"Unser Wald - Opfer der Energiewende?" - Vortragsveranstaltung der Bürgerinitiativen zeigte Aspekte gegen die Aufstellung von Windkraftanlagen auf

"Wer will schon unter Windrädern wandern?"

Von 
Bianca-Pia Duda
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Wie viele Windräder braucht Baden-Württemberg? Nur eine der Fragen, auf die Dr. Ing. Detlef Ahlborn am Donnerstagabend Antworten gab.

© Bianca-Pia Duda

Gerlachsheim. "Glaubst du, das der Wind weht, nur weil jemand sagt, Wind wehe jetzt?", sang Xavier Naidoo einst in seinem Lied "Freisein". Was bei ihm metaphorisch gemeint war, hätte bei der Veranstaltung "Unser Wald - Opfer der Energiewende?" am Donnerstagabend durchaus als allgemeine Frage im Raum stehen können. Im Mittelpunkt stand der Vortrag von Dr. Ing. Detlef Ahlborn, der die Aufstellung von Windrädern aus mathematischer und physikalischer Sicht in Frage stellte, was er mit Berechnungen und Statistiken untermauerte.

Initiiert wurde die Vortragsveranstaltung von den Bürgerinitiativen "Rettet den Klosterwald" Creglingen, "Wind-Wahn - Nein, Danke" Bad Mergentheim, "Keine Windkraftanlagen im Boxberger Wald" Boxberg, den Kreisjägerschaften und der "Schutzgemeinschaft Deutscher Wald" Main-Tauber, die sich alle gegen die Opferung von Waldflächen für Windkraftanlagen aussprechen.

Windpark gefährlich für Tourismus

"Die Menschen schätzen am Main-Tauber-Kreis die Landschaft und die Kultur. Der Tourismus ist hier ein wichtiger Wirtschaftszweig", führte Thomas Maertens an. Der Bürgermeister von Lauda-Königshofen unterstützte die Veranstaltung im Namen der Stadt. "Eigentlich machen wir ja gern bei der Energiewende mit.", meinte er. "Aber wie stellen sich die Touristen auf das ,Wandern unter Windrädern' ein?" Die Tatsache, dass ein Viertel aller Windräder Baden-Württembergs im Main-Tauber-Kreis stehen sollen, missfalle ihm jedoch. "Wir haben hier die vergleichbare Windkraftdichte wie in Nord- oder Ostdeutschland."

Georg Ries von der "Schutzgemeinschaft Deutscher Wald" schilderte in seiner - teils mit Sarkasmus gespickten - Rede, weshalb ihm Windräder im Wald ein Dorn im Auge sind: "Es gibt nichts Ökologischeres und Nachhaltigeres als unseren Wald. Es kann nicht sein, Wälder zu zerteilen, um Windräder aufzustellen", so Ries, der eine große Gefahr für die Biodiversität sieht. Seiner Ansicht nach gibt es weder biologische, meteorologische, ökologische oder ökonomische Gründe, die für Windkraftanlagen sprechen.

Nur eine Milchmädchenrechnung?

Dabei wurden regenerative Energien, darunter Wind- und Wasserkraft und Solarenergie als "Retter" im Energiedilemma gesehen - jetzt also doch nicht? "Die Energiewendeaktion ist völlig sinnlos", nahm Dr. Ing. Ahlborn einige Illusionen. In der Theorie funktioniere die "Bepflasterung" mit Windparks und Solaranlagen zwar - aber "Um den Energiebedarf Baden-Württembergs mit Windkraft zu decken, sind im Abstand von je acht Kilometer Windparks mit je zehn Windrädern nötig", ergaben seine Berechnungen. Ebenfalls splittete er Statistiken des ISE Fraunhofer Instituts Freiburg auf , das auf eine Summe von 80 000 Windrädern kam, um ganz Deutschland zu versorgen - heißt: alle zwei Kilometer ein Windrad. "Da müssen wir uns keine Fragen mehr zum Wald- und Naturschutz stellen, weil es dann nichts mehr zu schützen gibt", merkte er trocken an. "Wer hier also vor schlüssig durchdachten Gesamtkonzepten spricht, ist einfach nur durchgeknallt", so Ahlborn harsch. Großes Problem der regenerativen Energien sei zudem die Regulierbarkeit. "Wir sind im Begriff, das Herz unseres Landes für ein Placebo herzugeben", warnte Ahlborn.

"Wir wollen unsere Heimat vor sinnloser Zerstörung schützen", meinte Bertram März von der Initiative "Wind-Wahn-Nein-Danke" Bad Mergentheim. "Unsere ländliche Region hat außer unserer Natur nicht viel zu bieten", fürchtete der Apfelbacher einen "Ausverkauf der Heimat" durch "Windräder mit der Höhe des Stuttgarter Fernsehturms."

Was ist die Alternative?

Nach den Vorträgen kam es zu teils hitzigen Diskussionen, in der sich unter anderem ein Betreiber von Windkraftanlagen - auf Freifläche - bei Queckbronn zu Wort meldete und Ahlborn mit seinen positiven Erfahrungen konfrontierte. Nach regem Austausch räumte er jedoch ein, dass Windräder in Wäldern unvernünftig seien.

Letztlich beantwortete Ahlborn die Frage, was nun die Alternative zu Windrädern sei: "Das Einsparen von Energie ist die einzige Alternative, um die CO2-Emissionen zu senken."

Details aus Dr. Ing. Detlef Ahlborns Vortrag

Ahlborn betrachtet die Energiewende gescheitert, da sie den Gesetzen der Physik, der mathematischen Statistik und der Ökonomie widerspreche.

Jedes Windrad brauche im Hintergrund fossil befeuerte Kohlekraftwerke, um Versorgungslücken bei Flauten zu kompensieren.

Der Anteil von regenerativen Energien am Gesamtverbrauch lag in Deutschland 2012 bei knapp zwölf Prozent. Fossile, kohlenstoffdioxidrelevante Energiequellen wie Erdgas, Stein- oder Braunkohle lagen bei knapp 80 Prozent. Wind- und Solarkraft könnten somit keine herkömmlichen Kraftwerke ersetzen.

Eine 100-prozentige Versorgung Deutschlands mit Wind- und Solarenergie erfordert 80 000 Windräder und eine Solarfläche von 1800 Quadratkilometern. Zum Vergleich: Der Main-Tauber- und Hohenlohekreis haben zusammen eine Fläche von rund 2000 Quadratkilometern.

Fehlende Speicher: Die geographische Lage Deutschlands erschwere den Bau von Pumpspeicherkraftwerken.

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