Achim Brötel – der Privatmann

Wie Achim Brötel seine Freizeit verbringt

Der Landrat wird an diesem Samstag 60: Zu seinem Geburtstag führten die FN mit Dr. Achim Brötel zwei Gespräche – eines als Landrat, eines als Privatmann. Zum Gespräch als Privatmann trafen die FN ihn in Buchen am Hollersee.

Von 
Michael Fürst
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Leidenschaften kombiniert: Stadtkapel-lenmusikant und Faschnachter. © Braun

Buchen. Es ist Montagmorgen, 6 Uhr. Gerade erst ist es hell geworden. Rund um den Hollersee trällern die Vögel ihre Melodien. Im Wasser spielen vergnügt die Entlein. Quietschfidel ist auch schon Achim Brötel – schließlich ist er schon seit gut anderthalb Stunden wach. Der Landrat ist bekennender und im wahrsten Sinne des Wortes ein nimmermüder Frühaufsteher. Doch genau diese Eigenschaft des heute 60-Jährigen ist der Grund dafür, dass wir uns mit ihm zu dieser frühen Stunde treffen – und zwar am Hollersee. Dort wollte er mit uns das Gespräch über sich als Privatmann führen.

Das frühe Aufstehen „erlernte“ er 1988. „Ich habe während meines Referendariats meine Doktorarbeit geschrieben. Tagsüber blieb dafür keine Zeit. Meine Frau ist Krankenschwester. Und wenn die damals früh raus musste, bin ich auch früh aufgestanden und habe an meiner Arbeit geschrieben“, berichtet Brötel. Bis heute schreibt er morgens – und zwar als Landrat seine Reden. „Morgenstunden sind für mich extrem kreative Stunden.“ Zuvor seien fünf Stunden Schlaf ausreichend. Am Wochenende bleibt er aber auch gerne mal etwas länger liegen.

Ein frischer Morgenwind rauscht durch die Bäume am See. Achim Brötel zieht den Reißverschluss seiner lässigen blauen Jacke zu.

Probleme mit dem Schlafen hat Achim Brötel nicht. Das liegt daran, dass es ihm gelingt, berufliche Probleme vor der Haustüre oder, konkreter, im Auto zu lassen. „Da ich viel unterwegs bin, denke ich viel im Auto nach und verarbeite dort auch vieles“, erzählt er. Familie und Beruf möchte er so strikt wie möglich trennen. Immer geht das freilich nicht.

So richtig zum Privatmann wird der Jubilar im Urlaub – von dem übrigens fast jedes Jahr etwa die Hälfte verfällt („Keine Zeit“). Früher hat er an den freien Tagen viel mit seinen Kindern gespielt. Extra gewinnen hat er Sarah und David dabei nie lassen. „Sie waren ohnehin regelmäßig besser“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Heute geht er im knapp bemessenen Urlaub am liebsten mit seiner Frau Silvia in Südtirol wandern.

In der Nähe ruft ein Eichelhäher. Achim Brötel ist gerne in der Natur.

Hier würde er gerne forschen

Von den einstigen Hobbys, die ihn schon in Jugendzeiten begeisterten, hat er sich bis heute einige bewahrt. Nur für das Tischtennisspielen findet er keine Zeit mehr. Das tat er als Junger gerne, war mit ordentlichem Talent gesegnet und spielte mit 17 Jahren schon in der ersten Mannschaft des BJC Buchen. Das etwas antiquiert anmutende Hobby des Briefmarkensammelns ist dagegen immer noch Leidenschaft, hat sich aber dahingehend verschoben, dass Brötel begonnen hat, die Buchener Postgeschichte zu erforschen. „Wenn ich mal im Ruhestand bin, kann ich mir vorstellen, da noch tiefer einzutauchen“, sagt er. Sowieso bezeichnet er sein geschichtliches Interesse als „sehr ausgeprägt“. Wenn er Bücher liest, dann meist Sachbücher mit historischem Bezug – oft zum 20. Jahrhundert. Unterm Jahr liest er aber kaum – schon gar keine dicken Wälzer. Das hat einen simplen Grund: „Ich lese von morgens bis abends dienstliche Sachen. Da brauche ich das nachts nicht mehr.“ Aber: „An einer Buchhandlung komme ich nicht vorbei. Da muss ich immer rein, und ich bringe auch immer etwas mit hinaus“, sagt er und lacht.

Das größte Hobby ist aber die Musik. Die Buchener Stadtkapelle ist quasi seine zweite Familie. Waldhorn spielt er da; übt und spielt mit, wenn es zeitlich passt. „Nur Konzerte kann ich nicht mehr mitspielen, weil die Zeit zum Üben fehlt.“ Am meisten Mensch ist Achim Brötel, wenn er die Musik mit der Faschenacht verbinden kann. Mit den „Dürmer Tratschweibern“ Rita Müller und Gerda Schmitt sowie Peter Fieger an der Gitarre trat und tritt er da auf. Im Huddelbätzkostüm läuft er beim Umzug mit und intoniert den „Kerl wach uff“. „Ich bin Faschnachter und bleibe ein Faschnachter“, sagt er mit Inbrunst. Doch auch insgesamt ist er musikalisch sehr interessiert: „Ich höre fast alles, von Klassik bis Free Jazz – wenn es gut ist.“

Eine flotte Spaziergängerin genießt auch die frische Luft der Frühe. „Guten Morgen!“, sagt sie. Achim Brötel erwidert den Gruß freundlich.

Der Perfektionist

Ist er das eigentlich immer? Sicher nicht. Wenn sein Gegenüber nicht offen, geradlinig und im schlimmsten Fall auch noch unehrlich ist – dann kann er sich massiv ärgern. Doch auch er hat seine Schwächen. Die formuliert er ganz unumwunden: „Ich bin ein Perfektionist, und Perfektionismus ist bis zu einem gewissen Grad auch gut. Doch ich würde mir wünschen, dass ich gelassener über gewisse Dinge hinwegschauen könnte.“ Auch sollte er sich in Sachen Emotionen, wenn es um seine eigenen Reaktionen auf gewisse Gegebenheiten geht, etwas mehr zurückhalten. „Ich bin dünnhäutiger geworden“, hat er festgestellt. Und das überrascht, denn: Wird man mit zunehmendem Alter nicht gelassener?

Ruhe und Erdung findet Achim Brötel auch im christlichen Glauben. Er selbst ist evangelisch, bezeichnet sich aber lieber als ökumenisch. Brötel geht bei einem katholischen Gottesdienst zur Kommunion und nimmt bei einem evangelischen am Abendmahl teil. „Ich bin religiös erzogen worden. Der Glaube trägt mich. Die Werte, die da vermittelt werden, sind in allen Bereichen des Lebens wichtig“, sagt er.

Zu seinem 60. Geburtstag verfalle er nun nicht in Schockstarre oder in „Nachmidlife Crisis“. Er weiß: „Früher war man mit 60 ein alter Mann. Doch ich fühle mich gut. Vermutlich auch deshalb, weil ich in Sachen Gesundheit bisher viel Glück hatte.“ Zwar leide er unter minimalem Bluthochdruck, war aber – und das ist erstaunlich – seit seiner Geburt nicht mehr im Krankenhaus. Als er das sagt, klopft er dreimal auf den Holztisch, an dem wir das Gespräch führen. Er schwört auf die regelmäßige Einnahme von Zink-Vitamin-C-Tabletten. Die schützen ihn vor lästigen Erkältungen, von denen er früher allzu oft geplagt war.

Und so steht auch „Gesundheit“ ganz oben auf dem Wunschzettel zum 60. Geburtstag – für sich und die gesamte Familie. Er fügt an: „Vielleicht kann die Welt wieder etwas friedlicher werden, und ich würde mich freuen, wenn der Egoismus in der Gesellschaft wieder etwas abnehmen würde.“

Gefeiert wird – nein, nicht am Hollersee – sondern „irgendwo im Kreis. Ohne Reden!“ Am Abend möchte Achim Brötel dann bei seiner Familie sein – ganz privat.

Ressortleitung Reporterchef und Leiter der Sportredaktion

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