Der Planungsausschuss des Regionalverbands Heilbronn-Franken stimmte der Bündelung der drei Standorte von Hofmann-Menü auf dem Seehof-Areal in Windischbuch zu. Nur die Grünen hatten „Bauchschmerzen“.
Krautheim/Boxberg. Die Hofmann-Menü-Manufaktur, mit Stammsitz im Boxberger Stadtteil Schweigern, kann ihre Neubauplanung für die Verlagerung an den als Schwerpunkt für Industrie, Gewerbe und Dienstleistungseinrichtungen (IGD) ausgewiesenen Standort Seehof in Windischbuch weiterverfolgen. Mit der Zustimmung einer großen Mehrheit der Mitglieder des Planungsausschusses des Regionalverbands Heilbronn-Franken wurde in der jüngsten Sitzung des Gremiums in Krautheim eine wichtige Hürde für dieses Vorhaben genommen. Lediglich die Fraktion der Grünen im Planungsausschuss enthielt sich der Stimme.
In ihren Stellungnahmen begrüßten sowohl der ehemalige Boxberger Bürgermeister Christian Kremer (FWV) als auch der frühere Tauberbischofsheimer Bürgermeister Wolfgang Vockel (CDU), die dem Planungsausschuss noch angehören, die eindeutige Entscheidung des Gremiums. Der Bad Mergentheimer Stadtrat und Fraktionsmitglied der Grünen im Regionalverband, Thomas Tuschhoff, hatte „Bauchschmerzen“ und enthielt sich mit seinen Fraktionskollegen der Stimme.
Wichtiger Arbeitgeber
Christian Kremer unterstrich in seiner Wortmeldung die enorme Wichtigkeit für den Erhalt der Firma Hofmann-Menü in Boxberg. Immerhin bietet das Unternehmen rund 1300 Arbeitsplätze und zählt damit zu den größten Arbeitgebern im Main-Tauber-Kreis. Noch in seiner Amtszeit seien die Umsiedlungspläne mit der Firmenleitung diskutiert worden, doch schon damals habe sich gezeigt, dass eine Erweiterung am bestehenden Hauptsitz im Schweigerner Industriegebiet keine passende Lösung darstellte.
Die mit der Betriebsverlagerung auf das Industriegebiet Boxberg-Seehof verbundene Überschreitung der gebietsscharfen Abgrenzung von rund 13 Prozent, sei in diesem Falle vertretbar. Durch die auf dem alten Areal in Schweigern anschließend vorgesehene verdichtete Wohnbauweise, komme man den Umweltbestimmungen für einen schonenden Flächenverbrauch nach.
Bauchschmerzen bei Grünen
„Wir wollen die Entwicklung einer in der Region beheimateten Firma nicht verhindern“, so der Sprecher der Grünen-Fraktion, Thomas Tuschhoff. „Die vorgelegte Planung macht uns aber Bauchschmerzen, denn 12,7 Hektar landwirtschaftliche Fläche, die bisher nicht für die Gewerbeansiedlung vorgesehen war, soll jetzt für einen Betrieb geopfert werden“. Das sei nicht mit dem Ziel der Landesregierung, den „Flächenfraß zu stoppen“, vereinbar.
Hinzu komme, dass es sich beim Seehof-Gelände um einen nicht integrierten Standort fernab von Siedlungsgebieten handle. Weiter bemängelte Tuschhoff, dass der neue Standort, anders als in der Beschlussvorlage behauptet, keinen Anschluss an den Öffentlichen Personen Nahverkehr (ÖPNV) oder gar an den Schienen Personen Nahverkehr (SPNV) biete, lediglich eine Ruftaxverbindung bestehe.
Der neue Standort möge für die Firma Vorteile bringen, für die Mitarbeiter sah Tuschhoff durch längere Anfahrtswege mit dem privaten Pkw, durch steigende Treibstoffpreise und der geringen Bezahlung allerdings eine starke finanzielle Belastung. Am aktuellen Standort Schweigern würde dagegen sogar ein SPNV-Anschluss bestehen, wenn dort der frühere Haltepunkt wieder reaktiviert würde.
Dies würde man von Seiten der Grünen sehr begrüßen, sei es doch das erklärte Ziel seiner Partei den laufenden dreijährigen Probebetrieb einer Regionalbahn, mit Halt an Unterwegs-Bahnhöfen zwischen Osterburken und Lauda, in einen Dauerbetrieb zu überführen. Das Fahrgastpotenzial der Firma Menü-Hofmann wäre dafür sehr wichtig.
Ihre Zustimmung machten die Grünen von mehreren Kriterien abhängig: Reduzierung der überbauten Fläche durch Geschossbauweise, Festsetzung einer Photovoltaikpflicht die weit mehr als die geplanten 25 Prozent der Dachfläche umfasst, Anbindung des Gewerbegebietes an einen regelmäßigen Busverkehr, Erarbeitung eines Mobilitätskonzepts der Firma für die Beschäftigten und die Umwandlung des jetzigen Firmenareals in Schweigern in Wohnbebauung oder dessen Renaturierung.
CDU begrüßt Bündelung
Wolfgang Vockel, Vertreter der CDU-Fraktion, sah dies „fundamental anders“. Grundsätzlich dürfe kein Eingriff in die kommunale Bauleitplanung erfolgen. Die Bündelung der drei Hofmann-Betriebsstandorte Schweigern, Unterschüpf und Tauberbischofsheim auf dem Seehof, sei ein Meilenstein in der langjährigen Geschichte des Unternehmens und schon alleine aus logistischen Überlegungen heraus nur zu begrüßen. Die Manufaktur produziere täglich über 200 000 Essenportionen und sei neben dem beachtlichen Angebot an Arbeitsplätzen auch der größte Abnehmer und Veredler der heimischen Landwirtschaft und der benachbarten Landesanstalt für Schweinezucht.
Die Hinweise der Verbandsversammlung zur PV-Pflicht und zum späteren Umfang mit den Bestandsstandorten seien angebracht und in die kommunale Bauleitplanung einzubeziehen, führte Vockel aus. Für die Gewährung der Ausnahme aus regionalplanerischer Sicht seien diese Punkte aber nicht relevant. Das Projekt sei daher zu begrüßen, Eine solche Fabrik gehöre in ein Industriegebiet und es gäbe auch keine Alternative. Umso erfreulicher bewertet Vockel die Einschätzung der Verbandsverwaltung, die zu dem Ergebnis kommt, dass die strengen Voraussetzungen für eine Ausnahme erfüllt seien.
Die CDU-Fraktion trage die Beschlussempfehlung der Verbandsverwaltung vorbehaltlos mit. Dem Land, der Raumordnungsbehörde und der Fiskalverwaltung empfahl er gleichfalls den Weg für das Vorhaben freizumachen.
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