programm, allerdings nicht in der Bundesliga: Am Dienstag, 14. Oktober, empfängt man um 18.30 Uhr in der Champions League den bosnischen Vertreter Igokea m:tel. Und am Samstag, 18. Oktober, führt die Reise zu den EWE Baskets Oldenburg, wo das Achtelfinale um den BBL-Pokal ansteht. Nur zu gern würde Würzburg wieder einmal ins Final Four einziehen.
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