Odenwald-Tauber. Die 27. Oldtimer-Rallye „ADAC Heidelberg Historic“ rollte am Wochenende durch die Region. 185 historische Fahrzeuge nahmen daran teil, darunter vier des Teams Audi Tradition. Die FN fuhren die Rallye an Bord eines NSU Wankel Spider mit und erlebten die Faszination dieser besonderen Veranstaltung hautnah. Überschattet wurde die Oldtimer-Rallye allerdings am zweiten Tag von einem schweren Unfall (siehe auch weiterer Bericht).
Es ist früher Freitagmorgen. Unmittelbar vor dem Start herrscht am Sinsheimer Technikmuseum (Start und Ziel) große Aufbruchstimmung. Knatternde Motoren überall.
Im Minutentakt gehen von hier aus 185 historische Fahrzeuge ins Rennen, darunter auch zahlreiche Vorkriegswagen. Zwei Tagesetappen mit einer Gesamtlänge von über 500 Kilometern, zahllosen Zeit- und Durchfahrtskontrollen sowie 18 Wertungsprüfungen liegen vor ihnen.
Mit Nico Siebeck, dem „Leiter Vertrieb und Ersatzteilwesen“ bei Audi Tradition, habe ich einen Piloten an meiner Seite, der sich bestens mit den historischen Fahrzeugen aus dem Museum der Marke mit den vier Ringen auskennt und den kleinen NSU Wankel Spider souverän und sicher zu den Etappenzielen steuert.
Wer denkt, dass ich als Co-Pilot dabei ein entspanntes Leben habe und nur die schöne Aussicht bei einer „Ausflugsfahrt“ genießen muss, der liegt falsch. Vom Start weg bis ins Ziel darf ich den Routenplan nicht aus den Augen lassen und im Umgang mit gleich mehreren Stoppuhren nicht durcheinander kommen. Sonst ist mein „Steuermann“ aufgeschmissen und das exakte Passieren der Lichtschranken bei den Wertungsprüfungen wird zu einem Ding der Unmöglichkeit. Oder – noch schlimmer – wir verpassen die richtige Ausfahrt, landen irgendwo in der Pampas und verlieren kostbare Minuten, die wir kaum noch aufholen können.
In einem Oldtimer wie dem Wankel Spider zu sitzen, ist ein besonderes Erlebnis. Zumal es sich um einen echten Publikumsliebling handelt. An den Haltepunkten werden wir oft auf das zweisitzige Cabriolet angesprochen. Immerhin handelt es sich um einen echten Star der Branche mit hohem Wiedererkennungswert, denn dieses Fahrzeug war 1964 das weltweit erste Serienfahrzeug mit Wankelmotor. Unser Exemplar ist eines der letzten von insgesamt 2386, die bis 1968 gebaut wurden.
Extreme Hitze fordert Teilnehmer
Das Wetter ist mehr als hochsommerlich. Bei Temperaturen deutlich über 30 Grad macht uns die extreme Hitze, aber vor allem die direkte Sonneneinstrahlung an beiden Tagen ganz schön zu schaffen. Natürlich fahren wir die ganze Zeit offen im Wankel Spider. So oder so ist eine Rallye in einem Oldtimer aber immer extrem schweißtreibend. Durchgeschwitzte Klamotten gehören letztlich einfach dazu.
Nico Siebeck und ich sind schnell ein eingespieltes Team. Zwar läuft nicht jede Prüfung perfekt, aber wir sind zufrieden mit unseren Wertungen und fast immer pünktlich an den Zeitkontrollen. Bei aller Konzentration gilt es in erster Linie, die Atmosphäre dieser Oldtimer-Rallye zu genießen. Es gibt viele tolle Prüfungen wie etwa im „Mini Monte Carlo“ Spechbach. Auch in Hüffenhardt, Auerbach, Adelsheim (alles Neckar-Odenwald-Kreis) warten spannende „Rennstrecken“. Schöne Zwischenziele wie die Heidelberger Innenstadt oder das Audi-Forum in Neckarsulm gibt es dazu.
Für Gänsehaut sorgt immer wieder die große Begeisterung der Zuschauer, die überall warten, winken und jubeln. Viele haben demonstrativ ihren eigenen „Oldtimer“ an der Strecke geparkt, schwenken Fahnen und haben sichtlich Spaß an dieser Parade der automobilen Schmuckstücke. Fotografen lauern überall.
Die Begeisterung für historische Fahrzeuge ist tatsächlich längst nicht nur bei den Teilnehmern zu spüren, sondern auch und ganz besonders bei den Zuschauern und den vielen freiwilligen Helfern, die diese Veranstaltung überhaupt erst ermöglichen. Auch das „Team hinter dem Team“ von Audi Tradition ist immer da, wenn es gebraucht wird.
Der Schock sitzt tief
Sportlicher Ehrgeiz gehört dazu, ohne dabei verbissen zu sein. Wie unwichtig Zeiten, Wertungen und Strafpunkte allerdings sind, wird am späteren Samstagmorgen deutlich: Nach und nach wird im Fahrerfeld bekannt, dass es auf der Strecke bei Zweiflingen-Orendelsall (Hohenlohekreis) einen schweren Unfall gegeben hat. Ein Vorkriegswagen ist verunglückt. Der Fahrer und sein Beifahrer sind schwer verletzt.
Der Schock sitzt tief. Das merkt man überall. Die Gedanken der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind bei den beiden Verletzten. Zunächst herrscht Unklarheit, ob die Rallye vielleicht abgebrochen wird, aber die Verantwortlichen entscheiden sich dazu, nur die Wertungsprüfung in Zweiflingen abzubrechen. Ansonsten geht die Tour wie geplant weiter. Am Ende erreichen nicht nur Nico Siebeck und ich das Ziel im Technikmuseum Sinsheim mit gemischten Gefühlen.
Erschöpft, voller positiver und schöner Eindrücke von diesem motorsportlichen Erlebnis, aber eben auch angefasst von dem Unfall, steigen wir aus dem roten Wankel Spider. Unsere Platzierung am Ende: völlig egal.
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