Lauda. Politisch, bissig und spontan ist Christian Springer auf der Bühne. Bekannt ist er vielen durch die monatliche Sendung „Schlachthof“ des Bayerischen Rundfunks. Am 26. August gastiert er auf der Kleinkunstbühne des Weinhauses Ruthardt in Lauda.
Lauda. „Nicht egal“ heißt das aktuelle Programm von Christian Springer. „Die Premiere sollte 2020 sein. Aber die Bühnen blieben geschlossen, und die Texte sind in den Müll gewandert“, sagt er. Das Programm gibt es nun seit Herbst 2022. Die FN fragten, was das Publikum zu erwarten hat.
Sie überschreiten die bayerische Grenze und kommen nach Lauda ins Tauberfränkische. Immerhin: Franken steckt da drin, die CSU gibt’s hier aber nicht. Fehlt Ihnen da etwas?
Christian Springer: Die große Frage ist, ob ich nach meinem Ausflug nach Baden-Württemberg wieder zurück nach Bayern darf. Ich bin mir sicher: Auch anderswo kennt man die bayerische Politik. Sie ist ja bundesweit in Verruf geraten. Und weil Söder nicht nur wieder Ministerpräsident werden will, sondern auch noch Berlin anstrebt, muss man ihm schon auf die Finger schauen. Bei den Windrädern zum Beispiel. Den Bau solcher Anlagen im Freistaat kann ein schlechter Schreiner an einer Hand abzählen. Es sind vier. Wenn die bayerische Abstandsregelung so bleibt, steht das Windrad für Ingolstadt in Helsinki.
Sie touren mit Ihrem Soloprogramm „Nicht egal“ in erster Linie in Bayern mit ein paar Abstechern nach Baden-Württemberg. Haben Sie Bedenken, als Bayer anderswo nicht verstanden zu werden?
Springer: Nein. In Bayern sage ich immer, ich bin kein Bayer, sondern Münchner. Wie alle Städter in Berlin, Paris oder London haben wir Münchner einen Großstadtdünkel. Aber im Ernst: Die Fernsehstatistiken besagen, dass die Hälfte der Zuschauer der Satiresendung „Schlachthof“, die ich seit 2013 mit Michael Altinger moderiere, nicht aus Bayern, sondern von außerhalb kommen.
Sie sticheln ja ganz gerne, wie das Fernsehpublikum vom „Schlachthof“ weiß. Haben Sie Lieblingsopfer?
Springer: Der Spott liegt mir näher als das böse Sticheln. Hubert Aiwanger, der stellvertretende bayerische Ministerpräsident, bettelt geradezu danach, verspottet und veräppelt zu werden, weil er ganz gern Bundespräsident, Präsident der Vereinigten Staaten und Papst in einem wäre. Mein Programm verändere ich aber Abend für Abend. Ob der Aiwanger in Lauda durch den Habeck ausgetauscht wird, zeigt sich kurzfristig. Bis zum 26. August kann noch viel passieren. Auf der Bühne findet auf jeden Fall Witz mit Hirn statt.
Ihr Programm „Nicht egal“ haben sie bereits 2020 geschrieben. Der Start fiel Corona zum Opfer. Mussten sie viel umarbeiten?
Springer: Es gibt nichts mehr von dem, was 2020 geschrieben wurde. Aber das ist Berufsrisiko, und es macht mir riesig Spaß. Grundsätzlich finde ich die gesellschaftliche Grundstimmung spannend. Ich beobachte und schreibe auf. Ohne tägliches Schreiben könnte ich nicht leben.
Die Grundstimmung mit einem Hang nach rechts?
Springer: Ich bin mit Franz-Josef Strauß aufgewachsen, in einer Zeit, in der die NPD noch bundesweit antrat und in der es das Oktoberfestattentat durch Rechtsextremisten gab. Der Kampf gegen das rechte Stimmenpotenzial gehört für mich schon immer zum kabarettistischen Handgepäck.
Dass Sie seit Jahren beherrschen . . .
Springer: Ich habe mit 17 Jahren in der Schule zusammen mit Helmut Schleich mit dem Kabarett angefangen. Ich weiß nicht, wie viele Programme ich schon gemacht habe. Da müsste ich mich selbst googeln.
Der Spruch „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ trifft auf Sie ganz gut zu. Sie haben 2012 den Verein Orienthelfer gegründet, der Menschen in Syrien und im Libanon unterstützt. Was ist Ihnen daran so wichtig?
Springer: Ich bin mit einer Mama aufgewachsen, die sagt: Wenn einer hingefallen ist, dann gehst du hin und hilfst ihm auf. Das ist in meiner Familie auch so gelebt worden. Der Krieg in Syrien und seine Folgen ist die größte Katastrophe nach dem Zweiten Weltkrieg. Leider wird das durch den Ukraine-Krieg vergessen. Im Libanon kommen 1,5 Millionen Flüchtlinge auf vier Millionen Einwohner. Das ist im Verhältnis so, als hätte Deutschland 30 Millionen Flüchtlinge. Ich kopple mein kabarettistisches Leben nicht von der Bühne ab. Wenn ich von der Bühne gehe, geht mein Engagement weiter.
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