Main-Tauber-Kreis. Sie wirkt aufgeräumt, auch wenn sie viele Kilometer im riesigen Main-Tauber-Kreis zurücklegt. Schließlich will sie sich bekannt machen. Seit 100 Tagen ist Aleit-Inken Fladausch-Rödel nun als Chefin des Diakonischen Werks vor Ort im Dienst. „Es gibt sehr viele Gremien hier“, sagt die gar nicht mehr so neue Geschäftsführerin des Diakonschen Werks Main-Tauber-Kreis. Drei Bezirkssynoden hat sie bislang besucht, zahlreiche Kirchengemeinden, Seniorenkreise, Sitzungen der Liga der freien Wohlfahrtspflege und Arbeitsgruppen. „Das kostet viel Zeit“, stellt sie nüchtern fest, „aber das gehört dazu.“
Schön ist es für sie immer, wenn sie Leute noch von früher trifft. Obgleich „früher“ nicht Jahrzehnte zurückliegt. Schließlich lebte sie bis 2016 in Wachbach, gehörte für zwölf Jahre dem dortigen Kirchengemeinderat an und arbeitete viele Jahre beim Berufsfortbildungswerk Main-Tauber. Mit etlichen Mitarbeitenden des Landratsamts hatte sie bereits während ihrer damaligen beruflichen Tätigkeit Kontakt, viele Verantwortliche der evangelischen Kirche sind ihr vertraut. „Es ist wie nach Hause kommen“, freut sie sich.
Diakonischer Auftrag
Dass Aleit-Inken Fladausch-Rödel mit viel Verve in ihren neuen Job gestartet ist, ist ihr anzumerken. Sie hat bereits kräftig zugepackt. Nachdem die Erlacher Höhe aus dem Bad Mergentheimer „Mittagstisch plus“ ausgestiegen ist, sprang das Diakonische Werk Main-Tauber-Kreis kurzerhand als Anstellungsträger und Organisator ein. Immerhin erhalten hier zwei Mal wöchentlich bedürftige Menschen ein frisch gekochtes, warmes Essen. Für manche die einzigen vollwertigen Mahlzeiten in der Woche.„Diese Arbeit ist das, was Kirche machen muss“, ist sie überzeugt. „Genau das ist unser diakonischer Auftrag: Wir müssen nahe bei den Menschen sein.“
Sichtbar sein
Ihr Ziel ist auf der einen Seite, das Diakonische Werk sichtbar zu machen, auf der anderen Seite, mit anderen Akteuren im sozialen Netzwerk zu kooperieren. „Gegeneinander zu arbeiten und sich Aufträge vor der Nase wegzuschnappen war gestern“, meint sie kategorisch.
Fladausch-Rödel möchte nach außen zeigen, was das Diakonische Werk alles verantwortet und wie breit gefächert das Angebot an Beratung und Betreuung ist. Im ersten Schritt werden die drei Tafeln in Wertheim, Lauda und Bad Mergentheim mit einem einheitlichen „corporate identity“ beklebt, das sowohl das Logo der Tafel als auch des Diakonischen Werks zeigt. Außerdem ist es ihr ein Anliegen, neue Angebote zu schaffen und Leistungen dort zu platzieren, wo sie hinpassen und angenommen werden.
Bislang ist die neue Geschäftsführerin sehr angetan vom guten Miteinander aller Mitstreiter. „Die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt ist super und auf Augenhöhe, vom Caritasverband erhalte ich bei Fragen jedwede Unterstützung“, berichtet sie. Auch die eigenen Mitarbeitenden seien hoch qualifiziert und zögen komplett mit. Wenn sie an den Umzug in den Salon-de-Provence-Ring in Wertheim denkt, kommt sie regelrecht ins Schwärmen: „Alles ist wunderbar hell, offen und einladend.“
Aleit-Inken Fladausch-Rödel hat bereits in etlichen unterschiedlichen Bereichen gearbeitet: mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen beim Berufsbildungswerk Main-Tauber-Kreis, mit Straffälligen in Adelsheim, als Einrichtungsleiterin des SOS Kinderdorfs Weilheim und als Geschäftsführerin bei einem Bildungsträger in München.
Erfahrung zahlt sich aus
Ihre Erfahrungen zahlen sich aus. Sie weiß, wie Zertifizierungen und Anträge beim Europäischen Sozialfonds funktionieren und kennt die entscheidenden Passagen aus dem Sozialgesetzbuch aus dem Effeff. Sie kann einschätzen, wann eine Win-Win-Situation vorliegt.
Notfallsprechstunde
Letztere kam ihr beim Gespräch mit Geschäftsführer Paul Gehrig vom Stadtwerk Tauberfranken in den Sinn. Die Rede sei auf das Thema Zahlungsverzug bei der Stromrechnung und dem auch für das Stadtwerk unschönen Stromabstellen gekommen. Fladausch-Rödel habe gefragt, ob sie helfen könne und bot eine Notfallsprechstunde zwei Mal im Monat für Betroffene an.
Individuelle Lösungen
„Mir geht es darum, grundsätzliche Lösungen zu finden“, erläutert sie. Wenn damit dem Stadtwerk und den Menschen gleichermaßen geholfen werde, sei das doch eine gute Sache. Fladausch-Rödel: „Da muss man geschmeidiger durch individuelle Iden werden werden.“
Bei allem Willen, als Diakonisches Werk so viel für Menschen mit Problemen oder in Not zu leisten wie es geht, gibt es allerdings auch Grenzen. Schließlich müssen sich die Angebote finanziell tragen. Auch das Landratsamt könne bei steigenden Pflichten im sozialen Bereich das Geld nicht mit vollen Händen ausgeben, sondern müsse sich genau überlegen, welche Freiwilligkeitsleistungen überhaupt noch möglich sind, zeigt sie Verständnis. Für das Diakonische Werk postuliert sie: „Wir sind ein Verband mit viel Know-How“, was fast schon wie ein Werbeslogan klingt.
Strategische Auswahl treffen
„Dennoch“, ist sich Fladausch-Rödel sicher, „müssen wir eine strategische Auswahl treffen, auch wenn es schmerzt.“ Die „Gesundheitsfachkraft Frühe Hilfen“, die in die Familien geht und Eltern mit Neugeborenen bei Schwierigkeiten zur Seite steht und Hilfen eröffnet, gehört für sie zu den ganz wichtigen Aufgaben, weil das echte Prävention ist. Auch das langjährige Projekt „Startklar“, das Jugendlichen bei der beruflichen Orientierung hilft und immer mal wieder auf der Kippe stand, hält sie für unverzichtbar.
Was sie für verzichtbar hält, gibt sie derzeit allerdings noch nicht preis. Das werden wohl erst die Zeit und die Umstände entscheiden. Aleit-Inken Fladausch-Rödel: „Wir sind Dienstleister und müssen Pragmatismus und Professionalität im Sinne der diakonischen Werte verbinden, um wirklich nahe an den Menschen zu sein.“
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