Jahresrückblick für den Neckar-Odenwald-Kreis

Im Kreis wurden Feste gefeiert, es wurde aber auch feste geschafft

Das 50-Jahr-Jubiläum wurde facettenreich begangen. Flüchtlingsproblematik belastet weiter. Müllgebühren sinken

Von 
Sabine Braun
Lesedauer: 
Temporäre Unterkünfte für Geflüchtete wie hier in Buchen errichtete der Kreis in einigen seiner Kommunen. Das Problem der Flüchtlingsunterbringung wird die Menschen auch 2024 beschäftigen. © Michael Fürst

Neckar-Odenwald-Kreis. Von großer Freude und Zufriedenheit über Sorgenfalten bis hin zur Zornesröte war im Jahr 2023 für den Neckar-Odenwald-Kreis, seinen Landrat und seine Bürger alles dabei. In der Bilanz überwiegt jedoch aus Sicht des Landkreises das Positive.

„Wir sind 50 und immer noch unwiderstehlich“. Unter dieser Überschrift feierte der Neckar-Odenwald-Kreis 2023 sein 50-jähriges Bestehen mit hohen Gästen, ganz viel Musik, einer lockeren Festveranstaltung, einem Zeitzeugengespräch und einem augenzwinkernden Rückblick in Form einer Jubiläums-Homepage, um nur einige Höhepunkte zu nennen. Eine besondere Freude war es, Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu Gast zu haben (dazu mehr auf den Rückblickseiten des Baulands in dieser Ausgabe).

Auch die bereits traditionellen Veranstaltungsreihen im Landkreis wie die Neckar-Odenwald-Tage und die Schossfestspiele Zwingenberg standen im Zeichen des Kreisgeburtstags. Mit einer nie dagewesenen Resonanz gehört das Opern- und Musicalereignis hoch über dem Neckar zu den Dingen, die im Jahr 2023 eine ganz besondere Freude auslösten. Rund 8000 Besucher und damit knapp 91 Prozent Gesamtauslastung – das gab es noch nie in 40 Festspieljahren und das wird kaum zu toppen zu sein. Alle Veranstaltungen zum Jubiläum lockten viele Besucher an, was Landrat Dr. Achim Brötel als gutes Zeichen für die Identifikation der Bürger mit ihrem Landkreis deutete.

Mehr zum Thema

Feierstunde

Treu geleistete Arbeit gewürdigt

Veröffentlicht
Mehr erfahren
Bürgernah

Kretschmann in Zimmern

Veröffentlicht
Von
Nicola Beier
Mehr erfahren
Touristikgemeinschaft Odenwald

Noch mehr Gäste in die Region locken

Veröffentlicht
Von
tgo
Mehr erfahren

Vorwärts und aufwärts ging es 2023 beim größten Einzelbauprojekt in der Geschichte des Landkreises, dem neuen Ganztagsgymnasium in Osterburken. Der Plan steht, zum nächsten Schuljahr soll der Betrieb dort beginnen. Auch dazu gibt es weitere Informationen in dieser Ausgabe. Ein weiteres Bauwerk gibt es bisher nur auf dem Papier, die Planungen gehen im neuen Jahr weiter: Ein Erweiterungsbau für das Landratsamt in Mosbach.

Noch zufriedenstellend schloss 2023 für die Neckar-Odenwald-Kliniken. Sondereffekte wie staatliche Energiepreis- und Coronahilfen sorgten dafür, dass die Bilanz für das zu Ende gehende Jahr um 2,3 Millionen Euro besser ausfällt als erwartet. Es bleibt aber bei einem Defizit von voraussichtlich drei Millionen Euro. Und im nächsten Jahr könnte das Minus dann zweistellig ausfallen, warnte Landrat Dr. Brötel in der Kreistagssitzung im Dezember. Beeinflussbar sind diese Ergebnisse vor Ort allerdings kaum noch, da kann in den Krankenhäusern noch so gute Arbeit geleistet werden. Die Rahmenbedingungen für die Arbeit der Kliniken stimmen einfach nicht.

Die „Zornesröte“

Und damit sind wir bereits beim Thema „Zornesröte“. Wiederholt haben Kommunalpolitiker des Kreises, allen voran der Landrat, eine Verbesserung der Bedingungen für die Arbeit vor Ort gefordert. Nicht nur eine bessere Finanzausstattung für die Kliniken. Sondern auch mehr Handlungsspielraum für die unterste und wahrscheinlich wichtigste, die kommunale Ebene. So stand das Stichwort Bürokratieabbau nicht nur Mitte Dezember bei einem Gespräch von Achim Brötel und Dr. Axel Nitschke, Hauptgeschäftsführer der IHK Rhein-Neckar, ganz oben auf der Agenda. Wenn Winfried Kretschmann dem „Brombeergestrüpp“ – so nannte der Ministerpräsident kürzlich die überbordende Bürokratie – wirklich auf den Leib rücken wolle, dann müsse er schon zur Heckenschere greifen, so empfahl der Landrat.

Eine große Aufgabe hat der Landkreis mit der Unterbringung von Geflüchteten zu erfüllen. Immer noch und auch künftig fehlen Häuser und Wohnungen. Außerplanmäßige zwei Millionen Euro für Kauf und Anmietung von Unterbringungsmöglichkeiten stellte der Kreistag ebenfalls im Dezember für das Jahr 2024 für diesen Zweck bereit. Auch zusätzliches Personal wird gebraucht.

Ins neue Jahr geht der Landkreis mit einem planmäßigen Minus am Horizont. Denn den für 2024 vorgesehenen Erträgen von knapp 220.000.000 Euro stehen Ausgaben von etwa 223.600.000 Euro gegenüber. Und das, obwohl die Kreisumlage auf 28,25 Punkte erhöht wird.

Die Lücke von knapp vier Millionen Euro kann aus der Rücklage gefüllt werden, die im wirtschaftlich guten Jahr 2022 auf rund 25 Millionen Euro aufgepolstert werden konnte. Und während das Sparschwein sich füllte, schwanden auf der anderen Seite die roten Zahlen: Die Verschuldung des Landkreises wurde wieder unter die Zehn-Millionen-Euro-Marke gedrückt. Ein guter Start in die schwierigen Jahre, die nach übereinstimmender Einschätzung jetzt anstehen. Zusammenfassend spricht Dr. Brötel mit Blick auf die kommenden Kreishaushalte von „dunklen Wolken“, die sich abzeichnen.

Für die Bürger gab es zum Jahresende noch eine kleine frohe Botschaft: Nicht nur die Strompreise sinken, sondern auch die Müllgebühren. Fünf Euro spart der durchschnittliche Haushalt, und er bekommt dafür sogar mehr Leistung als bisher. Das ist vielleicht nicht viel, aber doch immerhin etwas.

In diesem Sinn setzt auch der Landrat in seinem Weihnachtsbrief auf Zufriedenheit mit dem, was die Region zu bieten hat, zum Beispiel eine intakte Natur und ein funktionierendes soziales Umfeld.

Und nimmt für sich die Worte des Ministerpräsidenten Kretschmann über den Landkreis als „echtes Kraftzentrum“ als gutes Omen mit ins neue Jahr.

Freie Autorin Freie Autorin für die Lokalausgabe Buchen

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke