Rückblick und Ausblick

Der Marktplatz des Wissens

Besucherzahlen der experimenta in Heilbronn erreichten wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie

Von 
Werner Palmert
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Die Sonne fasziniert seit jeher die Menschheit. Wie sehr der Stern das Leben auf der Erde prägt und wie Forschende versuchen, seine Geheimnisse zu ergründen, zeigt die experimenta in Heilbronn in der neuen Sonderausstellung „Die Sonne –- Der Mensch und das Licht“. © Werner Palmert

Heilbronn. „Die Welt belohnt uns nicht mehr allein für das, was wir wissen, sondern für das, was wir mit unserem Wissen tun können“. Diesen Satz von Professor Dr. Andreas Schleicher, (Director for the Directorate of Education and Skills beim OECD), stellte die neue Geschäftsführerin der experimenta Heilbronn, Professor Dr. Bärbel Renner, an den Anfang der Jahrespressekonferenz und umriss damit die Intention des Lernorts und Forschungszentrums, das sich konsequent vom Science-Center zur Bildungseinrichtung der Region Heilbronn-Franken entwickelt.

Nach der Neueröffnung im März 2019, kamen in den folgenden neun Monaten 251 149 Menschen in die verschiedenen Labore, Forscherwelten und den Science Dom. Mit 301 970 Besucherinnen und Besuchern stießen die Angebote der experimenta im Jahr 2022 erneut auf großes Interesse. Der erste Höhepunkt im neuen Jahr ist die bereits laufende Sonderausstellung „Die Sonne – Der Mensch und das Licht“ aus dem Science Museum London. Eine Weltpremiere feiert die experimenta dann am 27. April mit dem Animationsfilm „Der kleine Major Tom“, zu dem auch der Sänger und Buchautor Peter Schilling in der Käthchenstadt erwartet wird.

Über 70 Laborkurse

Im letzten Jahr wurden über 70 unterschiedliche Laborkurse angeboten und rund 25 000 Kinder und Jugendliche beim Experimentieren und Forschen gefördert. Ein großer Erfolg war auch die Tour der „MS experimenta“: An 17 Stationen entlang vom Neckar bis zur Donau kamen von Juli bis November mehr als 13 500 Gäste an Bord der schwimmenden Wissenswelt. Auch 2023 wird die „MS experimenta“ als schwimmendes „Klassenzimmer“ wieder auf große Fahrt gehen. Es sei einfach bereichernd, wenn Menschen sich austauschen und gemeinsam Neues entdecken können“, so Prof. Dr. Bärbel Renner und sie betont; „Als erlebnisorientierte Bildungseinrichtung und Marktplatz des Wissens haben wir gerade in diesen herausfordernden Zeiten eine wichtige gesellschaftliche Rolle“.

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Im Rückblick streifte Renner auch die Ecsite-Konferenz vom 2. Bis 4. Juni, durch die Heilbronn für drei Tage das Zentrum der europäischen Wissenschaftskommunikation wurde. Bei der von der experimenta ausgerichteten Veranstaltung, dem jährlichen Treffen der europäischen Vereinigung von Science Centern und Wissenschaftsmuseen, trafen sich rund 1000 Teilnehmende aus nahezu 50 Ländern. Drei Tage lang diskutierten sie in Vorträgen und Workshops über aktuelle Herausforderungen. Dazu zählten unter anderem die Themen Inklusion und Vielfalt. Parallel zur Fachkonferenz lief für die Öffentlichkeit das Nachhaltigkeitsfestival „Wild Spaces“.

Bildung soll Spaß machen

Eine weitere Frage, die die experimanta leitet: „Wie können wir Wissen vermitteln, damit Bildung Spaß macht?“. Das Science Center geht dabei immer wieder neue Wege, wie mit der selbst konzipierten Sonderausstellung „Geschmacksfragen“, die dem Rätsel der persönlichen Vorlieben auf die Spur ging und im letzten Jahr für große Aufmerksamkeit sorgte. Die experimenta nahm auch am Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ der Bundesregierung teil, das mit seinen Förderangeboten Lernlücken bei Schülerinnen und Schülern schließen soll.

Auf das neue Programm eingehend betonte Bärbel Renner: „Als Marktplatz des Wissens möchte die experimenta ein Ort sein, an dem alle zusammenkommen und miteinander und voneinander lernen können – unabhängig von Alter, Geschlecht oder persönlichem Hintergrund. Deutschland größtes Science Center hat das Ziel, einen gerechteren Zugang zu Bildung zu ermöglichen und den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Vielfalt und Inklusion sind dabei wichtige Werte, um diesen Anspruch zu erfüllen: etwa beim Entdeckertag, zu dessen Premiere am 24. November rund 140 blinde und sehbehinderte Kinder kamen. Am 9. März findet der nächste Entdeckertag statt – dann für Kinder mit Hörbeeinträchtigung.

Die Sonderausstellung „Die Sonne – Der Mensch und das Licht“ aus dem renommierten Science Museum London ist bis zum 10. September 2023 in Heilbronn zu sehen. In vier Abschnitten erfahren die Besucherinnen und Besucher, wie sich die Beziehung der Menschen zur Sonne im Laufe der Geschichte verändert hat. Ergänzend zur Sonderausstellung gibt es ein vielfältiges Programm aus Vorträgen, Filmen, einem Podcast und – bei gutem Wetter– der Möglichkeit, die Sonnen mit Teleskopen auf der Dachterrasse und in der Sternwarte zu beobachten.

Eine Weltpremiere bietet die experimenta am 27. April mit dem Animationsfilm „Der kleine Major Tom“ im Science Dome. Flankiert wird die erste Aufführung durch den Liveauftritt des Musikers Peter Schilling. Der Film richtet sich an Kinder, Schulklassen und Familien. Er vermittelt unterhaltsam Fakten und Wissen über den Weltraum. Durch den Blick ins Jahr 2053 erfahren Jung und Alt, welche Zukunft der Erde aufgrund des Klimawandels bevorstehen könnte.

Spaß am Forschen vermittelt auch das Schülerforschungszentrum Nordwürttemberg, im vierten Stock. Es bietet auf rund 400 Quadratmetern jungen Forscherinnen und Forschern ideale Bedingungen, um Unbekanntes zu entdecken und neue Lösungen zu entwickeln. Wer ein Vorhaben für den Wettbewerb Jugend forscht verfolgen, eine Projektarbeit für die Schule erstellen oder einfach nur auf die umfangreiche Ausstattung in den acht Laboren zurückgreifen möchte, ist willkommen. Junge Menschen treffen hier nicht nur Gleichgesinnte zum Austausch, sondern finden auch den Freiraum und zugleich kompetente Betreuung vor, um sich ganz ihren Projekten zu widmen. Aus dem Schülerforschungszentrum treten 16 Projekte beim Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ in Künzelsau vom 2. bis 4. März an.

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