Seit etwa einem Jahr ist Uwe Ziegenhagen Geschäftsführer des Badischen Fußball-Verbandes. Bei seinem ersten Reise in der Main-Tauber-Kreis schaute er auch bei den Fränkischen Nachrichten in Tauberbischofsheim vorbei, wo er für dieses Interview bereit stand.
Herr Ziegenhagen, in Ihrer Funktion als Geschäftsführer des Badischen Fußball-Verbandes sind Sie nun erstmals in den Main-Tauber-Kreis, den nördlichsten Teil Ihres Verbandsgebietes, gekommen. Haben Sie den Weg hierher ohne weiteres gefunden?
Uwe Ziegenhagen (lacht): Ich bin ja nicht selbst gefahren, sondern unser Pressesprecher Stefan Moritz, und der hat es auf Anhieb gefunden. Aber es ist für mich auch kein unbekanntes Land, denn ich war in meiner alten Funktion als Geschäftsführer des Badischen Handball-Verbandes schon öfter in der Gegend. Ich sehe es auch als meine Aufgabe an, raus zu den Vereinen zu gehen und vor Ort präsent zu sein.
Was hat man Ihnen denn in Karlsruhe auf dem Turmberg von der Fußball-Region Odenwald erzählt?
Ziegenhagen: Hier ist die Welt noch in Ordnung. Hier haben wir sehr viele Lokalderbys, wir haben einen sehr guten Zuschauerschnitt, hier herrscht große Tradition, und die Leute identifizieren sich mit ihren Vereinen. Das sind hohe Werte für den Fußballsport. Diese Region hat aufgrund ihres infrastrukturellen Nachteils viele Dinge zu meistern, die man in den Ballungsgebieten gar nicht kennt, zum Beispiel die weiten Fahrtstrecken.
Sie sprachen es an: Als ehemaliger Handballer kennen Sie die Region und natürlich die Handball-Hochburgen Königshofen und Hardheim. Können Sie auf Anhieb sagen, in welchen Fußballklassen die beiden Gemeinden spielen?
Ziegenhagen (überlegt kurz): Schwierig. Königshofen spielt in der Landesliga und Hardheim, glaube ich, in der Kreisliga. Stimmt das?
Ja.
Ziegenhagen: Gott sei Dank!
Welche Dinge konnten Sie ohne weiteres vom "Geschäftsführer Handball" zum "Geschäftsführer Fußball" mitnehmen?
Ziegenhagen: Es sind viele Dinge, denn die Struktur der beiden Verbände ist nahezu identisch. Spannend beim Wechsel war nun, viele neue Menschen kennenzulernen, was mir eine Menge Spaß macht. Für beide Sportarten gibt es das gleiche entscheidende Zukunftsthema: Schule und demografischer Wandel. Hier gilt es, die Frage zu beantworten: Wie gelingt es uns, dass die Kinder beim Sport bleiben.
Hat man es da als Fußballfunktionär leichter als ein Funktionär im Handball?
Ziegenhagen: Ja.
Welche Ziele verfolgen Sie im BFV ganz persönlich, welche Impulse möchten Sie setzen?
Ziegenhagen: Ich sehe meine Hauptaufgabe darin, Bestehendes zu wahren, aber auch weiter zu entwickeln. Ich war da sehr froh über den Fußballkongress im Februar in Kassel, bei dem all die wesentlichen Themen wie Ehrenamt, Entwicklung des Fußballs, Qualifizierung und gesamtgesellschaftliche Entwicklung angesprochen wurden. Im Moment bewegt sich der Fußball noch in einer heilen Welt, doch diese Entwicklung wird nicht an uns vorbei gehen. Wir werden die Sache nicht kurzfristig durch übertriebenen Aktionismus lösen, sondern wir müssen schauen, wo wir in vier, fünf Jahren stehen .
Sie sprachen beim Fußball gerade von "heiler Welt". Aber Fußball und Gewalt gehören leider auch irgendwie immer mehr zusammen. Wo sehen Sie in dieser Sache Lösungsansätze?
Ziegenhagen: Wenn man sieht, wie viele Millionen Menschen in Deutschland zum Fußball pilgern und wie viele Gewaltvorfälle dann prozentual stattfinden, dann ist das sicher nur ein ganz, ganz minimaler Wert. Das ist nun keine Beschönigung, doch aufgrund der medialen Präsenz des Fußballs wird gleich alles öffentlich. Wir müssen bei Vorfällen restriktiv vorgehen, indem wir sagen: Leute, so nicht! Viel entscheidender wird jedoch das Thema Prävention sein, und zwar schon im Kinder- und Jugendbereich. Gerade hier gilt es, die Jugendtrainer zu sensibilisieren und zu qualifizieren. Viele wissen, wie sie ihren Jugendspielern einen Doppelpass beibringen, wissen aber nicht, wie sie sich verhalten sollen, wenn sich zwei prügeln. Wir streben an, dass wir das Shakehands nicht nur vor dem Spiel, sondern auch nach dem Spiel praktizieren. Dies werden wir als Pilotprojekt in ausgewählten Gebieten bei Jugendmannschaften einführen, um die Kultur des Miteinanders zu pflegen.
Sie haben in Ihrem Verband zwei Bundesliga-Vereine. Glauben Sie eher, dass es 1899 Hoffenheim schafft, sich für einen europäischen Wettbewerb zu qualifizieren oder dass Sandhausen der Klassenerhalt in der Zweiten Bundesliga gelingt?
Ziegenhagen: Ohne der TSG 1899 Hoffenheim zu nahe treten zu wollen: Ich glaube, dass der SV Sandhausen eher den Klassenerhalt schafft.
Und wagen Sie auch einen Tipp, wer Meister der Landesliga Odenwald wird?
Ziegenhagen: Warum nicht der SV Königshofen!
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/sport/fussball_artikel,-fussball-im-odenwald-ist-die-welt-noch-in-ordnung-_arid,373036.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/tauberbischofsheim.html