ZEW-Studie

Digitalisierung – Betriebe sehen große Abhängigkeit

Forscher befragen 1200 Unternehmen. Viele machen sich Sorgen, weil sie bei der Transformation auf Anbieter außerhalb Europas angewiesen sind

Von 
Walter Serif
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Digitalisierung schreitet voran: Beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wird ein Roboter gezeigt, der einen Schwamm an einen Menschen übergibt. © Uli Deck/ dpa

Rhein-Neckar. Wie groß ist die Abhängigkeit der deutschen Unternehmen bei der Digitalisierung von zum Beispiel den USA oder China? Eine neue Studie des ZEW Mannheim im Auftrag des Wirtschaftsministeriums zeigt, dass die Betriebe die Bedeutung der digitalen Souveränität erkannt haben. Sie machen sich aber Sorgen darüber, ob sie dabei in eine zu große Abhängigkeit von nicht europäischen Anbietern wie dem Partner USA oder eben China geraten.

Bei Software und Anwendungen besteht Handlungsbedarf

Die Studie basiert auf der Befragung von 1200 Unternehmen aus der Informationswirtschaft und dem verarbeitenden Gewerbe. Sie beleuchtet die aktuellen Herausforderungen, vor denen die Unternehmen stehen, die ihre digitale Souveränität behalten wollen. Der etwas sperrige Begriff beschreibt die Fähigkeit, die digitale Transformation mit Blick auf Hardware, Software, Dienstleistungen sowie Kompetenzen selbstbestimmt zu gestalten. Anders ausgedrückt: Die Betriebe wollen selbstständig darüber entscheiden, ob sie bei der Digitalisierung ihrer Technologien oder Anwendungen eine Abhängigkeit von Anbietern und Partnern bewusst eingehen oder lieber vermeiden wollen.

„Die Befragung zeigt, dass digitale Souveränität für rund die Hälfte der befragten Unternehmen von hoher bis sehr hoher Bedeutung für ihren Erfolg ist“, sagt ZEW-Forscherin Irene Bertschek. Als Merkmale mit der höchsten Relevanz für digitale Souveränität werden nach ihrer Darstellung von den Unternehmen am häufigsten die Datenhoheit sowie die Fähigkeit zur Interoperabilität und Modularität von IT-Systemen genannt. ZEW-Wissenschaftler Daniel Erdsiek: „Jeweils mehr als 80 Prozent der Betriebe geben an, sich bei mindestens einem der abgefragten Technologiefelder abhängig von nicht-europäischen Anbietern oder Partnern zu fühlen.“ Und: „Insbesondere im Bereich Software und Anwendungen zeigen sich die Betriebe häufig sehr abhängig“, so der ZEW-Forscher.

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Abhängigkeiten bestehen – so die Studie – bei weiteren digitalen Technologien wie zum Beispiel Hardware und Infrastruktur, IT-Sicherheitstechnologien und digitalen Plattformen. Aber auch im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) nehmen die Unternehmen demnach Abhängigkeiten wahr.

Mit einem Anteil von 82 Prozent der Betriebe nennt die Informationswirtschaft den Mangel an europäischen Alternativen als häufigsten Grund für bestehende Abhängigkeiten des eigenen Unternehmens von nicht-europäischen Anbietern oder Partnern. Zudem sehen knapp drei Viertel der Unternehmen in der technologischen Überlegenheit des Anbieters einen der Gründe für ihre Abhängigkeit. Im verarbeitenden Gewerbe kehrt sich die Rangfolge um: 74 Prozent verweisen auf die technologische Überlegenheit des Anbieters, während 70 Prozent den Mangel an europäischen Alternativen als Grund anführen.

Hohe Wechselhürden in den befragten Branchen

Weiterhin spielen laut Studie in beiden Branchen hohe technologische Wechselhürden – sogenannte Lock-in Effekte – eine zentrale Rolle. 58 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft geben diese als Grund für ihre bestehende Abhängigkeit an. Das ist immerhin eine Verdopplung verglichen mit dem Wert aus dem Jahr 2021.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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