Versammlung der Bäckerinnung - Bei Treffen in Heidersbach über die aktuelle Lage gesprochen

„Der Bäckerberuf wird geschätzt“

Von 
Adrian Brosch
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Bei der Versammlung der Bäckerinnung standen neben den Berichten auch Ehrungen und Verabschiedungen auf der Tagesordnung. © Adrian Brosch

Odenwald-Tauber/Heidersbach. Die Handwerksbäcker der Bäckerinnung Neckar-Odenwald stehen für kompromisslose Qualität und den regionalen Einkauf um die Ecke – stets mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit und Zusammenarbeit. Das ergab die am Montag im Heidersbacher „Löwen“ abgehaltene Innungsversammlung, zu der Innungsobermeister Peter Schlär (Mudau) erstmalig auch Gäste aus dem Main-Tauber-Kreis begrüßte.

Sein Gruß galt neben seinen Vorgängern Oskar Breunig (Hainstadt) und Friedbert Englert (Dallau) den zahlreichen Bäckerkollegen, ehe er in seinem Bericht auf die Corona-Pandemie einging. „Die ländlichen Bäckereien haben Corona nicht nur dank ihrer Systemrelevanz gut überstanden“, bemerkte er und ließ wissen, dass die gute Unterstützung durch den Bäcker-Innungsverband Baden und der Bäko Süd-West vieles abzufedern vermochte. Probleme bereiten jedoch die Preisexplosion von Rohstoffen wie Mehl und Getreide sowie Energie.

„Diese Situation können wir nur gemeinsam meistern“, konstatierte Schlär. Dem Verbraucher gelte es zu vermitteln, dass „jedes Supermarkt-Brot ein Tritt gegen Handwerk und Tradition“ sei, die Rückbesinnung auf Qualität und Regionalität sei jedoch zunehmend spürbar: „Mit jeder schließenden Bäckerei verschwinden einzigartige Rezepte und Spezialitäten, das merkt inzwischen auch der Kunde und kauft wieder lokaler ein“, betonte er. So werde der Bäckerberuf „mehr denn je geschätzt und anerkannt“, nicht zuletzt durch die stets garantierte tägliche Grundversorgung mit hochwertigen Lebensmitteln.

In der Tat wurde den Innungsbäckern zuletzt wiederholt herausragende Qualität bescheinigt: Nachdem sie bei der Stollenprüfung als Spitzenreiter von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen fungiert hatten, erreichten erst am Wochenende 84 Prozent der zur Brotprüfung eingereichten Backwaren Gold – ein starkes Signal. Das hoffentlich auch dem Nachwuchs imponiert: Aktuell sucht die Zunft mit der auf die Jugend abgestimmten Kampagne „Back’ dir deine Zukunft“ gezielt nach Auszubildenden.

Aktuelles vom Bäcker-Innungsverband Baden hatten Ass.-Jur. Ute Sagebiel-Hannich und Thomas Backenstoss mitgebracht. Nachdem Sagebiel-Hannich über die Corona-Regeln und denkbare Folgen der Ukraine-Krise wie erhöhte Verbraucherpreise und gestörte Lieferketten beleuchtete, informierte sie über die zum 1. Januar 2023 einsetzende Pflicht zum Angebot von Mehrwegbehältnissen getreu des novellierten Verpackungsgesetzes. Auch greife eine Neuerung bei der Kennzeichnung von Zusatzstoffen. Ebenfalls zum Jahreswechsel streben die bislang unabhängig voneinander agierenden Bäckerverbände Baden und Württemberg ihre Fusion an, was als wichtiger Schritt für die Zukunftsfähigkeit anzusehen sei und die Kräfte im Südwesten bündeln solle.

Thomas Backenstoss ging in einer informativen Präsentation auf Nachhaltigkeit ein, wobei sich eine lebhafte Diskussion entwickelte, Brennpunkt waren Preissteigerungen: Hier keimte die Frage auf, welche Preise dem Kunden zugemutet werden können. Das rückte auch Torsten Reimund (Bäko Süd-West) in den Vordergrund seiner Rede. Gleichsam betonte er, dass auch nach dem Verkauf der Buchener Bäko-Niederlassung der gewohnte Liefer- und Warenverkehr durch angemietete Teilflächen weiterhin gegeben sei.

Mit Erläuterungen zur Bio-Musterregion Neckar-Odenwald wartete deren Regionalmanagerin Ruth Weniger (Fachdienst Landwirtschaft des Landratsamts) auf. Der Neckar-Odenwald-Kreis sei eine von 14 Bio-Musterregionen in Baden-Württemberg und pflegt Kooperationen mit den benachbarten Bio-Musterregionen Main-Tauber-Kreis, Hohenlohe und Heilbronner Land. Derzeit umfasst das Projekt 66 Bio-Betriebe kreisweit, was einer Quote von sieben Prozent entspricht. Das hat Potenzial nach oben: „2030 wollen wir bei 30 Prozent liegen“, bekräftigte Ruth Weniger und stellte das bald verfügbare „Odenwälder Genuss-Täschle“ vor.

Ehrungen und Verabschiedungen beendeten den offiziellen Teil. Hier nahmen die Bäcker Abschied von Ass.-Jur. Ute Sagebiel-Hannich: Sie wurde in den Ruhestand verabschiedet und erhielt einen mit regionalen Produkten gefüllten Präsentkorb, den Peter Schlär mit dem Dank für die vertrauensvolle Zusammenarbeit seit 2004 verband.

Anschließend verteilte er noch weitere Urkunden zur mit Bravur gemeisterten Brotprüfung an die Vertreter der Bäckereien Seitz (Gerichtstetten), Schlär (Mudau), Münkel (Schloßau), Mayer (Neckarelz), Leiblein, Müssig (beide Walldürn), Englert (Dallau), Schmitt (Limbach), Lunkenheimer (Buchen), Breunig/Zuckerbeck (Hainstadt), Gärtnersmühle (Hardheim) sowie Berberich (Gissigheim), Rücker (Wertheim-Nassig) und Steinruck (Wertheim-Dörlesberg).

Nicht unerwähnt ließ er, dass die durch Monika Berberich vertretene Bäckerei Berberich mit Filialen in Gissigheim und Tauberbischofsheim 42 Backwaren eingereicht hatte, damit war sie Spitzenreiter bei der diesjährigen Brotprüfung und auch qualitativ weit vorn dabei.

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