„Heidelberg Historic“

Heidelberg Historic: Rasante Oldtimer-Rallye mit Gänsehaut-Garantie

Von 
Fabian Greulich
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Odenwald-Tauber. Die Oldtimer-Rallye „Heidelberg Historic“ bahnte sich am Wochenende ihren Weg durch die Region (die FN berichteten). Rund 185 historische Fahrzeuge nahmen daran teil, darunter drei des Teams Audi Tradition. Die FN fuhren die Rallye an Bord eines NSU Ro 80 mit.

Als Teilnehmer der 26. Auflage der „Heidelberg Historic“ sitze ich als Co-Pilot in einem NSU Ro 80 mit der Startnummer 43. Es ist früher Freitagmorgen. Unmittelbar vor dem Start herrscht am Sinsheimer Technikmuseum (Start und Ziel) große Aufbruchstimmung. Knatternde Motoren überall. Man kann die Vorfreude bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern förmlich spüren. Nachdem die Rallye zuletzt wegen der Corona-Pandemie zweimal nicht stattfinden konnte, können es die Fahrer und ihre Co-Piloten kaum erwarten, wieder die Motoren zu starten und Gas zu geben.

Über 180 Fahrzeuge am Start

Im Minutentakt gehen von hier aus 185 historische Fahrzeuge ins Rennen, darunter auch zahlreiche Vorkriegswagen. Zwei Tagesetappen mit einer Gesamtlänge von 530 Kilometern, zahllosen Zeit- und Durchfahrtskontrollen sowie 18 Wertungsprüfungen liegen vor ihnen. Aufgeteilt ist der Fahrplan wieder in zwei abwechslungsreiche Tagesetappen.

Mit Nico Siebeck, dem „Leiter Vertrieb und Ersatzteilwesen“ bei Audi Tradition, habe ich einen Piloten an meiner Seite, der zwar seine Premiere hinter dem Steuer bei einer Oldtimer-Rallye feiert, sich aber bestens mit den historischen Fahrzeugen aus dem Museum der Marke mit den vier Ringen auskennt und die Automobil-Ikone Ro 80 souverän und sicher zu den Etappenzielen steuert.

Wer denkt, dass ich als Co-Pilot dabei ein entspanntes Leben habe und nur die schöne Aussicht bei einer „Ausflugsfahrt“ genießen muss, der liegt falsch. Denn ich habe während der beiden Renntage alle Hände voll zu tun und muss permanent bei der Sache bleiben: Vom Start weg bis ins Ziel darf ich den Routenplan nicht aus den Augen lassen und im Umgang mit gleich mehreren Stoppuhren nicht durcheinander kommen. Sonst ist mein „Steuermann“ aufgeschmissen und das exakte Passieren der Lichtschranken bei den Wertungsprüfungen wird zu einem Ding der Unmöglichkeit. Oder – noch schlimmer – wir verpassen die richtige Ausfahrt, landen irgendwo in der Pampas und verlieren kostbare Minuten, die wir kaum noch aufholen können. Konzentration ist gefragt.

Trotzdem wollen wir auch nicht gleich die ganze Rallye gewinnen, dafür ist das Starterfeld sowieso viel zu hochkarätig besetzt. Hier gehen echte Profis an den Start, die den Gesamtsieg unter sich ausmachen. Es besteht also kein Grund zur Panik. Und so steht an Bord und im Team in erster Linie der Spaß an der Freude im Mittelpunkt.

In einem Oldtimer wie dem „Ro 80“ zu sitzen, ist eine wahre Freude. Zumal es sich um einen echten Publikumsliebling mit extrem hohem Wiedererkennungswert handelt. Fast an jedem Haltepunkt werden wir auf die Auto-Ikone mit Wankelmotor, die von 1967 bis 1977 rund 37 000 Mal gebaut wurde, angesprochen. Sätze wie „So einen hatte ich früher auch“, oder „Mensch, da werden Erinnerungen wach“, hören wir immer wieder. Wo wir vorbei fahren, gehen die Daumen hoch, oder wird kräftig Beifall geklatscht.

Das Wetter ist hochsommerlich. Im bequemen Ro 80 sitzen wir zwar vor der Sonne geschützt, müssen aber damit leben, dass so eine Rallye in einem Oldtimer extrem schweißtreibend ist. Aber durchgeschwitzte „Rennkleidung“ nimmt man natürlich gerne in Kauf.

Nico Siebeck und ich sind schnell ein eingespieltes Team. Zwar läuft nicht jede Prüfung perfekt, aber wir sind zufrieden mit unseren Wertungen und fast immer pünktlich an den Zeitkontrollen.

Atmosphäre genießen

Sportlicher Ehrgeiz gehört dazu, ohne dabei verbissen zu sein. Bei aller Konzentration gilt es in erster Linie, die tolle Atmosphäre dieser Oldtimer-Rallye zu genießen. Immer wieder sind wir hellauf begeistert: Es gibt viele tolle Prüfungen wie etwa im „Mini Monte Carlo“ Spechbach. Auch in Großeicholzheim, Hüngheim (Neckar-Odenwald-Kreis) und Brehmen (Main-Tauber-Kreis), wo der örtliche MSC sein 50-jähriges Bestehen feiert, warten attraktive und bestens vorbereitete „Rennstrecken“ auf uns.

Überhaupt ist die gesamte Streckenführung der „Heidelberg Historic“ durch wunderschöne Landschaften ein Genuss. Schöne Haltepunkte wie das Heidelberger Schloss oder das Audi-Forum in Neckarsulm gibt es obendrauf.

Für reichlich Gänsehaut sorgt immer wieder die große Begeisterung der Zuschauer, die überall auf uns warten, uns winken und zujubeln. Viele haben demonstrativ ihren eigenen „Oldtimer“ an der Strecke geparkt, schwenken Fahnen und haben sichtlich Spaß an dieser Parade der automobilen Schmuckstücke. Fotografen lauern an jeder Ecke.

„Die große Freude, die diese Oldtimer-Rallye überall auslöst, ist wirklich beeindruckend. In diesen Momenten wird besonders spürbar, wie viel positive Erinnerungen die Menschen mit den alten Autos verbinden“, sagt Nico Siebeck.

Die Begeisterung und die Liebe zum Automobil ist tatsächlich längst nicht nur bei den Teilnehmern zu spüren, sondern auch und ganz besonders bei den Zuschauern und den vielen freiwilligen Helfern, die diese Veranstaltung überhaupt erst ermöglichen. Auch das „Team hinter dem Team“ von Audi Tradition ist immer da, wenn es gebraucht wird.

Am Ende sind wir platt, aber glücklich im Ziel und freuen uns – ganz nebenbei – über eine passable Platzierung in der Gesamtwertung. Da landen wir immerhin auf Rang 107 – und sind sehr zufrieden.

Redaktion FN-Chefredakteur

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