Main-Tauber-Kreis. Hohe Auszeichnung für den Tauberländer Bio- Streuobstwiesenverein: Als erste Streuobstinitiative überhaupt ist der Verein bei Naturland als Mitglied aufgenommen und nach deren strengen Bio-Standards zertifiziert worden. Naturland ist einer der ältesten Bioverbände, dem heute in Deutschland rund 4700 Erzeuger mit 139 000 Hektar Fläche angeschlossen sind.
Die „Tauberländer“ mit rund 100 Mitgliedern im unteren Taubertal kümmern sich um den Erhalt der Streuobstwiesen und erzeugen seit der Vereinsgründung im Jahr 2018 Obst nach EU-Bio-Standard. Mit der Aufnahme bei Naturland wurde nun das stringente Qualitätsbestreben des Vereins unterstrichen. Ab der diesjährigen Ernte schon dürfen der Bio-Apfelsaft und Bio-Apfelspritzer das Qualitätszeichen Naturland tragen. Neben einem deutlich erweiterten Absatzpotential werden sich die Bemühungen der Mitglieder für den regionalen Naturschutz und beste Streuobstqualität auch in höheren Erlösen niederschlagen.
Vorstand Henry Mühlbauer: „Diese Zertifizierung ist eine besondere Auszeichnung für uns. Sie bestätigt unseren Einsatz für den Naturschutz und unser Qualitätsstreben. Bei unseren Handelspartnern, insbesondere bei den Keltereien, die unser Obst im Herbst aufkaufen, sind wir für unsere Top-Qualität bekannt. Das schafft vertrauensvolle Handelsbeziehungen, auf die man bauen kann. Die Freude über unsere Zertifizierung, die auch unseren Handelspartnern neue Vermarktungsperspektiven bringt, ist entsprechend groß.“
Neue Vereinsmitglieder, die bereit sind, ihr Obst nach den stringenten Naturland- und Qualitätskriterien zu erzeugen, sind dem Verein jederzeit willkommen, dennoch unterstreicht Henry Mühlbauer: „Jeder, der bei uns Mitglied werden möchte, muss sich bewusst sein, dass wir ein Verein sind, an dem alle am gleichen Strang ziehen. Wir wünschen uns eine sehr naturnahe Wiesenpflege, bei der auch alte Bäume gepflegt und erhalten werden, Totholz nicht gleich abgeräumt wird und die Wiesen den unterschiedlichsten Arten eine Heimat sind. Ob jemand die Natur wertschätzt, kann man an seinem Umgang mit den Bäumen und Wiesen sehen. Vollkommen ungepflegt oder blank geleckt – beides dient nicht der Artenvielfalt. Was das Obst betrifft, führen wir schon immer Annahmekontrollen durch. Faule oder unreife Äpfel nehmen wir nicht an. Interessenten sollten also schon glaubwürdig hinter unserer Vereinssatzung stehen.“
Im Gegenzug unterstützt der Verein seine Mitglieder und die Interessenten das ganze Jahr über mit Schulungen und Kursen: Themen sind beispielsweise Kräuterkunde, Baumveredelung, Baumpflanzung, Winter- oder Sommerschnitt von Obstbäumen. In Mitglieder-Rundschreiben wird außerdem auf aktuelle Probleme wie zum Beispiel Misteln, Rindenbrand oder Baumpilze eingegangen.
Mit den Angeboten versucht der Verein dem gravierenden Streuobstschwund entgegenzuwirken. Von rund 255 000 Streuobstbäumen im Jahr 1995 verbleibt inzwischen nur noch ein kläglicher Rest von etwa 133 000 Streuobstbäumen im gesamten Main-Tauber-Kreis.
Tobias Hornung, zweiter Vorsitzender des Vereins und Baumfachwart appelliert darum an die Bevölkerung, sich dringend um die verbleibenden Bestände zu kümmern. Insbesondere die jüngeren Generationen sieht er gefordert: „Wir müssen in den nächsten Jahren alles darangeben, die letzten Streuobstwiesen und vor allem die alten Sorten zu erhalten. Das geht nur, wenn die Jungen mitmachen und sehen, dass in so einer Wiese nicht nur Arbeit steckt. Mit der Pflege einer Streuobstwiese bewahrt man einen unbezahlbaren und wirklich vom Verschwinden bedrohten Schatz. Mit jedem Baum, mit jeder Wiese sterben unzählige Arten. Wir Tauberländer zeigen, wie mit wenig Arbeit extrem viel ökologische Vorteile herausgeholt werden können. Und zwar so, dass es auch noch Spaß macht, denn auf so einer Streuobstwiese lässt sich auch faulenzen und entspannen, lernen und studieren. Wir helfen dabei!“
Mehr zur Arbeit des Vereins: www.tauberlaender.de
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