Main-Tauber-Kreis. Immer mehr Kunden in Deutschland scannen ihre Einkäufe an der Ladenkasse selbst. Am größten ist laut der Untersuchung des Handelsforschungsinstituts EHI demnach die Verbreitung der sogenannten Self-Checkout-Systeme in Supermärkten. Die meisten SB-Kassen sind in Rewe- und Edeka-Filialen im Einsatz. Dort haben Kunden bereits in jeweils mehr als 750 Märkten die Möglichkeit, an Kassen ohne Personal zu bezahlen.
Das EHI geht davon aus, dass die Zahl der Geschäfte mit entsprechender Ausstattung weiter rasant steigen wird. Die Studien-Autoren benennen mehrere Vorteile: Der Platzbedarf ist geringer, auf wenig Raum lassen sich deshalb mehr Kassen aufstellen, was die Wartezeiten verkürzt. Kassen ohne Personal entlasten außerdem den Einzelhandel, der große Schwierigkeiten hat, Stellen zu besetzen. Die Kundenzufriedenheit sei hoch, heißt es. Für die Analyse wurden insgesamt 63 Unternehmen und Unternehmensgruppen befragt.
„In mehr als 900 von bundesweit 3800 Rewe-Märkten gibt es mittlerweile Self-Checkout-Kassen. Die Installation erfolgt strikt standort-spezifisch, wo diese Sinn macht“, antwortete Sabine Stachorski, die Leiterin der Rewe-Unternehmenskommunikation, Zweigniederlassung Südwest, auf eine Anfrage der FN. Vor allem in Stadt-Supermärkten gebe es diese standort-spezifisch hohe Nachfrage der Kunden nach diesen Express-Kassen, um den Einkauf – in der Regel eine geringere Zahl an Artikeln – schneller bezahlen zu können und nicht in der Warteschlange zu stehen, so die Pressesprecherin weiter. „Mittlerweile gibt es Rewe-Märkte, in denen im Durchschnitt jeder Zweite seinen Einkauf über diesen Service bezahlt. Generell gilt: Die Nutzung ist stark von Faktoren wie Kundenstruktur und Lage abhängig.“
Nicht ausreichend genutzt
In Bad Mergentheim habe sich jedoch nach längerer Testphase, in der die vierte Kasse des Marktes durch vier Self-Checkout-Kassen ersetzt wurde, gezeigt, dass die Kunden die zusätzliche Kassentechnik nicht ausreichend genutzt haben, weshalb sie Ende vergangenen Jahres wieder abgebaut und eine traditionelle Kasse eingebaut wurde. Nach dem Rückbau habe der Bad Mergentheimer Rewe-Markt nun wieder vier Kassen, so Sabine Stachorski. Sie sagte weiter: „Dort, wo Selbstbedienungskassen angeboten werden, verzeichnen wir üblicherweise zunehmende Nutzerzahlen. Alle Märkte mit stationären Self-Checkout-Kassen auszustatten ist aktuell weder geplant noch sinnvoll. Ergo werden die klassischen Kassen, bei denen Mitarbeiter die Artikel scannen und kassieren, noch lange Zeit Bestand haben. Auch auf den Personalbedarf hat dieser Service keinen Einfluss.“
Prokurist Florian Dürr vom Tauberbischofsheimer E-Center meinte bei einem Vor-Ort-Besuch gegenüber den FN: „Unsere SB-Kassen werden gut angenommen – auch von älteren Kunden.“ Mit dem kompletten Umbau des Betriebs vor eineinhalb Jahren hat sich die Familie Dürr ganz bewusst für die Einführung von drei Self-Checkout-Kassen entschieden. Dort in der Expresskassenzone kann man bis maximal 15 Artikel selbst einscannen und bezahlen.
„Damit wollen wir einfach up to date sein und unseren Kunden diese Möglichkeiten bieten“, sagt er. Zudem würden dadurch auch die Mitarbeiter an den herkömmlichen Kassen entlastet.
Noch „Luft nach oben“
Wie viele seiner Kollegen, die solche SB-Kassen anbieten, sieht Florian Dürr jedoch noch „Luft nach oben“. Auch wenn der komplette Markt und im Besonderen der Kassenbereich von Kameras überwacht werden, könne es passieren, dass Waren – ob unbeabsichtigt oder nicht – einfach nicht gescannt werden. „Ungefähr vier Prozent unseres Gesamtumsatzes läuft über die Self-Checkout-Kassen. Wie viel uns durch Diebstahl verloren geht, können wir nicht beziffern, zumal die Dunkelziffer sicherlich noch höher ist“, sagt er.
Bewusst wurden die drei SB-Kassen zwischen den herkömmlichen Kassen und dem Info-Schalter platziert, so dass die Mitarbeiter dort schnell helfen können, wenn ein Kunde beim Scannen Hilfe benötigt.
Zudem müssen sie zur Stelle sein, wenn jemand Alkohol erwirbt: Sie schalten den Kauf dann nach der Altersüberprüfung des Kunden frei. Auch diese Vorgehensweise ist ein Punkt, der nach Meinung von Florian Dürr und etlicher seiner Kollegen einer Optimierung bedarf.
Vor Feiertagen oder „langen Wochenenden“ wird der SB-Kassenbereich dann von einem extra dafür bereitgestellten Mitarbeiter betreut – zur Hilfe bei eventuellen Störungen, zur Freigabe von Alkohol und nicht zuletzt eben auch zur Kontrolle.
„Ich hoffe, dass sich die Technik dieser Kassen noch weiterentwickelt – gerade zu Stoßzeiten sind sie aber auf jeden Fall eine Entlastung“, sagt er. Einen Markt ganz ohne Menschen an der Kasse kann er sich aber doch nicht vorstellen. Gerade ältere Kunden freuen sich noch über den kurzen Plausch an der Kasse – auch wenn es dabei „nur“ ums Wetter geht. sk/dpa
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