Würzburger Kulturleben

Theater sieht Licht am Ende des Tunnels

Auftaktveranstaltung zur neuen Spielzeit des Mainfranken Theaters. Kleines Haus wird am 2. Dezember eröffnet

Von 
Felix Röttger
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In bester Erinnerung ist das Tanzstück „Chaplin!“ mit der Weltkugel-Choreografie, auf dessen Wiederaufnahme man sich ab 10. Februar 2024 freuen kann. © MFT

Würzburg. Ganze vier Jahre gab es keine Auftaktveranstaltung des Mainfranken Theaters Würzburg mehr, obwohl schon der damalige Vorgeschmack auf die neue Spielzeit ganz im Zeichen eines Spagats zwischen Spielbetrieb und Provisorien wegen der begonnenen Sanierung des Theaters stand. Was hat sich seitdem geändert? Zumindest so viel, dass der gut gelaunt durch die Kostproben diverser Produktionen führende Intendant Markus Trabusch jetzt ganz im Sinne des Mottos der Spielzeit 2023/24 „Licht im Dunkel“ sah.

Denn bald soll es soweit sein: Am 2. Dezember wird das neue Kleine Haus am Faulhaber-Platz mit zwei Stücken von Roland Schimmelpfennig eröffnet, dem derzeit meistgespielten Gegenwartsdramatiker in Deutschland. Neben dem neuen Saal mit 330 Plätzen wird auch die Probebühne als Ersatz für die urigen Kammerspiele im früheren Theater-Untergeschoss bespielbar sein.

Als Trabusch anmerkte, dass es durchaus noch ein paar Karten zu kaufen gäbe, ließ sich heraushören, dass viele Kulturbeflissene – und nicht nur das Abo-Stammpublikum – dem Theater trotz der überlangen Geduldsprobe nicht den Rücken gekehrt haben. Die Programme der letzten Spielzeiten sprachen tatsächlich mehrere Generationen an, die das Theater als Treffpunkt des lebendigen Austauschs auch an den Ersatzspielstätten gerne aufgesucht haben.

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Dieter Schnabel
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Besinnlich und voller Melancholie sang der Chor das Lied „Fern, fern über der Steppe“ aus der Oper „Karl und Anna“ nach der gleichnamigen Novelle von Leonhard Frank. Als Auftragswerk des Mainfranken Theaters wird sie mit der Musik von Christoph Ehrenfellner und dem Libretto von Schimmelpfennig ab 6. April im Kleinen Haus zu sehen sein.

Die gezeigten Ausschnitte des in Berlin und Havanna lebenden Autors aus „Der Kreis um die Sonne“ und „Der Riss durch die Welt“ lassen erahnen, dass hier ein Meister am Werke ist, der aktuelle gesellschaftliche Themen und menschliche Schwächen auf die Bühne zu setzen vermag. An die geplante Wiederaufnahme des Theaterabends „Calypso“ am 7. Juni mit großen Teilen der Theaterstücke „Aus der Fremde“ und „die Humanisten“ und einer Auswahl von Gedichten des österreichischen Autors Ernst Jandl erinnerten mit virtuosen „Sprachhäppchen“ Pippa Fee Rupperti, Nina Mohr, Nils van der Horst und Georg Zeies in absurd-komischen Kostümen.

Eine Collage aus Stücken von Euripides, Sophokles und Hugo von Hofmannsthal, die den antiken Stoff zu einem lyrisch-monologischen Psychodrama verdichtete, bot Anregungen, sich noch Premierenkarten für die Oper „Elektra“ von Richard Strauss am 8. Oktober zu sichern. Neugier weckte der gemeinsame Auftritt von Zlatko Maltar und Nils Bannert, die mit Daria Lik, Laura Stolz und Eva-Lina Wenners das Schauspielensemble verstärken.

Auf hohem Niveau boten die Mezzosopranistin Vero Miller und die Sopranistin Milena Arsovska Kostproben aus „Don Giovanni“. Premiere der Inszenierung von Markus Trabusch, der erstmals bei einer Mozart-Oper Regie führt, ist am 4. Februar.

GMD Calesso verlässt Würzburg

Schonend bereitete der Intendant die Zuhörer auf den Weggang von GMD Enrico Calesso nach der Spielzeit 2024/25 vor. Der nicht nur in Würzburg ungemein geschätzte Generalmusikdirektor wird dann Chefdirigent des „Teatro Giuseppe Verdi“ in Triest, eines der italienischen Spitzen-Opernhäuser in Italien. Sehr engagiert machte Calesso dann auf die Highlights im umfangreichen Konzertprogramm der neuen Saison aufmerksam, das mit sechs Sinfoniekonzerte ab 19. Oktober, neun weiteren Konzertevents, sieben Kammerkonzerten und vier Familienkonzerten ein breites Publikum anzusprechen vermag.

Thematisch passte zu seiner geplanten Rückkehr nach Italien der dann vom Philharmonischen Orchester beschwingt gespielte 1. Satz der „italienischen“ Sinfonie Nr.4 von Felix Mendelssohn Bartholdy. Gleich die ersten Takte entführten die Zuhörer in südliche Gefilde mit ihrem schillernden Licht und pulsierenden Leben. Einen Vorgeschmack auf die Produktionen der Tanzcompagnie, die im Neuen Haus schon mit Proben im Ballettstudio beginnen konnte, bot der Ausschnitt aus einer Neuinterpretation der „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi durch Ballettdirektorin Dominique Dumais, die ab 4. November in der Blauen Halle zu erleben ist.

In bester Erinnerung war das Tanzstück „Chaplin!“ mit der bezaubernden Weltkugel-Choreografie, auf dessen Wiederaufnahme man sich ab 10. Februar 2024 freuen kann. Tanzbar wäre auch das von Leo Hyunho Kim nicht allzu ziseliert performte Lied „Da geh’ ich zu Maxim“ aus Léhars Operette „Die lustige Witwe“ gewesen; den ironischen Unterton übersah man dabei gerne.

Gute Miene zum bösen Spiel machten Daria Lik, Nina Mohr und Isabella Szendzielorz mit ihrem kurzen Einblick in das Stück „Kaspar Häuser Meer“ von Felicia Zeller, in dem die Nöte und Ängste von drei überforderten Sozialarbeiterinnen bei einem Jugendamt im Fokus stehen.

Den Operetten-Ohrwurm „Wenn Lippen schweigen“ aus „Die Lustige Witwe“ von Franz Lehár trugen die Sopranistin Milena Arsovska und der Bariton Leo Hyunho Kim beim stimmungsvollen Finale mit allen Beteiligten des Abends eine Spur zu dick auf. Der guten Stimmung im voll besetzten Saal, der mit etwas höher gelegter Tribüne verbesserte Sichtverhältnisse bot, tat dies keinen Abbruch.

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