Er hat als Sportdirektor von Eintracht Frankfurt Trainer Felix Magath entlassen, zudem ist der KSC unter seiner Regie letztmals in die Bundesliga aufgestiegen. Inzwischen hat sich Rolf Dohmen aus dem Fußball-Geschäft größtenteils zurückgezogen. Im FN-Interview blickt der 70-Jährige auf seine Laufbahn zurück und erklärt, wie es zu dem Begriff „Disco-Dohmen“ gekommen ist.
Herr Dohmen, was hat es denn mit dem „Disco-Dohmen“ auf sich?
Rolf Dohmen: Das ist eine lustige Geschichte. Als ich beim KSC spielte, war ich Junggeselle und musste unter der Woche zu Hause bleiben. Am Wochenende bin ich permanent in eine Diskothek in Karlsruhe gegangen. Daraufhin bin ich von meinem Manager Manfred Amerell zwei-, dreimal zum Rapport gebeten worden. Der wollte mich dann zusammenstauchen, er habe gehört, ich wäre wieder in der Diskothek gewesen. Und dann habe ich gesagt: „Herr Amrell, was ist da schlimm daran?“ Er meinte: „Wir haben verloren und Sie sind in der Öffentlichkeit.“ Ich entgegnete: „Hat der Trainer gesagt, ich habe schlecht gespielt?“ Daraufhin er: „Nein.“ „Sehen Sie, deswegen gehe ich immer weg. Ob wir gewonnen oder verloren haben. Ich bin die ganze Woche zu Hause und deshalb gehe ich nach einem Spiel weg und trinke mal ein Fläschchen Wodka.“ Seine Antwort: „Ja, das geht aber nicht. Hier wird schon erzählt, der Disco-Dohmen.“ „Toll“ sagte ich, „habe ich ab jetzt einen neuen Namen – DD“.
Wimmer, Trenkel, Fanz, Boysen, Ulrich, Groß, Becker, Struht, Dohmen – wie sehr schwelgen Sie noch in alten KSC-Zeiten?
Dohmen: Ganz viel, die Namen, die Sie genannt haben, waren überragend. Das waren auch Kumpels, mit denen war ich sehr oft unterwegs. Rudi Wimmer war der etwas ruhigere Typ. Kalle Struht hat mich von Fortuna Köln zu Karlsruhe geholt – das war eine geile Mannschaft. Wir sind 1980 mit ihr in Essen aufgestiegen. Da habe ich gegen „Ente“ Lippen spielen dürfen. Das war ein Traum.
Wären Sie unter den heutigen Umständen gerne noch Fußballprofi?
Dohmen: Wirtschaftlich gesehen auf jeden Fall. Aber ich glaube, dass ich heutzutage als Fußballer nicht so hoch spielen würde. Ich habe zwar auch 350 Bundesligaspiele, aber heute ist der Fußball viel athletischer geworden. Die Fußballer sind super ausgebildet.
Welchen Stellenwert hatte zu Ihrer Zeit der Begriff Vereinstreue?
Dohmen: Vereinstreue wurde damals sehr groß geschrieben. Als ich bei Fortuna Köln weggegangen bin, das war für mich ein sehr schwieriger Schritt. Aber ich habe nicht gespielt, nachdem ich vorher alle Partien absolviert habe – und plötzlich habe ich nicht mehr gespielt. Da bin ich zu Jean Löring und habe gesagt „Wenn ich nicht spiele, möchte ich wechseln.“ Löring meinte „ich verkaufe alles, außer mein Kätche – meine Frau – und meine Tochter.“ Heutzutage wird das Ganze viel lockerer gesehen. Ich wäre gerne in Köln geblieben, doch wenn ich nicht spiele, muss ich auch nicht dort bleiben. Aber Vereinstreue ist mir wichtig, das habe ich auch in der Zeit gesehen, als ich Manager beim KSC war. Die wollten alle beim KSC spielen.
Wäre es für Ihre Generation in Frage gekommen, nur des Geldes wegen einen Vereinswechsel in Erwägung zu ziehen?
Dohmen: Das ist schwierig zu beantworten. In meiner Generation hätte man vielleicht 1000 Mark mehr bekommen. Das sind natürlich Peanuts. Heutzutage spielen ganz andere Summen eine Rolle. Ich bin nie wegen des Geldes gewechselt, ich habe immer nur neue sportliche Perspektiven gesucht.
Sie waren nach Ihrer aktiven Laufbahn Trainer, Sportdirektor, Spielerberater – wie sehen Sie Ihre Funktionärstätigkeit im Nachhinein?
Dohmen: Das Hauptaugenmerk meiner Funktionärstätigkeit lag als Manager beim KSC. Davor war ich zehn Jahre bei Nike in führender Position, zum Schluss in der Geschäftsleitung Europa und habe den Bereich Fußball in Deutschland aufgebaut. Ich war beim KSC als Sportdirektor eingestellt worden und acht Wochen später habe ich alles übernommen. Das hat einen Riesenspaß gemacht – wir sind aufgestiegen. Seitdem ist der KSC nie mehr in der Bundesliga gewesen.
Wenn Sie sehen welche Macht inzwischen Spielerberater haben – siehe Pinar Zahavi –, droht da nicht etwas aus dem Ruder zu laufen?
Dohmen: Das läuft nicht erst seit ein, zwei Jahren aus dem Ruder, das tut es schon seit langer Zeit. Ich habe als Spielerberater damals eine Agentur gegründet, weil ich ein bisschen naiv war, indem ich sagte, ich hätte Kontakte, ich kenne mich aus im Fußball. Aber das ist ein sehr dreckiges Geschäft. Das sage ich in aller Deutlichkeit, denn da wird nicht ehrlich gearbeitet. Die verdienen ein Schweinegeld, das ich auch gerne bekommen hätte, so ehrlich muss ich sein. Irgendwann bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass ich das nicht mit meinem Gewissen verantworten kann.
Als Sportdirektor von Eintracht Frankfurt oblag es Ihnen, seinerzeit Trainer Felix Magath in die Wüste zu schicken. Was war der Grund dafür?
Dohmen: Felix Magath ist mal grundsätzlich ein guter Trainer, ein guter Typ, ein sehr intelligenter Mann, aber sehr schwierig für die Mannschaft zu händeln, weil er ein Dickkopf ist. Was er sagt, ist Gesetz. Er ist entlassen worden, weil wir keinen Erfolg hatten. Felix kann mal kurz eine Mannschaft hochpushen, aber auf Dauer folgt ihm keine Mannschaft. Ich mag ihn trotzdem, aber ich bin nie mit ihm warm geworden.
In gleicher Funktion waren Sie auch beim KSC aktiv und sind mit den Fächerstädtern sogar in die Bundesliga aufgestiegen. Danach hat der Verein eigentlich nie mehr an die ganz großen Erfolge angeknüpft. Was ist denn da schief gelaufen?
Dohmen: Das Grundsätzliche damals beim KSC war, wir hatten eigentlich keinen Euro gehabt. Toilettenpapier mussten wir bar bezahlen. Es gab nichts auf Rechnung. Wir hatten aber etwas Glück mit den ganzen Einkäufen – Mike Franz, Eggimann, Christian Eichner, Iashwili, Adouobe. Das war optimal. Als wir dann aus der ersten Liga abgestiegen sind, haben wir ein Abschlussfest gemacht. Da habe ich eine Ansprache gehalten: „Eines kann ich euch sagen, so eine Mannschaft, wie sie jetzt hier steht und abgestiegen ist, wird der KSC so schnell nicht mehr bekommen“. Die Jungs sind alle für den KSC, den Trainer oder den Manager durchs Feuer gegangen. Und es hat sich bewahrheitet – bis heutzutage sind sie nicht mehr hochgekommen.
Welche Rolle spielt der KSC inzwischen noch für Sie?
Dohmen: Ich bin im Sportbeirat mit Rainer Schüttler, Rainer Scharinger und Mike Franz. Wir sind beratend für den Vorstand tätig. Aber das ist kein richtiger Job, wir werden relativ wenig mit einbezogen.
Mit 70 lautet Ihr Motto „Alles kann – nichts muss“. Wie verbringen Sie denn heute Ihr Dasein im fußballerischen Ruhestand?
Dohmen: Ich arbeite grundsätzlich noch. Ich kann es mir aber einteilen. Im Fußball habe ich mich etwas zurückgenommen und gucke auch nicht mehr so viel Fußball im Fernsehen. In den letzten drei Jahren habe ich dreimal den KSC live gesehen. Ich muss mich jetzt um andere Dinge kümmern.
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