Produkte der Bio-Region Neckar-Odenwald erhalten nun Einzug in die Supermarktregale. Hierzu fand am Montag eine Auftaktveranstaltung in Mosbach statt.
Mosbach. Brot, Nudeln, Käse, Fleisch, Honig, Linsen oder Grünkern, fast alle Lebensmittel des täglichen Bedarfs sind in Bioqualität regional zu erwerben. Wer sich und der Umwelt damit etwas Gutes tun wollte und nebenbei noch die heimischen Landwirte unterstützen, der musste bisher das „Herumfahren“ in Kauf nehmen. Das ändert sich nun. Am Montag informierten Landrat Dr. Achim Brötel, Minister für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Peter Hauk, Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann, Regionalmanagerin Ruth Weniger sowie Vertreter des Einzelhandels und der Bio-Landwirte bei der Auftaktveranstaltung „Regionales Bio im Lebensmitteleinzelhandel“ über den Einzug der vielfältigen Produkte in die Regale der Supermärkte.
Begriffe schwer zu greifen
„Eine wesentliche Zielsetzung der Bio-Musterregion ist es, nicht nur regelmäßig über das regionale Bio-Lebensmittelangebot zu informieren, sondern insbesondere auch dafür zu sorgen, dass möglichst viel davon tatsächlich in den Regalen des örtlichen Lebensmitteleinzelhandels landet und die Bürger dieses Angebot deshalb überhaupt erst im wünschenswerten Umfang nutzen können“, so Landrat Dr. Brötel, der auch die Abgeordneten Charlotte Schneidewind-Hartnagel (MdB) und Georg Nelius (MdL) unter den Gästen begrüßte. Regionaler Genuss sei immer auch doppelter Genuss, so Brötel. Allerdings, so führte er aus, seien die Begriffe „regional“ sowie „bio“ schwer zu greifen.
Mit dem Begriff der Regionalität verbinde der Verbraucher neben der Erwartung, besonders frischer und saisonaler Ware auch Dinge wie kurze Transportwege sowie eher kleinteilige, unterstützenswerte Erzeugerstrukturen. Ganz konkret fragte er: „Wie weit geht regional?“ Bis in den nächsten Ort, bis an die Kreisgrenze oder gar bis an den Bodensee?
Das Gleiche offenbare sich beim Begriff „bio“. Hier gelte trotz europaweit geschützter Bezeichnungen, „nicht überall, wo bio oder öko drauf steht, ist auch 100 Prozent bio drin“. Die Aktion der Bio-Musterregion Neckar-Odenwald mache sich deshalb für „Regionales Bio“ stark. Man wolle insbesondere darüber aufklären und dafür werben, dass die Kunden bewusst kaufen und sich „keinen Bio-Sand in die Augen streuen lassen“.
Elf Erzeuger und Verarbeiter aus dem Landkreis sowie die Vermarkter haben sich zusammengeschlossen, „um offen, ehrlich und transparent für echtes regionales Bio zu werben“. Für den Landrat ist das „zweifelsohne der richtige Ansatz“.
Simon Kunzmann vom Heimentaler Biohof Kunzmann ist froh über das Projekt und den Zusammenschluss der elf Erzeuger. „Ich wollte mehr Einkaufsmöglichkeiten unter der Woche schaffen“, erklärt er. Der Verkauf in den Supermärkten bietet für die Vermarktung seiner Wurst und Fleischwaren viel Potenzial. „Bisher waren wir nur auf den Wochenmärkten in Mosbach und Buchen sowie der Bio-Scheune vertreten.“
„Bevölkerung schätzt es wert“
Minister Peter Hauk freute sich in seinem Grußwort, dass der „Trend Bio“ Schwung aufnehme. Die Bio-Scheune in Dallau, „die ein Renner geworden ist“, sei für ihn das beste Beispiel. „Die Bevölkerung schätzt es wert“, so Hauk, der nur den Kopf darüber schütteln konnte, dass die Verbraucher beim Liter Pflanzenöl, dass ja dem eigenen, menschlichen Motor zu Gute komme, auf jeden Cent geschaut werde, der Liter Motorenöl jedoch 20 bis 25 Euro kosten dürfe. Er sah in der Aktion einen großen Schritt, da „die Leute, die bio kaufen möchten, nicht mehr extra zum Hofladen fahren müssen“.
Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann gab noch zu bedenken, dass man bei fair erstmal an Landwirte im Ausland denke. Der Verbraucher müsse aber auch an die fairen Preise für die heimischen Erzeuger denken.
Alle Grußwortredner dankten Ruth Weniger für ihr Engagement sowie den Erzeugern und dem Einzelhandel, besonders Peter Arnold mit seinem Rewe-Markt, Edeka Hölzer, Edeka Tischer, Beeren Bauer, dem Bürgermarkt Neunkirchen sowie Anna Seeber mit ihrem Unverpacktladen „annas“ in Mosbach, die mit ihrer Arbeit und auch ihrem Mut das Projekt möglich gemacht haben. „Machen Sie weiter so“, wünschte sich Michael Jann.
Stolz, bei dem Projekt dabei zu sein, war der Inhaber des Rewe-Markts an der Bachmühle in Mosbach, Peter Arnold. Sein regionales Sortiment umfasse Mehl, Äpfel, Honig, Grünkern, Nudeln und sogar Kaffee. Für ihn sei schnell klar gewesen, dass er die regionalen Köstlichkeiten in die Regale aufnehme.
Heimat schmecke man nicht
Selma Troißler von der Bio-Bäckerei Fritze-Beck, die für alle Erzeuger sprach, riet den Besuchern „Probieren Sie“. Denn Heimat schmecke man. Wichtig war ihr, dass man „keinen Trend befriedigen“ wolle. Vielmehr seien die Erzeuger der Meinung, dass der ökologische Landbau die einzige Möglichkeit sei, ihnen eine Zukunft zu bieten.
Troißler sowie Ruth Weniger informierten über das Logo der Bio Region Neckar-Odenwald sowie den Claim „Wir machen Bio …. lecker, regional & fair“. Beide hofften, dass sich noch mehr Bio-Produzenten finden, die ihre Produkte über die Bio Region und den Einzelhandel vermarkten möchten. Ruth Weniger dachte besonders an Eier, Öle und stellte sogar Tofu in Aussicht.
Diese Produzenten könnten das Angebot der Kirchen-Käserei Sindolsheim, des Biolandhofs Reiner Hambrecht, der Bio-Imkerei Willared, der Bäckerei Lunkenheimer, der Biolandhöfe Schiffmann, Haaf und Riebesell, der Biobäckerei Fritze-Beck, der Bio-BG Sindolsheim, des Heimentaler Biohofs Kunzmann sowie der Bioland-Imkerei Herrmann erweitern.
„Das muss wachsen und gedeihen“, so Bioland Imker Ulrich Herrmann aus Hirschlanden, der ebenso wie seine Frau Heike von der „runden Sache“ überzeugt ist.
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