Wandern und radeln, schlemmen und genießen: Das macht Urlaub aus. Mit der Gründung einer touristischen Dachorganisation im nördlichen Baden-Württemberg eröffnen sich für den Main-Tauber-Kreis neue Möglichkeiten.
Main-Tauber-Kreis. Der Name des Tourismusverbands „Liebliches Taubertal“ wird bleiben, auch wenn Kreisrat Tillmann Zeller monierte, dass er etwas kitschig an Buchtitel oder Filme von Rosamunde Pilcher erinnere. Laut Landrat Christoph Schauder habe sich der Begriff national und international etabliert und stelle ein Markenzeichen dar. Doch um Namen ging es bei der Kreistagssitzung am Mittwoch im Bad Mergentheimer Kursaal nur am Rande. Vielmehr drehte sind alles um die Gründung einer touristischen Dachorganisation im nördlichen Baden-Württemberg, die noch gar keinen Namen hat.
Auftakt bei der CMT
Der Anfang dieser neuen Kooperation von sieben Partnern wurde auf der CMT in Stuttgart (wir berichteten) im Januar gemacht, nachdem ein Treffen im Mai 2022 im Hohenlohekreis vielversprechend verlaufen sei, wie Landrat Christoph Schauder dem Gremium berichtete. Bei der großen Tourismusmesse in der baden-württembergischen Hauptstadt wurde dann ein „Letter of Intent“ – eine Absichtserklärung – unterzeichnet. Mit dabei: der Hohenlohe und Schwäbisch Hall Tourismus e. V., die Touristikgemeinschaft Odenwald, der Tourismusverband Liebliches Taubertal, die Touristikgemeinschaft Hohenlohe, der Kraichgau-Stromberg Tourismus e. V., die Touristikgemeinschaft Heilbronner Land und der Rhein-Neckar-Kreis.
Diese touristischen Protagonisten verbinde das Ziel, eine gemeinsam getragene Dach-Destinationsmanagement-Organisation zu gründen, um sich vernetzt noch besser auf dem Markt zu präsentieren. Was sich zunächst kompliziert anhört, erklärte der Landrat schlicht: Die sieben Tourismusgebiete verfügen gemeinsam über 8,5 Millionen Übernachtungen im Jahr und schieben sich somit nach den beiden großen Playern im Land – Schwarzwald und Bodensee – auf Platz Drei.
Neue Fördertöpfe erschließen
Das wiederum eröffnet die Möglichkeit, an kriteriengebundene Fördergelder des Landes zu kommen, die bislang nicht erreichbar waren. Dabei, so Schauder, handele es sich um Summen im siebenstelligen Bereich, mit denen man neue Projekte erschließen könne. Die sieben Tourismusgebiete bleiben weiterhin für ihre individuelle Ausrichtung verantwortlich.
„Touristen wollen ein gutes Angebot. Dabei interessiert es sie nicht, in welchem Landkreis sie sich gerade befinden“, so Schauder. Mit einer schlagkräftigen Einheit gelte es, die Marketingschwerpunkte Radfahren, Wein und Kulinarik, Kultur und Tagestourismus, Wohnmobiltourismus und Nachhaltigkeit zu schärfen und voranzubringen. Einen Namen für die neue Organisation präsentierte der Landrat noch nicht. Der müsse erst noch juristisch geprüft werden, so Schauder. Dafür stehe der Sitz der Gesellschaft fest: Kloster Bronnbach.
Wie Dezernentin Ursula Mühleck erläuterte, wird eine schlanke Gesellschaftsstruktur mit sieben gleichberechtigten Partnern entstehen. Das Stammkapital beträgt 70 000 Euro – pro Gesellschafter 10 000 Euro. Das Land unterstützt durch eine Anschubfinanzierung in Höhe von 400 000 Euro und eine jährliche Basisförderung von 140 000 Euro. Der Defizitausgleich durch die Gesellschafter bemisst sich auf 452 000 Euro, wobei der Anteil des Main-Tauber-Kreises 85 000 Euro pro Jahr beträgt und nach einem Schlüssel aus den Übernachtungszahlen 2019 berechnet ist.
Aufbauarbeit
Die neue Gesellschaft soll mit einem Geschäftsführer, drei Vollzeitkräften und einer Verwaltungskraft besetzt sein. Das Budget wurde auf maximal 750 000 Euro festgesetzt. Nach Abschluss aller Formalitäten und Beschlüsse soll sie im ersten Quartal 2024 gegründet werden und ab dem zweiten Quartal die Aufbauarbeit beginnen.
Die Fraktionen des Kreistags billigten sowohl die Gründung als auch den jährlichen Zuschuss. Während Klaus Kornberger (Freie Wähler) von ambitionierten Zielen sprach, fragte Manfred Schaffert (CDU), ob die neue Gesellschaft dem „Lieblichen Taubertal“ wirklich einen Mehrwert bringe. Er begrüßte aber außerordentlich die Zustimmung der bayerischen Partner. Wolfgang Reinhart (CDU) nannte die Gründung „einen guten und wichtigen Schritt für den Tourismus in unserer Heimat“.
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