Sozialwirtschaft

„Es ist fünf nach Zwölf“

Diskussion mit MdB Nina Warken

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pm
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Main-Tauber-Kreis. Die Sozialwirtschaft steht mit Personalmangel, Wohnungsnot und Finanzierungsproblemen vor großen Aufgaben. Kürzlich empfingen Vertreter der Liga der freien Wohlfahrtspflege im Main-Tauber-Kreis die Bundestagsabgeordnete Nina Warken zum Gespräch. In der DRK- Kreisgeschäftsstelle Tauberbischofsheim wurden die aktuellen Herausforderungen der Branche diskutiert. Besonders drängendes Thema war dabei für die Liga-Vertreter die Personalgewinnung. Aktuell ist die Stellenbesetzung in den Bereichen Altenpflege, Gesundheitswesen, Kitas, Eingliederungshilfe und Jugendhilfe schwierig.

Personal in Altenpflege belastet

Besonders in der Altenpflege sei es aufgrund des Fachkräftemangels bereits fünf nach zwölf. Gründe dafür seien nicht nur die Gehälter, sondern besonders die Arbeitsbedingungen. Dünn besetzte Dienstpläne und ausschweifende Dokumentationspflichten belasten das Personal und führten teilweise zu Abwanderungsbewegungen. Um diesem Fachkräftemangel zu begegnen, müssten zum einen die Arbeitsbedingungen attraktiver, zum anderen eine Ausbildungsoffensive gestartet werden, um neues Personal zu gewinnen. Große Chancen sehen die Beteiligten dabei auch in einem Dienstjahr für junge Menschen.

Für ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr spricht sich auch Nina Warken aus: „Ein Gesellschaftsjahr für alle Schulabgänger kann nicht nur unsere sozialen Einrichtungen unterstützten, sondern ist auch eine große Chance, den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu stärken. Dieser Dienst für das Gemeinwohl bringt Menschen aus unterschiedlichen Milieus, Religionen und Generationen zusammen.“

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Ein weiterer wichtiger Baustein wäre, Fachkräfte aus Deutschland zu fördern, weiterzuentwickeln und in Arbeit zu bringen. In der Bundesrepublik beziehen aktuell insgesamt etwa 5,5 Millionen Menschen Bürgergeld (Stand Dezember 2023), davon sind 3,9 Millionen erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Eine Chance liege auch darin, Asylbewerber vermehrt zur Arbeitsaufnahme zu bewegen. Erschwert werde dies durch zu viel Bürokratie, weshalb es dringend eine Verkürzung von Visaverfahren brauche. Aber auch bessere Integration der Migranten durch Sprachkurse und die leichtere Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen würden dazu beitragen, das bestehende Potenzial besser auszuschöpfen.

„Wohnen wird zur sozialen Frage“

Auch das Thema Wohnen lag den Vertretern der Liga der freien Wohlfahrtspflege im Main-Tauber-Kreis am Herzen. Wohnen werde zunehmend zur sozialen Frage. Explodierende Baukosten machen den Wohnungsbau zunehmend unattraktiv. Die Konsequenz: fehlender bezahlbarer Wohnraum. Dass Wohnen immer teurer wird, liege auch an den hohen Standards für Energieeffizienz und Klimaschutz. „Gerade das Heizungsgesetz kommt in so einer Phase zur Unzeit. Die Menschen sind verunsichert und werden finanziell noch weiter belastet“, findet Warken. Insgesamt stünden die dringend benötigten sozialen Dienstleistungen vor einem Finanzierungsproblem. Es bedürfe solider Finanzierungskonzepte, die ihre Basis auf den Ergebnissen der leistungsstarken Wirtschaft haben.

Für Warken ist dabei klar: „Der Sozialstaat muss effizienter und treffsicherer werden. Leistungen dürfen nicht nach dem Gießkannen-Prinzip verteilt werden, sondern dort ankommen, wo sie gebraucht werden.“ pm

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