Mitgliederversammlung des Fördervereins

Rück(um)zug ins sanierte Haus

Das Frauen- und Kinderschutzhaus will präsenter in den Sozialen Medien werden

Von 
Ursula Brinkmann
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Gesicht zeigen will das Frauen- und Kinderschutzhaus des Neckar-Odenwald-Kreises in den Sozialen Medien. Es soll ein Instagram-Kanal erstellt werden, der auf die wichtige Arbeit aufmerksam macht. Bei der Mitgliederversammlung des Fördervereins wurde das Konzept vorgestellt. © Brinkmannn

Neckar-Odenwald-Kreis. Ein Schutzhaus für Frauen und Kinder, die von Gewalt bedroht sind, ist wichtig. Dass es eine so hilfreiche Einrichtung im Neckar-Odenwald-Kreis in Kooperation mit de Main-Tauber-Kreis gibt (und das seit 30 Jahren), sollte einem möglichst großen Kreis von Menschen bekannt sein (aus Sicherheitsgründen natürlich nicht, wo dieses Haus sich befindet). Der Förderverein für das Frauen- und Kinderschutzhaus des NOK erschließt daher neue Wege der Präsenz und Kommunikation und richtet einen Instagram-Account ein. Der Förderverein wurde sogar zwei Jahre vor der Einrichtung gegründet, die er fördern wollte und will. Bei seiner jährlichen Mitgliederversammlung stellten Kim und Milena Wittmann die Idee einer Präsenz in den sozialen Medien vor. „Damit wollen wir insbesondere die jüngere Generation erreichen“, meinte Milena Wittmann; noch am Abend der Versammlung traten die beiden jungen Frauen dem Verein bei.

„Viele in unserem Alter fühlen sich von der Öffentlichkeitsarbeit mittels Flyer und Info-Veranstaltungen eher nicht angesprochen“, führte Kim Wittmann weiter aus. Von der Wichtigkeit, die Existenz eines Schutzhauses bekannt zu machen, sind beide überzeugt, denn: „Jedes Leben ist wert, gewaltfrei gelebt zu werden.“ Der Instagram-Auftritt ziele darauf ab, Aufmerksamkeit dafür zu wecken, dass es Wege gebe raus aus der Gewalt. Mit Posts über die Einrichtung, mit fiktiven Fallbeispielen, mit Storys, die 24 Stunden sichtbar sind, mit aussagekräftigen Bildern sollen die Nutzerinnen und Follower angesprochen werden. „Je nach Lage und Material“, so Milena Wittmann, „denken wir daran, einen Eintrag pro Woche zu posten.“ Vor allen Dingen, das hatte Vereinsvorsitzende Uschi Heckmann schon in ihren einleitenden Worten hervorgehoben, sollen die relevanten Telefonnummern und Hilfen gepostet und eine größere Reichweite erlangt werden.

Partnergewalt erheblich gestiegen

Die zahlreich erschienenen Vereinsmitglieder, zu denen auch Männer gehören, befürworten es, den Social-Media-Weg einzuschlagen. Das sei eine Superidee. „Mit größerer und zeitgemäßer Präsenz“, brachte es die Uschi Heckmann auf den Punkt, „versprechen wir uns letztlich Unterstützung für die Frauen, die es brauchen.“ Und davon gibt es viele. Landrat Dr. Achim Brötel, der den Neckar-Odenwald-Kreis als Träger des Schutzhauses repräsentierte, kannte schon einige Details der Kriminalstatistik 2023 und berichtete, dass Fälle von Partnergewalt im NOK in den letzten vier Jahren erheblich angestiegen seien. Erschreckenderweise sei der stärkste Anstieg nicht während der Corona-Pandemie gewesen, sondern danach. „Es reicht nicht“, schlussfolgerte der Kreischef, „wenn die Opfer ihr Schweigen brechen. Wir müssen miteinander sicht- und hörbar werden.“ Insofern ist die jüngste Initiative ein Schritt in die richtige Richtung.

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km
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Brötel wusste aber auch Positives zu berichten, denn das Frauenhaus war einer umfassenden Sanierung unterzogen worden und der Umzug rechtzeitig zum Jubiläum geglückt. Damit hat auch die vorübergehend herabgesetzte Platzzahl ihr ursprüngliches Niveau wieder erreicht: elf Betten. Deren Auslastung, das hatte Saskia Emmenecker, Leiterin des Frauen- und Kinderschutzhauses geschildert, habe im vergangenen Jahr 53 Prozent betragen. „Betrachtet man aber die Auslastung der Zimmer, so ergeben sich 92 Prozent.“ Emmenecker nannte auch die Zahl der Aufgenommenen im Jahr 2023: 18 Frauen und 19 Kinder. Seit es das Haus gibt, suchten dort 1032 Frauen und 1296 Kinder Zuflucht.

Mit ihrem Tätigkeitsbericht lenkte Uschi Heckmann den Blick darauf, was der Förderverein 2023 getan und erreicht hatte. Durch verschiedene Veranstaltungen sowie durch Spenden, Stiftungs- und Bußgelder sowie die Mitgliedsbeiträge verzeichnete der Förderverein im zurückliegenden Jahr Einnahmen in Höhe von mehr als 28 000 Euro. Der Zuschuss an den Träger – die Hauptaufgabe des Fördervereins – wird 2024 wiederum insgesamt 30 000 Euro betragen. Das beschlossen die Teilnehmerinnen der Versammlung einstimmig. Eine Summe, für die Dr. Brötel im Namen des Kreises dankte: „Damit sind wir gut bedient.“

Die Anwesenden beschlossen ebenso einstimmig, dass die niedrigen Mitgliedsbeiträge bestehen bleiben. Den Beitragszahlerinnen soll jedoch die Möglichkeit geboten werden, sich mit frei wählbaren, nach oben gestaffelten Beiträgen stärker finanziell zu engagieren. Mit der Neuwahl des Vorstands galt es schließlich die Weichen zu stellen für die nächsten zwei Jahre. En bloc, offen und einstimmig votierten die Mitglieder für das bestehende Vorstandsteam aus Uschi Heckmann, Friederike Baier (Stellvertreterin), Isabella Maier (Kassenwartin) und Anne Schmieg (Schriftführerin). Als Beisitzerinnen stellen sich Andrea Nagl, Elfriede Schuler, Heike Roth und Manuela Beyer zur Verfügung. Neu sind Beate Lagler und Linda Bothe. Über die Kasse hatte Isabella Baier berichtet, geprüft worden war sie von Gabriele Teichmann und Simone Heitz: „Alles vorbildlich.“ Das gilt wohl nicht nur für die Kasse...

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