Röttingen. Seit vielen Jahren ist das CSU Kanapee-Gespräch in der Röttinger Burghalle eine feste Größe, die den traditionellen Jahresauftakt des CSU Kreisverbandes Würzburg Land markiert. Auch 2024 war das wieder so. In diesem Jahr gab es neben brennenden aktuellen Diskussionsthemen auch außergewöhnlich viel Politikprominenz. Hauptpunkt war die Europapolitik mit den Auswirkungen auf die Landwirtschaft.
Daher befanden sich auch unter der Rekordkulisse in der voll besetzten Burghalle vor allem viele Landwirte aus der gesamten Region, auch aus dem angrenzenden Baden-Württemberg, die als Protestaktion über die „Ampelpolitik“ mit einer Traktorensternfahrt an dem Tagungsort kamen. Deren Meinung wurde vor allem vom Präsidenten des unterfränkischen Bauernverbandes, Stefan Köhler, unterstützt. Eingeläutet wurde das sehr sachliche 17. Kanapee-Gespräche mit der Frage von Moderator Marc Zenner an die Europaabgeordnete Monika Hohlmeier: „Wie sieht Brüssel die aktuelle deutsche Landwirtschaftspolitik“? Hohlmeier klare Antwort: „Man fragt sich, was ist mit Deutschland los und ist sehr erstaunt“. Hier gab es gleich das erste Lob von der Straußtochter, hat doch Deutschland die besten Lebensmittel, dank der deutschen Landwirte.
Claus Hochrein, Vorstand des LSV Bayern, ergänzte, dass sie auch für die Sicherheit bei der Herstellung und Ernährungssicherheit sorgen. Landwirtschaft gehört mit der Bevölkerung geregelt, Leute müssen mitgenommen werden. Wie es mit den Protesten weitergeht, muss man bis zum 15. Januar abwarten, erklärte der Präsident des BBV Unterfranken, Stefan Köhler, und lobte den Schulterschluss des BBV mit dem LSV. „Es ist sehr viel Druck im Kessel“, meinte er.
Bei der Frage, wie es mit den europäischen Subventionen weitergeht, verwies Hohlmeier auf die anstehende Europawahl. Die EVP-Fraktion stehe auf jeden Fall weiter dahinter, denn vor allem der Mittelstand sei deutlich unterfinanziert. Die deutschen Landwirte betreiben vor allem eine Kulturarbeit, wie in kaum einem anderen Land. Ziel der Politik müsse es sein, erst Lösungen zu haben und nicht alles erst einmal verbieten und vorausschauen, ob es machbar ist.
Von allen Gesprächsteilnehmern wurde bedauert, dass fachliche Argumente nicht mehr zählen, sondern nur noch die von Theoretikern. Hochrein wies auf den Einkommensverlust der Landwirte hin, der bei der Flächenprämie von 280 Euro auf 200 Euro pro Hektar zurückging.
Die Sommerhäuser Winzerin Pauline Steinmann, die für die CSU bei der Europawahl als Kandidatin antritt, stellte die Weinberge zum einen als Kulturlandschaft und als enorm wichtig für das Klima heraus. Ohne die tollen Weinanlagen, die die Landschaft prägen, gehe auch der Tourismus zurück.
Für Köhler gilt, nicht die Probleme auf die Landwirtschaft abzuwälzen. Zum Thema „Entbürokratisierung“ meinte der BBV Vorstand, dass daran sowieso keiner mehr glaubt. Überall werde der Datenschutz vorgeschoben, war die einhellige Meinung.
In der anschließenden Diskussionsrunde forderte der Präsidenten des Fränkischen Weinbauverbands, Artur Steinmann, mehr Förderung der EU für die sehr schwer zu bewirtschaftenden Steilhanglagen.
Der Ochsenfurter Stadtrat Stefan Pohl fragte die EP-Abgeordnete Hohlmeier, wie es mit der Flüchtlings- und Integrationspolitik weitergeht. Hier formulierte sie klar und deutlich, dass dies von Victor Orban abhänge.
Der ungarische Ministerpräsident sei völlig untragbar, stemme sich gegen alles und stellt die Rechtsstaatlichkeit in Frage. Eine Änderung der Einstimmigkeitsregelung sei fast nicht durchführbar.
Der Abschluss des sehr kurzweiligen Kanapee-Gespräches war dem Kreisvorsitzenden Würzburg-Land und Landrat Thomas Eberth vorbehalten, der sich zum einen beim Röttinger Ortsverband mit Christiane Blasczyk an der Spitze für die tolle Organisation bedankte und die Landwirte mit den Worten lobte: „Die Stärke der Bauern ist aktuell der tolle Zusammenhalt und der ist auch weiterhin wichtig.“
In einer anschließenden freien Runde konnte man seine Anliegen den zahlreichen Politikern und Experten persönlich vortragen.Auch das wurde genutzt. pm
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