Würzburg. Romy Schneider und Karlheinz Böhm wurden durch die „Sisi“-Verfilmungen in den 50er-Jahren unsterblich. Doch beide waren nicht glücklich mit dem Image, das nach diesem Welterfolg an ihnen haftete: „Das pappt mein Leben lang wie Grießbrei an mir“, soll Romy Schneider in einem späteren Interview geklagt haben. Und Karlheinz Böhm beschwerte sich, die Inszenierung entführe die Zuschauer in eine „rosarote Marzipanschweinchen-Welt“. Ein paar Jahre später schlüpfte er dann wie zum Trotz in die Rolle eines psychopathischen Frauenmörders.
Der Mythos um Kaiserin Elisabeth von Österreich und auch um den Historienfilm selbst lebt jedoch weiter. Regelmäßig und besonders gerne an Weihnachten wird die Trilogie wiederholt, und jetzt wagen sich gar gleich zwei Streaming-Dienste an eine Neuverfilmung: Netflix und TVnow. Das Interessante an der TVnow-Variante: Dreharbeiten für die sechsteilige Serie finden auch in Würzburg statt.
„Gigantisches Spektakel“
Regisseur Sven Bohse versprach gegenüber der Deutschen Presse Agentur „ein gigantisches Spektakel rund um die Kaiserin von Österreich“ und stellte bei den Dreharbeiten in Lettlands Hauptstadt Riga klar: „Wir versuchen, es natürlich schon so zeitgeistig und modern wie möglich zu erzählen“. Das Ganze solle „keine nostalgische Serie für die Mütter und Großmütter und Väter und Großväter werden, sondern eher auch für ein jüngeres Publikum zugänglich sein.“
In den Hauptrollen stehen Dominique Devenport und Jannik Schümann als Sisi und Franz vor der Kamera, die Rolle der Erzherzogin Sophie – der Mutter von Franz – übernimmt Désirée Nosbusch. Die zuständige Produktionsfirma Storyhouse zitiert die Luxemburgerin mit den Worten: „Ein Mädchentraum ist für mich in Erfüllung gegangen. Es ist eine tolle Herausforderung und auch eine Ehre, die Erzherzogin Sophie in der neuen Sisi-Serien-Verfilmung darstellen zu dürfen. Sie war das politische Mastermind hinter ihrem Sohn und wurde oft die ‚heimliche Kaiserin‘ genannt.“
Für die sechsteilige Serie verwandelten sich Teile der Altstadt von Riga in das Wien zu Zeiten der österreichischen Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837 bis 1898). Hunderte Komparsen bevölkern dazu in historischen Kostümen die Straßenzüge der lettischen Hauptstadt. „Es läuft super“, sagte Sven Bohse. „Ich kann mir keine schöneren Dreharbeiten vorstellen.“
Désirée Nosbusch postet auf ihrem Instagram-Kanal fleißig Bilder von Drehpausen in Riga, in strahlend-guter Laune im Kostüm und mit Krönchen. Ihre Follower finden das klasse.
Einer ließ sich gar zu der Bemerkung hinreißen: „Désirée, du bist wirklich immer noch ein super Weib.“ Auch ihren Hund Bowie hat sie nach Riga mitgenommen, wie man auf ihren Fotos sehen kann.
Die Produktion ist nicht nur wegen der üppigen Kostüme aufwendig. In Zeiten der Corona-Pandemie müssen alle am Dreh Mitwirkende täglich Schnelltests machen und Masken tragen, wenn nicht gerade gefilmt wird. „Nach 50 Drehtagen, die wir mittlerweile haben, ist das so eingespielt, dass man das kaum noch wahrnimmt. Es gehört einfach irgendwie dazu“, sagte Regisseur Bohse der dpa und meinte weiter: „Ich zieh’ mir schon die Maske an, wenn es gar nicht sein muss.“
In dieser TVnow-Event-Serie soll nun „ein neuer Blick auf das Leben einer jungen Frau geworfen werden, die als Kaiserin Geschichte geschrieben hat und als Filmfigur zur Legende wurde. Sie erzählt die Liebesgeschichte von zwei jungen Menschen zwischen persönlichem Verlangen und politischen Zwängen, zwischen Macht und Verletzlichkeit. Auf der einen Seite Elisabeth von Österreich-Ungarn, genannt Sisi, die als ,schönste Frau Europas’ bekannt war, sich den starren höfischen Gepflogenheiten widersetzte und die Macht ihrer äußeren Erscheinung für sich und ihre Ideale zu nutzen wusste. Auf der anderen Seite Franz Joseph I., der die Last der Krone in persönliche und politische Härte übertrug und in Sisi eine ungewöhnliche Verbündete fand“, liest man auf der Website der Produktionsfirma.
Über die kommenden Drehtage in der Würzburger Residenz und im Hofgarten herrscht Stillschweigen. Szenen wie 2011 beim Blockbuster „Die drei Musketiere “ kann es allein schon wegen Corona nicht geben. Damals filmten die Hollywoodstars Orlando Bloom, Mila Jovovich und Christoph Waltz in der Domstadt und hatten viele einheimische Komparsen an ihrer Seite.
„Kaiserin hilft im Stadtmarketing“
Auch in der Würzburger Stadtverwaltung denkt man gerne an dieses Großereignis zurück: „Beim Stichwort ,Sisi’ werden in Würzburg Erinnerungen an ,Die drei Musketiere’ wach. Das mag historisch etwas verwirren, soll aber nur heißen: Drehort für eine große Filmproduktion zu sein, elektrisiert die ganze Stadt und leuchtet unsere Wahrzeichen perfekt aus“, sagte Pressesprecher Georg Wagenbrenner auf FN-Anfrage. Zwar hielten sich die Produktionsfirma und die Bayerische Schlösserverwaltung derzeit mit Informationen noch sehr bedeckt, aber, so Georg Wagenbrenner: „Wir hoffen natürlich wie damals auf einen nachhaltigen Imagegewinn. Auch wenn im Film sicher nicht das historische Würzburg simuliert werden dürfte, so können die Zuschauer die Reize dennoch zuordnen, und dies kann auch Interesse an den ,Filmkulissen’ wecken: Eine legendäre Kaiserin, die uns beim Stadtmarketing hilft, das klingt doch vielversprechend.“
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