Ried. Die Winterpause ist da – doch eine spielfreie Zeit wird es im Bergsträßer Amateurfußball gefühlt nur an den Feiertagen geben. Schon zwischen den Jahren rollt in Bürstadt der Ball wieder, wenn es am 28. und 29. Dezember um die Hallen-Stadtmeisterschaft geht. Der TV Lampertheim lädt am 3., 5. und 7. Januar zum 38. Hallen-Cup ein. Der FC Olympia richtet am 20. Januar erstmals ein Turnier für Reserveteams aus. Das Ried stemmt sich damit nicht nur tapfer gegen das vermeintliche Aussterben des Hallenfußballs, sondern auch gegen den Hessischen Fußball-Verband (HFV).
Geht es nach dem HFV, soll in der Halle Futsal gespielt werden. So nennt sich die von der FIFA etablierte Hallenfußballvariante, die mit einem etwa gleich schweren, aber kleineren und sprungreduzierten Ball gespielt wird und sich weltweit großer Beliebtheit erfreut. Auch in Deutschland ist Futsal längst in eigenen Ligen organisiert. Im Fußballkreis Bergstraße gibt es indes nur zwei aktive Futsal-Teams: die AFG Bergstraße und die Dragons Bergstraße, die beide in Bensheim beheimatet sind.
Vor der Pandemie führte der Kreis Futsal bei den Jugend-Kreismeisterschaften ein. Alle Versuche, Futsal bei den Erwachsenen zu etablieren, liefen bisher dagegen ins Leere. „Teilweise sind die Turniere alteingesessen. Viele Vereine und Fußballer springen nicht so sehr darauf an“, sagt Kreisfußballwart Reiner Held. Hallencup-Organisator Michael Metzner bestätigt diese Eindrücke. „Futsal ist ein wunderbarer Sport und toll anzuschauen. Aber ich finde, das ist einfach eine andere Sportart, mit der ein normaler Kicker erst einmal nichts anfangen kann“, meint er.Die Unterschiede zwischen Futsal und „dem Hallenfußball, wie wir ihn kennen“ (Metzner) sieht der Lampertheimer Cup-Chef als zu groß, um sie auf Turniere zu übertragen, bei denen die Abwechslung zum Liga-Alltag im Vordergrund steht. „Der Ball verhält sich anders, der Sport läuft fast kontaktfrei ab, die Schiedsrichter müssen dafür ausgebildet sein. Auch die Bande fällt als taktisches Element weg, weil der Ball kaum wegspringt“, zählt Metzner auf. Und hält fest: „Für Futsal sollte es eigenständige Mannschaften, Abteilungen und Turniere geben. Das kannst du keinem Verein aufzwingen. Ich wüsste nicht, wie die Resonanz wäre, wenn wir plötzlich zu einem Futsal-Turnier einladen würden.“
„Resonanz ist eindeutig“
Für den Hallen-Cup 2024 hatte der TVL sein Teilnehmerfeld Ende Oktober beisammen – so früh wie selten zuvor. „Hier ist die Resonanz eindeutig“, betont Metzner. Für ihn ist klar: „Wir würden kein Futsal-Turnier veranstalten. Sollten wir irgendwann keine Genehmigung mehr vom Verband bekommen, würden wir schweren Herzens nichts mehr machen.“
Die Kapazitäten dafür, dass sich in absehbarer Zeit Futsal-Abteilungen gründen, sieht Metzner im Ried nicht: „Wir sind schon froh, dass wir unsere Mannschaften und Helfer immer zusammenbekommen.“ Olympia-Sportchef Patrick Andres macht auch die Saisonalität des Hallenfußballs als Hürde für Futsal aus: „Das ist immer eine kurzweilige Sache. Damit muss man sich erst beschäftigen. Wenn du hier im Umkreis die Leute fragst, weiß wohl so gut wie keiner die Regeln.“ Für den Kreis bleibt dem HFV vorerst nur ein Trost: Laut Held wird die Bensheimer Hallenstadtmeisterschaft Futsal eine Chance geben.
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