Organisierte Kriminalität

Fälscherwerkstatt ausgehoben

Tätergruppierung in Litauen zerschlagen. Ermittlungserfolg der Polizei Heilbronn

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Polizei Heilbronn
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Ermittlungserfolg der Polizei Heilbronn: Gemeinsam mit Kollegen aus Litauen und mit Unterstützung von Europol wurde eine international agierende Tätergruppierung zerschlagen. Die Hintermänner sitzen in Haft. © dpa

Heilbronn. Ermittlungserfolg kurz vor Weihnachten: In enger Zusammenarbeit haben die Kriminalpolizei Heilbronn und ermittelnde Kollegen aus Klaipeda in Litauen, Staatsanwaltschaften aus Heilbronn und Litauen mit Unterstützung von Europol und Eurojust eine international agierende Tätergruppierung überführt, die auf Fahrzeugdiebstähle spezialisiert war. Mehrere Täter, darunter neben ausführenden Fahrzeugdieben auch die Hintermänner der Gruppierung, wurden am 19. Dezember in Litauen festgenommen, teilte die Polizei Heilbronn am Freitag mit.

Vorausgegangen waren umfangreiche Ermittlungen, die beim Arbeitsbereich Seriendelikte der Kriminalpolizei Heilbronn geführt wurden, nachdem dort 2019 vor dem Hintergrund eines starken Anstiegs von Pkw-Diebstählen eine Ermittlungsgruppe eingerichtet worden war.

Zahlreiche Fahrzeugdiebstähle

Zunächst konnte ein mittlerweile 27-jähriger Litauer als Fahrer eines in der Nacht auf den 18. Februar 2019 in Nordheim (Kreis Heilbronn) entwendeten Fahrzeugs identifiziert werden. Zwei weitere in dieser Nacht entwendete Fahrzeuge wurden noch im Februar 2019 durch polnische Polizeikräfte in einer Garage in Czeladz (Polen) sichergestellt. Eines der Fahrzeuge war bereits in seine Einzelteile zerlegt worden. In der Garage nahmen die Einsatzkräfte mehrere Personen aus Weißrussland fest, die dort als Mechaniker tätig waren.

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Der 27-Jährige wurde im August 2020 festgenommen und zwischenzeitlich wegen schwerem Bandendiebstahl zu einer Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt. Weitere Taten konnten dem Mann zugeordnet werden, nachdem Einsatzkräfte im Oktober 2020 zwei entwendete Keyless-Go-Fahrzeuge in einem Mietgaragenpark in Bühl sichergestellt hatten. Die als Versteck genutzten Garagen waren mit den Personalien eines bereits verstorbenen Litauers angemietet worden waren. Die Mietzahlungen erfolgten über einen britischen Finanzdienstleister.

Verdeckte Ermittlungen

Durch verdeckt geführte Ermittlungen kam die Polizei in der Folge einer über mehrere Landesgrenzen hinweg agierenden Tätergruppierung auf die Spur. Um diese zu zerschlagen, wurden die weiteren Ermittlungen in enger Zusammenarbeit mit Europol und der Kriminalpolizei Klaipeda in Litauen fortgesetzt. Sie führten unter anderem zur Identifizierung der obersten Führungsebene der Gruppierung, die auch in weiteren Kriminalitätsfeldern wie internationalem Rauschgiftschmuggel, Geldwäsche und Fälschungskriminalität aktiv war.

Um die Bandenstruktur vollständig aufzuhellen und insbesondere die Verstrickung der Hintermänner in die kriminellen Aktivitäten belegen zu können, wurde im Januar 2023 auf Initiative der Kriminalpolizei Heilbronn die Task Force „Keyless-Go“ eingerichtet. Deren Mitarbeiter werteten unter anderem umfangreiche verschlüsselte Chats (mehrere hunderttausend Datensätze) aus. Außerdem richteten sich Maßnahmen gegen bereits identifizierte Bandenmitglieder in Litauen. Neben Hintermännern wurden hierdurch auch ausführende Täter und Fälscher identifiziert und Fälscherwerkstätten lokalisiert.

Durch die umfangreichen Ermittlungen gelang es auch, dem Hintermann der Gruppierung die Beteiligung an insgesamt 27 Einzeltaten mit Tatorten im Bundesgebiet (unter anderem im Landkreis Heilbronn) mit einem Schadensvolumen von rund 1,8 Millionen Euro zuzuordnen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Heilbronn erließ das Amtsgericht am 30. November nationale und europäische Haftbefehle gegen den mutmaßlichen Kopf der Bande, einen 42-jährigen Mann aus Litauen, und gegen ein Mitglied der mittleren Führungsebene der Gruppe, einen 40-jährigen Litauer. Außerdem wurden Vermögensarreste über insgesamt rund eine Million Euro und diverse Durchsuchungsbeschlüsse für Objekte in Litauen erwirkt.

Der Zugriff erfolgte nun im Rahmen eines „Actiondays“ am 19. Dezember: In einem gemeinsamen Einsatz der Kriminalpolizeien Klaipeda und Heilbronn unter Beteiligung von Europol und des LKA Baden-Württemberg. In mehreren litauischen Städten kam es hierbei zur Festnahme der 42 und 40 Jahre alten Männer.

Außerdem wurde erneut umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Unter anderem wurden in einer Metallverarbeitungswerkstatt mit Prägewerkzeugen Rohmaterial zur Herstellung von Kfz-Typenschildern und gefälschte Zulassungsplaketten gefunden. Außerdem wurden deutsche und niederländische Fahrzeugpapiere sichergestellt. „Selbst die Sachverständigen des Landeskriminalamts kamen aufgrund der professionell ausgestatteten Fälscherwerkstatt ins Staunen“, so die Polizei.

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