Privattheater

Kulturkeller feierte 40. Geburtstag

Feierlichkeiten mit Ein-Personen-Stück und hauseigenem Kabarettensemble

Von 
Dieter Schnabel
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Nach endlosen Debatten zuvor und einer Bauzeit von rund drei Jahren, wurde am 16. November 1982 der Neubau des Theaters Heilbronn mit einer Aufführung des Musicals „My fair Lady“ eröffnet. Damit war das Provisorium im Gewerkschaftshaus, das Jahrzehnte Heilbronns Stadttheater war, Geschichte und die Räume im Untergeschoss waren leer. Da kamen die Journalisten Gerd Kempf und Gerhard Schwinghammer, unterstützt von dem Gewerkschafter Willi Wasmeier, auf die Idee, diese Räume weiterhin kulturell zu nutzen.

Das war der Anfang des Kulturkellers Heilbronn, der zunächst als Kulturkeller der Gartenhaus-Gesellschaft firmierte und dessen Gründungsdatum der 14. Juli 1983 ist. 1989 entstand das Kulturkeller-Theater, das 1998 für seine Schauspiel-Aufführungen mit dem „Kilianspreis“ ausgezeichnet wurde.

Abgesehen von Eigenproduktionen, die im Kulturkeller zu sehen waren und sind, gastierten im Laufe der Jahrzehnte namhafte Künstler, wie etwa Klaus Birk, Alfred Mittermeier, Arnulf Rating, Andreas Rebers, Hagen Rether, Georg Schramm und Stefan Waghubinger. Das und noch viele mehr ließen der Vorsitzende des Vereins, Hans-Georg Bickel, und die zweite Vorsitzende, Hanne Jacobi, am Beginn der Jubiläumsveranstaltung – deren Programm am 9. und 16. Dezember 2023 wiederholt wird - Revue passieren.

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Dabei kamen sie auch auf die verschiedensten Theaterproduktionen des Hauses zu sprechen, von denen noch die Uraufführung des Kammerspiels „Heilig ist nur der Schein“ von Cornelia Molle auf dem Spielplan steht und am 7.und 22. Oktober, am 24. November sowie am 8. Dezember 2023 zu sehen ist.

Zum Auftakt der Jubiläumsveranstaltung wartete Udo Grunwald mit einem Ein-Personen-Stück auf, das er „Die ausgefallene Vorstellung“ nannte, die dann doch, wenn auch ganz anders als vorgesehen, stattfindet. Grundlage ist „Die Sternstunde des Josef Bieder“ von Eberhard Streul und Otto Schenk. Es geht um einen Theaterrequisiteur, der zur Hauptperson in einer Vorstellung wird, die eigentlich gar nicht stattfinden sollte. Er erklärt nicht nur seine eigentliche Aufgabe als Requisiteur, er nimmt auch die Gelegenheit wahr, sich als Schauspieler und Sänger zu produzieren. Dabei kommt er vom Hundertsten ins Tausendste, bis er schließlich die Verbeugungen der verschiedenen Akteure am Ende der Vorstellung zeigt und meint, er fände es nicht gut, dass sich auch Tote verbeugen.

Udo Grunwald machte seine Sache nicht nur gut, er brillierte mit abwechslungsreichem, komödiantischem Spiel in der „Sternstunde des Josef Bieder“, die zu seiner eigenen Sternstunde wurde.

Einen Vorgeschmack auf die nächste eigene Kulturkellertheater-Produktion, die Anfang Dezember Premiere hat, bekam man nach der Pause. Das hauseigene Kabarettensemble – Elisabeth Beker, Hanne Jacobi, Corinna Löckle-Götz, Hans-Georg Bickel, Michael Hink, musikalische Leitung: Jörg Linke, szenisch beraten von Matthias Bulling –- servierte Ausschnitte eines weiteren Gangs des „Heilbronner Leibgerücht“.

Da kam der „Fußverkehrsbeauftragte“ der Stadt zu Wort. Die Verkehrsverhältnisse in Heilbronn wurden kritisch beleuchtet, nicht zuletzt die hinderliche Autofahrt zum „von der Welt abgeschnittenen“ Bahnhof. „The Länd“, die teuere, aber unglückliche Werbung des Landes wurde auf die Schippe genommen, zum Beweis dafür, dass der Schwabe nicht nur kein Hochdeutsch sprechen, sondern auch kein Englisch kann. Und wer genau auf das entsprechende Plakat hinsah, der konnte an einer Ecke „The ELänd“ erkennen. Ach, wie wahr!

Der Klimawandel war ein Thema. Überall wurde Sand im Getriebe festgestellt. Und das gilt nicht nur für Heilbronn, wo das 40-jährige Bestehen des ältesten Privattheaters der Stadt, aber ohne Sand im Getriebe, gebührend gefeiert wurde.

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